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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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überlassen.»
    Sie küsste mich, und in meinem geschwächten Zustand ließ ich es geschehen. Aber nach einem kurzen Moment schnappte ich nach Luft. Dann sagte ich: «Als mir der Arzt heute Morgen die Spritze gab, hat er mich vorgewarnt, dass ich mich so fühlen könnte. Euphorisch. Als wäre ich Napoleon.»
    Ich hielt sie fest und drückte mich gegen ihren Bauch.
    «Sie scheinen mir aber kräftiger als Napoleon.» Sie küsste mich erneut und ließ ihre Hände über meinen Körper gleiten. «Und sehr viel größer.»

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Kapitel 19 FRANKREICH 1940
    Als ich kurz darauf am Flughafen Le Bourget rund zehn Kilometer nördlich von Paris eintraf, fühlte ich mich noch immer wie in einem bizarren Märchen, in dem der schlafende Prinz von der tapferen Prinzessin gerettet wird. Es ist erstaunlich, welche körperlichen und geistigen Kräfte ein paar Küsse freisetzen können. Aber vielleicht war das ja auch nur das Aufputschmittel.
    An der Einfahrt zum Flugplatz stand die Statue einer nackten Frau, die gerade zu einem Flug von ihrem grauen Steinsockel abhob. Sie sollte an Lindberghs Flug über den Atlantik erinnern, doch ich erinnerte mich einzig und allein daran, wie sich Renatas Körper angefühlt hatte, und stellte mir vor, wie er wohl aussah, falls ich ihn je ohne Zimmermädchenkluft zu sehen bekam.
    Wir hatten uns zu dritt auf die Rückbank des Stabswagens gezwängt – Kestner, Bömelburg und ich. Vorne saßen ein SS -Fahrer und ein gutaussehender junger Oberkommissar von der Pariser Polizeipräfektur. Als wir auf das Flughafengebäude zufuhren, setzte gerade eine viermotorige FW Condor auf der Landebahn auf.
    «Wer da wohl kommt?», fragte Kestner.
    «Das ist Dr. Goebbels», sagte Bömelburg. «Er macht’s dem Führer nach und will sich Paris anschauen. Er wird bestimmt für einige Unruhe sorgen.»
    Aus Sicherheitsgründen mussten wir in unserem Wagen sitzen bleiben, bis der Mahatma Propagandi in einem riesigen hellen Mercedes den Flughafen verlassen hatte. Es gelang mir, einen kurzen Blick auf Goebbels zu werfen, als der Wagen an unserem vorbeirauschte. Er sah aus wie ein bösartiger Kobold, der eine brave Miene aufgesetzt hatte.
    Als Goebbels von dannen gezogen war, brachte uns der Wagen zu dem kleinen zweimotorigen Flugzeug, das für uns bereitstand. Ich war noch nie geflogen. Kestner und der Franzose auch nicht, und wir alle spürten Nervosität aufsteigen, als wir auf die Passagiertür der Maschine zugingen. In der Kabine erwartete uns ein weiterer Franzose – ein älterer, großgewachsener Mann mit Toulouse-Lautrec-Bart, Kneifer und der gelassenen Ausstrahlung eines Kriminalisten. Er war Leitender Kommissar bei der französischen Polizei und hieß Matignon. Der jüngere Franzose war sogar noch größer als sein Kommissar. Er trug einen gutgeschnittenen dunkelgrauen Sommeranzug und eine dicke Brille mit rosa getönten Gläsern. Sein Name war Philippe Oltramare. Um die Deutschkenntnisse der beiden Franzosen war es vermutlich nicht besonders gut bestellt, aber mit den Französischexperten Kestner und Bömelburg an Bord würde das kein Problem darstellen.
    Die Motoren des Flugzeugs, einer Siebel Fh 104, sprangen an, sobald wir eingestiegen waren, was alle außer mir zum Anlass nahmen, sich eine Zigarette anzuzünden. Für meine angeschlagene Lunge war Zigarettenrauch eine unerträgliche Zumutung, und es dauerte nicht lange, bis ich von einem erneuten Hustenanfall geschüttelt wurde, was die anderen bewog, ihre Glimmstängel höflich wieder auszumachen, sodass ich in den Genuss eines rauchfreien Fluges nach Biarritz kam. Meine geräuschvoll rasselnde Atmung hörte sich auch ohne zusätzliche Reizung an wie bei einem Kinobesucher, der sich einen versauten Film anschaut.
    Die Unterhaltungen an Bord wurden überwiegend auf Französisch geführt, doch es fielen ein paar Namen, die ich kannte, darunter Rudolf Breitscheid, der ehemalige preußische Innenminister, und Dr. Rudolf Hilferding, der frühere Finanzminister. Beide Männer waren nach Hitlers Wahl aus Deutschland geflohen. Ich erkundigte mich bei Bömelburg nach ihnen.
    «Wir glauben, die beiden Rudolfs sind in einem Hotel in Arles», sagte er. «Unser Kommissar hier hat um ihre Festnahme gebeten. Aber es scheint da vor Ort einigen Widerstand zu geben.»
    Das hörte ich gern. Die beiden Rudolfs waren führende Köpfe der SPD gewesen, die ich selbst gewählt hatte. Einen Verbrecher wie Erich Mielke festzunehmen war eine Sache, aber

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