Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Vendetta: Thriller (German Edition)

Mission Vendetta: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Vendetta: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Jordan
Vom Netzwerk:
sehen fast noch schlimmer aus als er.«
    Drake verspannte sich unwillkürlich. War das so offensichtlich?
    In diesem Moment summte die Kommunikationsanlage des Flugzeugs, und die blecherne Stimme des Piloten hallte durch die Kabine. »Achtung, Besatzung. In dreißig Minuten erreichen wir die Absprungzone. Dreißig Minuten.«
    Drake leerte den Kaffeebecher und sah seinen Kameraden an. »Ich bin fit, Kumpel.«
    Er erhob sich und versuchte auf dem schwankenden Deck das Gleichgewicht zu halten, während er die Stimme erhob und sich an den Rest des Teams wandte. »Also gut, letzter Waffen- und Ausrüstungscheck! Fertig machen!«

14
    Sie lag rücklings im hohen Gras und blickte in den endlosen blauen Himmel hinauf. Nicht ein einziges Wölkchen störte seine Vollkommenheit. Es war ein warmer, ruhiger Sommerabend, und nur ein schwacher Windhauch wehte durch das hohe gelbe Gras um sie herum. Es war ein Abend, der sie mit Dankbarkeit erfüllte, einfach nur weil sie lebte.
    Dann fiel ihr Blick auf den Kondensstreifen eines Flugzeugs, das von Norden nach Süden flog; er war so gerade wie ein Pfeil, vorn spitz und schmal. Während ihr Blick ihm nach Norden folgte, fächerte er sich allmählich auf und verschwand schließlich.
    Wohin die Maschine wohl flog? Sie wusste es nicht. Aber als sie dalag und nach oben starrte, schien der Himmel unendlich zu sein. Sie kam sich so klein vor, dass sie sich darin hätte verlieren können.
    Sie atmete tief ein, roch den Duft von Kiefernnadeln, Gras, Wildblumen, fruchtbarer Erde und anderen Dingen in der Nähe. Sie liebte es, an solchen Abenden hier draußen zu liegen, sich als Teil der Welt um sie herum zu fühlen, nirgendwo hingehen zu müssen und frei von irgendwelchen Verpflichtungen zu sein. Sie empfand tiefsten Frieden.
    Ihre Gedanken wurden von dem Brummen eines Fahrzeugs unterbrochen, das knirschend über den Schotterweg zum Haus fuhr.
    Gefangene 62 blinzelte und öffnete ihre Augen einen Spalt, als am Ende des Blocks eine Zellentür knallte. War es Tag oder Nacht? Sie wusste es nicht. Sie wusste es nie. Tag und Nacht hatten in einer Welt, in der die Sonne nur eine vergessene Erinnerung war, keinerlei Bedeutung mehr.
    Ihr war kalt. Ihre Füße waren die reinsten Eisblöcke. Die Decke, die man ihr gegeben hatte, war nicht lang genug, um damit ihren ganzen Körper zuzudecken, es sei denn, sie zog die Knie an den Bauch. Offenbar hatte sie sich im Schlaf bewegt.
    Sie hatte geträumt, einen Traum, der in gewissen Abständen immer wiederkehrte. Es war eine Erinnerung, eine alte Erinnerung an die ferne, nur noch schwach existente Zeit des Bevor . Bevor sie allein war. Bevor sie kämpfen musste, um zu überleben. Bevor die lange Liste von schlimmen Dingen passiert war, die sie hierhergebracht hatten.
    Die Träume vom Bevor machten sie immer wütend. Früher einmal hatten sie ein schmerzendes, niederschmetterndes Gefühl von Verlust und Verzweiflung in ihr zurückgelassen, aber sie hatte Gefühle wie diese schon lange ausgebrannt, hatte sie aus ihrer Psyche ausgemerzt, wie man beispielsweise ein von Wundbrand befallenes Bein amputieren würde. Dieses Opfer war notwendig, um den Rest von ihr am Leben zu erhalten, um zu überleben. Jetzt machten diese Träume sie nur noch wütend, weil sie sie an etwas erinnerten, das sie nie wieder besitzen würde.
    Familie, Liebe, Schutz, Sicherheit, Mitgefühl und Zärtlichkeit … einen solchen Luxus würde sie nie mehr genießen können.
    Es war immer noch kalt. Sie rutschte von der Pritsche, legte sich auf den Boden und begann mit ihren Liegestützen. Sie ignorierte ihre schmerzenden Muskeln. Sie musste ihren Kreislauf anregen, damit die Wärme wieder in ihre Glieder strömte.
    Trauer, Bedauern, Gram, Furcht … All das waren Schwächen, die sie sich nicht leisten konnte. Wollte sie in Khatyrgan überleben, musste ein Teil von ihr intakt und unberührt bleiben, musste sie ihre Stärke bewahren.
    Ihr Bevor -Leben war längst vorbei. Jetzt zählte nur noch das Überleben. Das war ihr Ziel, ihr Fixpunkt, ihre einzige Hoffnung. Es war nicht mehr Mittel zu einem Zweck, sondern reiner Selbstzweck.
    Jeder Tag, den sie überlebte, war ein Sieg. Mehr konnte sie nicht verlangen.
    Sie hielt durch.
    Sie hielt aus.
    Und sie war vollkommen und schmerzlich allein.

15
    »Drei Minuten bis zum Absprung! Drei Minuten!«
    Drakes Herzschlag beschleunigte sich. Jetzt galt es. Ausrüstung und Waffen waren ein letztes Mal überprüft worden, sämtliche Vorbereitungen

Weitere Kostenlose Bücher