Mistelzweig und Weihnachtskuesse
Stoffmustern. Überall im Laden standen Möbel, aber die meisten Waren lagerten in dem riesigen Raum auf der Rückseite des Hauses. Wie geplant erfüllten heimelige Düfte den Laden, und weiches Licht leuchtete ihn wohlig aus. Von dem Tag an, seit sie das Ladenschild aufgehängt und die Türen geöffnet hatte, florierte das Geschäft. In den letzten Wochen war der Gewinn sogar noch einmal spektakulär angewachsen. Sie wusste genau, wer dahintersteckte: Jordan.
Selbst an diesem Donnerstagnachmittag war der Laden überfüllt. Frauen standen in Gruppen zusammen und kämpften um den Weihnachtsschmuck, der an mehreren Tannenbäumen hing. Die Hälfte der Kränze hatte bereits die Besitzer gewechselt. Wenn es so weiterging, war sie vor Weihnachten ausverkauft. Holly war selig.
Um den Preis zu drücken, hatte sie die größten Mengen bestellt, die sie bezahlen konnte. Die Einkäufe hatten ihre finanziellen Reserven bis auf den letzten Cent aufgebraucht. Wenn sie zwischendurch an ihrer Entscheidung gezweifelt hatte, beruhigte sie sich damit, dass Weihnachtsware nicht verdarb. Was sie nicht in diesem Jahr verkaufte, konnte sie im nächsten wieder anbieten. Eigentlich hatte sie ein Warenlager für zwei Jahre anlegen wollen, doch jetzt ging gleich der gesamte Vorrat über die Ladentheke.
Die Tür öffnete sich, und ein gut aussehendes Paar trat ein. Der Mann war groß, vielleicht einen Meter fünfundneunzig. Er hatte dunkles Haar, und ein Ohrring glitzerte an seinem Ohr. Er sah gefährlich aus – wie die Sorte Mann, die für Frauenherzen tödlich ist. Auch die Frau hatte dunkle Haare, aber ihre waren lockig und reichten ihr fast bis zur Hüfte. Sie war schlank und trug einen wollenen Pullover über ihrer langärmeligen weißen Bluse.
Holly musterte sie einen Moment. Dann erinnerte sie sich, dass sie die beiden bei ihrem ersten Krankenhausbesuch bei Jordan schon einmal gesehen hatte.
Die Frau fing ihren Blick auf, lächelte und ging auf Holly zu.
„Du musst Holly sein. Ich bin Rebecca Lucas, und das ist mein Mann Austin.“
Alle drei gaben sich die Hand.
„Sucht ihr etwas Bestimmtes, oder wollt ihr euch nur umsehen?“, fragte Holly anschließend.
Rebecca schaute kurz zu ihrem Mann. „Du wärst am liebsten über alle Berge, oder?“
Ungeduldig trat Austin von einem Fuß auf den anderen. „Zu viel Mädchenkram. Und es riecht komisch hier drin.“
Das quittierte Holly mit einem freundlichen Lachen. „Das geht vielen Männern so. Wenn du durch den Raum mit den Möbeln nach hinten gehst, kommst du zu einer Nische mit Kaffee, ein paar Stühlen und einem Fernseher. Dort verstecken sich die meisten Ehemänner.“
„Geh schon“, drängte Rebecca ihn. „Dann kann ich etwas Schmuck für das Haus kaufen und mit Holly plauschen.“
Einen Moment schaute Austin seine Frau an. So leuchtend sah Holly die Liebe in seinem Blick aufblitzen, dass es ihr fast die Tränen in die Augen trieb. Zärtlich berührte er Rebeccas Gesicht, bevor er sich umdrehte und in Richtung Hinterzimmer verschwand.
„Ich weiß, was du denkst.“ Rebecca sah ihm nach. „Früher habe ich ihn mir immer alsPiraten vorgestellt und mir gewünscht, er würde mich auf seine einsame Insel entführen. Aber hinter dem harten Äußeren steckt ein sehr sanftmütiger Mann.“
Holly fragte sich, wie eine so gutherzig aussehende Frau wie Rebecca es geschafft hatte, einen so rauen Mann zu zähmen. Doch sie schob den Gedanken beiseite. „Möchtest du etwas Spezielles für dein Haus?“
„Von Elizabeth weiß ich, dass deine Kränze herrlich sind. Davon hätte ich gern ein paar für den Eingangsbereich. Und vielleicht etwas Christbaumschmuck.“
„Alle Kränze, die ich noch habe, hängen an den Wänden. Suchst du ein bestimmtes Motiv? Es gibt welche mit Engeln, Spielzeug oder mit Früchten – schlichte, ausgefallene, was immer du willst.“
Rebecca lachte. „Ich bin nicht ordentlich genug, um mich auf ein Motiv festzulegen. Ich möchte einfach nur etwas Hübsches.“ Ihr Blick glitt durch den überfüllten Laden. „Aber du hast genug andere Kunden. Kümmere dich lieber um sie, während ich mich einfach umschaue.“
Als Holly sah, wie ein Paar auf die Kasse zusteuerte, entschuldigte sie sich bei Rebecca. Die nächste halbe Stunde war sie damit beschäftigt, zerbrechlichen Schmuck einzuwickeln und die Kasse klingeln zu lassen. Dann ebbte der Ansturm ab. In der Zwischenzeit hatte Rebecca sich in ein Gespräch mit einem Paar vertieft. Selbst wenn es sich nicht
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