Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
andere Wahl, als weiterzufliegen. Wurde er jetzt langsamer, würde er mit voller Wucht gegen den Beton prallen und sich möglicherweise die Knochen brechen.
Er zuckte zusammen, als die Mauer unter ihm vorbeifegte. Seine Füße berührten fast den Rand des Daches. Es war jetzt unter ihm und schien mit fast zwanzig Meilen pro Stunde auf ihn zuzustürzen, hart, kalt und unnachgiebig. Es war von Lüftungsröhren übersät und mit Schnee und Eis bedeckt.
Er riss an seinen Kontrollseilen. Der Schirm flatterte, und das Dach sprang ihm gleichsam entgegen.
Er landete hart und rollte sich instinktiv ab, um den Aufprall abzufedern. Er krachte jedoch gegen einen metallenen Kamin. Der Kasten schepperte heftig, und Drake unterdrückte ein Stöhnen, als eine Woge von Schmerz durch seinen Rücken und seine linke Schulter schoss.
Aber das war nicht wichtig. Er konnte sich bewegen und hatte sich offenbar nichts gebrochen.
Sein Gleitschirm faltete sich zusammen und landete einige Meter von ihm entfernt auf dem Dach. Trotzdem stellte er noch eine Gefahr dar, falls eine Windböe ihn packte. Drake hatte keine Lust, von seinem eigenen Gleitschirm zum Rand des Daches und in den Abgrund gezogen zu werden, nachdem er diesen langen Flug überlebt hatte.
Er packte die schlaffen Leinen, wobei er den Schmerz in seinem Rücken und seiner Schulter ignorierte, zog den Schirm zu sich heran, schnallte den Harnisch ab und ließ ihn dann neben den Kamin fallen. Er konnte die anderen nicht sehen, und er achtete im Moment auch nicht auf sie. Erst einmal musste er sich darauf konzentrieren, sich selbst zu organisieren.
Nachdem er sich von dem Fallschirm befreit hatte, griff er nach der MP 5, die an sein linkes Bein geschnallt war, und löste die Verschlüsse, die sie dort festhielten.
Diese Maschinenpistole war kompakt, verlässlich und hervorragend konstruiert. Drake hatte sie im Laufe der Zeit zahllose Male eingesetzt und noch nie Grund zur Beschwerde gehabt.
Nach wenigen Sekunden hielt er sie in der Hand und drückte ein Magazin in die entsprechende Öffnung. Dann zog er den Ladehebel zurück und beförderte die erste Patrone in die Kammer.
Er hatte immer noch die Sauerstoffmaske auf dem Gesicht. Er streifte sie ab, zog die feuchte, beengende Gesichtsmaske herunter und ließ sie neben den Fallschirm und die Flasche fallen. Sofort schnitten die kalte Luft und die eisigen Schneekristalle in sein Gesicht und betäubten die bloße Haut.
Unter der Sauerstoffmaske hatte er eine hochgerollte Balaklava getragen, die nur seinen Kopf bedeckte. Unverzüglich zog er sie herunter, um sein Gesicht zu schützen.
Dann kniete er sich neben den Kamin und wartete lauschend einige Sekunden, während sich sein Verstand und sein Körper auf seine neue Umgebung einstellten.
Es war ruhig. Er hörte weder Alarm noch Schreie oder Warnungen. Gar nichts. Nur das Hämmern seines Herzens und das scharfe Heulen des Windes.
Dann vernahm er das Knirschen von Schritten auf dem verschneiten Dach und sah sich um, als zwei dunkle Gestalten geduckt auf ihn zukamen, die Waffen schussbereit in den Händen. Ihre Gesichter waren wie seines verhüllt, aber er erkannte Mason und Frost sofort an ihrer Größe und Gestalt.
»Ziemlich interessant, so ein Tandemflug«, bemerkte Mason mit funkelnden Augen, als er sich neben Drake kniete.
»Wir sind drin. Das reicht mir«, erwiderte Drake und sah Frost an. »Wie fühlen Sie sich?«
Ihre Antwort war ebenso einfach wie aufrichtig. »So was mache ich nie wieder im Leben.«
»Abgemacht.« Er lächelte kurz und aktivierte sein Funkgerät. »Keegan. Dietrich. Statusmeldung.«
Ihre Funkgeräte waren Impulstransmitter, die auf willkürlichen Frequenzen sendeten. Um sich darauf einzutunen, brauchte man den Frequenzschlüssel, den nur Drake und sein Team kannten. Ohne diesen Schlüssel hörte jeder, der sie belauschte, nur ein gelegentliches statisches Rauschen – jedenfalls nichts, was auch nur im Entferntesten einer menschlichen Stimme glich.
Dietrich meldete sich sofort. »Wir sind im Südwestturm. Hört auf, weiter herumzualbern, und kommt gefälligst hierher.«
Drake biss sich auf die Zunge. Das war nicht der richtige Moment für kleinliche Streitereien. Er hob die Ausrüstung auf, die er auf dem Dach abgelegt hatte, und sah Mason und Frost an. »Wir rücken weiter vor. Drei Meter Abstand. Und los!«
Er marschierte voran, gefolgt von Frost. Mason bildete die Nachhut. Geduckt rannte er über das Dach zum nächsten Wachturm und nutzte
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