Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
ihrer Familie hatten diese Geschichten gelernt und sie von Mutter zu Tochter weitergegeben. Sie sagte, dass ich sie eines Tages auch meinen Kindern erzählen würde.« Er hörte ein schwaches Seufzen. »Allerdings haben die Dinge sich nicht ganz so entwickelt, wie sie erwartet hat.«
Drake streichelte die Narben auf ihrem Rücken, alte Wunden von alten Schlachten.
»Das brachte mir diesen Spitznamen in der Agency ein. Maras, die Göttin des Krieges und des Todes. Ich glaube, damit wollte Cain mir auf seine Art Respekt bezeugen, meiner Herkunft Tribut zollen. Aber … ich selbst hätte diesen Namen nicht gewählt.«
Drake ließ sie los, richtete sich auf und fuhr mit der Hand durch sein zerzaustes Haar. Er weigerte sich, ihren fragenden Blick zu erwidern. »Es tut mir leid.«
Sie runzelte die Stirn. »Was meinst du?«
Er deutete auf ihre Kleidung, die um sie herum verstreut im Sand lag. »Dafür. Dafür, dass ich dich auf diese Weise benutzt habe. Dass ich dir wehgetan habe. Ich wollte nicht, dass es dazu kommt.«
Es war rau und schnell gewesen, kein zärtlicher Liebesak t, sondern unvermittelt und gewalttätig, mit einem exp losiven Höhepunkt. Jetzt, wo es vorbei war, schämte er sich wegen seiner mangelnden Selbstbeherrschung.
Drake hatte Bedürfnisse wie jeder andere Mann, aber sie hatten ihn noch nie so vollkommen überwältigt wie in dieser Nacht. Er verachtete Männer, die sich nicht beherrschen konnten, Männer, die Frauen Schmerzen zufügten. Jetzt war auch ihm das passiert, und er hasste sich dafür.
Anya setzte sich auf, ohne sich die Mühe zu machen, sich zu bedecken, und packte ihn an den Armen. Ihr Griff war so fest, dass es wehtat.
»Hältst du mich für so schwach und zerbrechlich, dass du denkst, du müsstest mich sanft anfassen, um mich nicht zu zerbrechen?«, wollte sie wissen. Sie war sichtlich verärgert. »Ich kann genauso viel ertragen wie du, und ich hatte keine Angst vor dir. Ich wollte dich heute Nacht … ich wollte alles von dir, das Gute und das Schlechte. Kannst du das denn nicht verstehen? Ich wollte nicht, dass du irgendetwas zurückhältst.«
»Aber nicht so«, protestierte er. »Nicht nach dem … nach allem, was dir passiert ist.«
»Das war etwas ganz anderes!«, konterte sie. »Glaub mir, ich kann den Unterschied beurteilen. Und denkst du wirklich, ich hätte zugelassen, dass du mir so etwas antust? Das hier ist passiert, weil ich es wollte und weil du es wolltest.«
Drake schwieg, weil es nichts darauf zu sagen gab. Er wusste, dass sie recht hatte.
Seine Miene wurde etwas weicher, als er sie anblickte. Sie hockte nackt und trotzig vor ihm, ungeachtet der kalten Nachtluft. Noch nie in seinem Leben hatte er eine Frau wie Anya getroffen. Sie konnte jede Art von Härte ertragen, sich jeder Gefahr stellen und jeden Feind besiegen.
Sie war gefährlich und furchtlos, kalt und leidenschaftlich, wunderschön und schrecklich. Sie war all das und noch mehr.
»Also gut«, lenkte er zögernd ein. »Und wie geht es jetzt weiter?«
Sie lächelte und stand auf. »Ich jedenfalls werde erst mal etwas anziehen. Mir wird kalt«, sagte sie und griff nach ihrem Achselshirt.
»Das habe ich nicht gemeint.«
»Ich weiß, was du gemeint hast.« Sie warf einen Blick auf den Himmel im Osten. Er sah genauso aus wie jeder andere Teil des Himmels, aber offenbar war sie in der Lage, irgendetwas darin zu erkennen. »In ein paar Stunden dämmert der Morgen. Du siehst aus, als bräuchtest du den Schlaf dringender als ich. Ich halte Wache und wecke dich, wenn es Zeit wird aufzubrechen.«
Sie war wieder sie selbst. Die Mauern und die Rüstung waren wieder an ihrem Platz.
Sie zog ihre Hose an und setzte sich dann wieder auf die andere Seite des Feuers, als wäre nichts passiert, neben die Waffe, die sie vorhin auseinandergenommen hatte. Drake sah zu, wie sie das Sturmgewehr mit geübter Leichtigkeit zusammensetzte und dabei sorgfältig seinem Blick auswich.
In diesem Zustand war jeder Versuch, mit ihr zu reden, zum Scheitern verurteilt. Drake zog sich ebenfalls wieder an, kroch auf den Rücksitz des Geländewagens und schloss die Augen. Sie hatte recht … er war erschöpft, aber es dauerte trotzdem lange, bis er einschlief.
63
Er wachte auf, als das graue Zwielicht der Morgendämmerung bereits den Horizont erhellte. Ihm war kalt, und er fühlte sich steif und unbehaglich. Doch trotz der Kälte und der Unbequemlichkeit war er erholter als nach so mancher Nacht in einem warmen Bett.
Anya war
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