Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
kurz daran und verbannte sie dann aus seinem Kopf.
Das grüne Licht flammte auf.
»Los! Los! Los!«
Er sah, wie Mason mit schweren Schritten zum Rand der Rampe ging, die Arme vor seiner Brust verschränkte und sich nach vorn beugte. Im nächsten Moment waren Frost und er verschwunden.
Dietrich war der Nächste; er zögerte eine halbe Sekunde, bevor er sich ebenfalls in die Dunkelheit stürzte.
Drake sah, wie Keegan kurz stehen blieb, sich bekreuzigte, dann die Rampe hinunterlief und sich wie ein Weitspringer hinabstürzte.
Nur Drake war noch übrig. Eine kurze Sekunde lang war er vollkommen allein und starrte in die unendliche Dunkelheit hinaus. Irgendwo weit unter und vor ihm lag ein unbezwingbares russisches Gefängnis, und darin saß die Frau, die heute Nacht ihr Ziel war.
Eine Frau, die Cain um jeden Preis nach Hause holen wollte. Eine Frau, für die Drake fünf Menschenleben bei der gefährlichsten Mission seiner Karriere riskierte. Eine Frau, die möglicherweise der Schlüssel für seine eigene Begnadigung war.
So viel hing von dieser einen Person ab. Er konnte nur beten, dass sie diesen ganzen Aufwand wert war.
Und noch mehr hoffte er, dass er es wert war, begnadigt zu werden.
Er holte tief Luft, trat auf die Rampe, verschränkte die Arme vor der Brust und machte noch einen Schritt, einen Schritt ins Nichts.
16
Sie lag wach auf der harten, klumpigen Matratze und sah zu, wie ihr Atem bei jedem Ausatmen in der kalten Luft Wolken bildete. Sie konnte nicht schlafen.
Sie verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schloss die Augen, versuchte sich die Sonne, die Bäume, das Gras, Wärme und Licht vorzustellen, das Gefühl des Windes auf ihrer Haut, malte sich aus, wie sie rannte, bis ihre Beine sie nicht mehr tragen konnten.
Diese Übung praktizierte sie recht häufig, eine Fluchtmöglichkeit, auch wenn diese Flucht nur in ihrem eigenen Kopf stattfand.
Doch heute Nacht gelang es ihr nicht.
Sie runzelte die Stirn und bemühte sich, die vertrauten Bilder zu beschwören; wie es sich anfühlte, draußen zu sein, unter freiem Himmel zu stehen, ohne Mauern ringsum, ohne Decke über dem Kopf und ohne einen harten, kalten Zementboden unter den Füßen.
Aber es wollte sich kein Bild einstellen. Immer, wenn sie es versuchte, sah sie nur dieselbe graue Zellenwand. Ihre Welt. Die einzige Welt, die sie jetzt kannte.
Habe ich all das vergessen?
Zum ersten Mal seit langer Zeit durchströmte sie Angst; es war ein plötzliches, unkontrollierbares Gefühl. Ihr Verstand war ihre letzte Bastion gewesen, der einzige Aspekt ihres Lebens, den sie noch im Griff hatte.
Damit war es wohl vorbei. Jetzt war sie sowohl innerlich als äußerlich eine Gefangene. Ein kalter, harter Knoten von Furcht und Verzweiflung stieg in ihr hoch, verbiss sich wie eine sich windende Schlange in ihre Eingeweide.
Du hast es hereingelassen, dachte sie verbittert. Du hast zugelassen, dass es dich einholt, und hast damit das Einzige verloren, was von Bedeutung ist. Du hast versagt. Dieser Ort hier hat dich besiegt.
Sie presste die Augen fest zusammen und umklammerte die dünne Decke mit solcher Kraft, dass sich ihre Muskeln verkrampften und ihre Knöchel weiß hervortraten. Sie stieß einen stummen, gequälten und wütenden Schrei aus.
Plötzlich hallte ein lautes Donnern durch den Zellenblock, als eine Tür heftig aufgerissen wurde. Für eine Zellentür war das Geräusch zu heftig; es musste eine der massiveren Sicherheitstüren sein, die den Block mit den Einzelzellen vom Rest des Gebäudes trennten.
Die Tür am westlichen Ende ihres Blocks hatte rostige Angeln, die schrecklich quietschten, wenn die Tür aufgewuchtet wurde. Bei diesem Geräusch zuckte sie immer zusammen, weil sie wusste, dass die Wärter kamen. Wollten sie zu ihr oder zu einem der anderen armen Teufel in den angrenzenden Zellen?
Sie lauschte angestrengt auf die Schritte und verzog vor Verwirrung das Gesicht. Sie waren zu dritt. Sie erkannte den schweren Schritt von Bastard, aber nicht die der anderen beiden. Sie bewegten sich rasch in ihre Richtung.
Hatte er sich eine neue Art der Bestrafung ausgedacht? Brachte er neue Freunde mit, damit sie ihm halfen? Hörte er denn niemals auf?
Nicht schon wieder. Nicht so bald. Bitte.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich, während sie sich vom B ett rollte, und ihre Muskeln verspannten sich bereits, als sie sich auf das vorbereitete, was da auf sie zukommen würde.
Sie hörte leise, gedämpfte Stimmen. Was sie sagten, konnte sie
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