Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
zurückgelegt, als Anya innehielt, sich hinkniete und den Boden untersuchte.
»Spuren«, sagte sie, ohne aufzusehen. »Noch frisch. Ein Mann, durchschnittliche Größe, normales Schuhwerk. Er humpelt.«
»Jetzt trägst du aber wirklich ein bisschen dick auf.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich sage dir nur, was ich sehe.«
Drake wollte sich nicht mit ihr streiten. Spurenlesen hatte er zwar gelernt, weil das Teil seiner Ausbildung gewesen war, aber er hatte nie viel Talent dafür besessen. Die Leute, die aus einem Fußabdruck detaillierte Informationen herauslesen konnten, wie zum Beispiel Unterschiede in der Gewichtsverlagerung, Schrittlänge und Haltungsmuster, g ehörten seiner Meinung nach zu einer anderen Spezies.
Zusammen gingen sie jetzt den Hang hinauf und folgten den schwachen Spuren, die Anya gefunden hatte. Sie hielten beide ihre Waffen im Anschlag und spähten auf jede Bewegung, suchten nach irgendeinem Hinweis, dass es sich hier um einen Hinterhalt handeln könnte. Der heiße Wind wirbelte Staub und Sand um sie herum auf.
Vor ihnen lag ein Haufen großer, verwitterter Felsbrocken, die ihren Weg blockierten. Drake warf einen Blick auf seine Gefährtin und deutete nach rechts. Anya nickte und gab ihm zu verstehen, dass sie links herumgehen würde.
Drake packte die Kalaschnikow fester und schlich weiter. Die Waffe lag schwer in seinen Händen, und die Mechanik klapperte leise bei jedem Schritt. Sie war bereits vollkommen von feinem Sand bedeckt, aber das war kein Problem, wie er wusste. Eine Kalaschnikow feuerte unter fast allen Bedingungen.
Er lehnte sich gegen einen Felsbrocken, der aus dem Boden aufragte, als hätte irgendein Gigant ihn mit aller Kraft dort hineingerammt. Dann holte er tief Luft, sammelte sich und trat um das Hindernis herum.
Anya setzte sich gleichzeitig in Bewegung, und auf der Rückseite des Felsens trafen sie sich wieder. Zu ihrer Überraschung standen sie vor einem kleinen, dunklen Spalt im Hügel, der vielleicht einen Meter zwanzig hoch und knapp einen Meter breit war. Eine Höhle.
»Die Spuren führen dort hinein«, erklärte Anya und bückte sich, um die schwachen Abdrücke zu betrachten. Dann sog sie tief die Luft durch die Nase. »Tee.«
Drake runzelte die Stirn. »Tee?«
»Ich gehe voraus. Bleib dicht bei mir.« Sie packte die Waffe mit einer Hand und eine Taschenlampe mit der anderen, bevor sie in die Höhle kroch, dicht gefolgt von Drake .
Der Gang war uneben und wand sich durch das Gestein. Dabei änderte er ständig die Richtung. Unmittelbar hinter dem Eingang war er so hoch, dass man wenigstens aufrecht stehen konnte. Allerdings wurde die Passage manchmal so schmal, dass Drake sich zwischen den Felswänden hindurchzwängen musste und das Gefühl hatte, er würde zerquetscht werden.
Anya hatte recht gehabt, was den Geruch anging. Draußen hatte er ihn nicht bemerkt, aber jetzt nahm er das schwache Aroma von Tee wahr. Jemand war hier bei ihnen in der Höhle, aber wo genau befand er sich?
Plötzlich wurde es hell, als eine elektrische Bogenlampe angeschaltet wurde, deren Strahl direkt auf sie gerichtet war. Sofort hoben sie die Waffen, entsicherten sie und legten die Finger auf die Abzüge.
»Das dürfte nicht nötig sein, meine Freunde«, versicherte ihnen eine Stimme. Sie klang ein bisschen fistelnd und nasal, gehörte aber eindeutig einem Mann.
Anya kniff die Augen zusammen. »Typhoon?«
»Bitte senkt eure Waffen.« Als sie zögerten, setzte er hinzu: »Ich habe euch vertraut, indem ich bereit war, mich heute mit euch zu treffen, also vertraut jetzt mir. Ich möchte unsere Beziehung nicht torpedieren, bevor wir uns überhaupt vorgestellt haben.«
Die beiden sahen sich kurz an und senkten dann übereinstimmend die Sturmgewehre.
Der Strahl der Lampe wurde abgewendet, und in ihrem Schein wurde ein Mann sichtbar, der auf einem niedrigen Felsvorsprung etwa zehn Meter von ihnen entfernt auf der anderen Seite der Höhle saß. Das gleißende Licht hob seine Gesichtszüge plastisch hervor.
Wen immer Drake auch als Anyas geheimnisvolle Informationsquelle erwartet hatte, dieser Mann entsprach ganz und gar nicht seinen Vorstellungen.
Er war noch ziemlich jung, vermutlich ein paar Jahre jünger als Drake, hatte ein schlankes, fast ausgemergeltes Gesicht, scharfe, knochige Gesichtszüge und eine Halbglatze. Er war schlank, mit schmalen, abfallenden Schultern und einem Hals, der unverhältnismäßig dünn aus dem Kragen des viel zu groß wirkenden Hemdes ragte. Er
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