Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Blick wieder auf das Feuer. »Du wolltest die Wahrheit über mich erfahren, Anya. Das ist sie.« Er schluckte schwer. »Ich bin ein Mörder … ein Killer.«
Er sah sie nicht an. Er wollte den Blick in ihren Augen nicht sehen, den Ekel, den Widerwillen. Er konnte sich ja selbst deswegen kaum ertragen.
Er hörte, wie sie sich bewegte, hörte ihre Schritte im Sand und spürte, wie sie sich neben ihn setzte. Dann fühlte er ihre Hand auf seinem Arm. Er starrte trotzdem weiter in die Flammen.
»Drake.« Sie sprach sanft, aber in ihrer Stimme lag ein Unterton von Stärke und Autorität, den er noch nie darin gehört hatte. »Drake, sieh mich an.«
Er hob den Blick. Sie saß dicht neben ihm. Er konnte sie riechen, sah den Schmerz und die Trauer in ihren Augen.
»Vor zwanzig Jahren habe ich einen Mann getötet«, sagte sie. »Meinen ersten. Er war ein russischer Wachposten und fast noch ein Junge, aber er war ein Feind mit einer Waffe, der uns hätte verraten können. Also habe ich ihn ausgeschaltet, denn dafür war ich ausgebildet worden, habe ihm mit meinem Messer die Kehle durchgeschnitten. Er hat sich nicht einmal gewehrt, als ich ihn tötete, sondern mich nur wie ein verängstigtes Tier angestarrt, als erwartete er, dass ich aufhörte.« Sie schluckte schwer. »Den Ausdruck in seinen Augen werde ich niemals vergessen.«
Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihre Brust. Er spürte den kräftigen Schlag ihres Herzens, den starken und regelmäßigen Puls ihres Lebens. »Ich bin am Leben, weil ich ihn getötet habe. Dafür schäme ich mich nicht, und ich bitte auch niemanden deshalb um Vergebung. Ich habe getan, was ich tun musste, um zu überleben, genauso wie du es getan hast.«
Drakes Herz schlug ebenso heftig wie ihres. Er hatte noch nie über dieses Ereignis mit jemandem geredet, noch nie jemandem seine Trauer oder seine Gewissensbisse gebeichtet, es niemals ausgesprochen. Aber hier hatte er endlich jemanden gefunden, der verstand, der selbst gefühlt hatte, was er fühlte, der diesen Schmerz kannte.
»Wir sind beide Soldaten, Drake. Ganz gleich, wozu sie uns haben machen wollen, wir sind Soldaten, und wir tun, was nötig ist, um zu überleben. Das ist das Leben, für das wir uns entschieden haben.«
Sie verstand, und sie akzeptierte es. Ohne Wenn und Aber akzeptierte sie ihn als das, was er war und was er getan hatte.
Sie verstand.
Sie umklammerte immer noch seine Hand und schob sie jetzt etwas tiefer, bis er ihre Brust umfasste. Sie starrte ihn immer noch in dem flackernden Licht des Feuers an. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, und sie atmete etwas schneller. Aber jetzt lag noch etwas anderes in ihrem Blick, etwas Animalisches, etwas Zwingendes und Faszinierendes.
Sie war auch jetzt noch Soldat, forderte ihn heraus, versuchte, ihn zu provozieren.
»Nein!«, stieß er hervor und wollte seine Hand zurückziehen. »Das werden wir nicht tun.«
Aber sie ließ sein Handgelenk nicht los. Sie hielt es fest wie in einem Schraubstock.
»Du willst mich, Drake. Das weiß ich.«
Wie immer durchschaute sie ihn auch diesmal. Er hatte sie immer begehrt, die ganze Zeit, obwohl er es nicht einmal sich selbst gegenüber zugegeben hatte. Aber jetzt konnte er es nicht mehr leugnen. Er begehrte sie mit einer derartigen Intensität, dass er kaum atmen konnte.
»Nicht so!«, stieß er hervor und schüttelte den Kopf. »Lass mich los!« Er versuchte vergeblich, seine Hand loszureißen, bis er schließlich die Geduld verlor und sie ihr gegen die Brust stieß. Anya fiel rücklings in den Sand.
Im nächsten Moment war sie wieder auf den Beinen. Ihre Augen glühten.
»Hast du Angst vor mir?«, höhnte sie. Bevor er antworten konnte, ohrfeigte sie ihn. Ihm klingelten die Ohren, und seine Wange brannte.
»Ist es das? Bist du ein Feigling, Drake?«
Sie holte erneut aus, um ihn zu ohrfeigen, aber diesmal erwischte er ihr Handgelenk. Plötzlich lag sie in seinen Armen, presste ihren Körper an seinen. Ihre Lippen fanden seinen Mund, sie küsste ihn, zuerst zögernd, als wäre ihr diese Körperlichkeit nicht vertraut. Dann jedoch wurde ihr Kuss mit wachsender Lust fordernder, entschlossener.
Er spürte den starken Schlag ihres Herzens, die Hitze des Blutes unter ihrer Haut. Er drückte sie an sich, spürte ihren warmen Körper an seinem. Er wollte sie. Er begehrte sie mit einer verzweifelten Gier, wie er sie noch nie empfunden hatte.
Was als Nächstes geschah, konnte er nicht verhindern. Empfindungen und Instinkte hatten die
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