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Mister Aufziehvogel

Mister Aufziehvogel

Titel: Mister Aufziehvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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ein hoher Raum, und von der Decke hing ein altmodischer Kronleuchter herab. Der Kronleuchter war nicht eingeschaltet; die einzige Lichtquelle war eine kleine Wandlampe, die eine trübe Helligkeit verbreitete. Die Vorhänge waren dicht zugezogen.
    »Wenn’s Whisky ist, wonach Ihnen der Sinn steht, Herr Okada«, sagte der Gesichtslose, »haben wir davon mehr als genug. Cutty Sark, nicht wahr? Trinken Sie soviel, wie Sie möchten.« Er deutete auf eine Hausbar, die neben der Tür stand, dann zog er lautlos die Tür zu und ließ mich allein. Ich blieb lange in der Mitte des Zimmers stehen und fragte mich, was ich tun sollte. An der Wand hing ein großes Ölgemälde. Es stellte einen Fluß dar. Ich betrachtete es eine Zeitlang in der Hoffnung, mich zu beruhigen. Der Mond stand hoch über dem Fluß. Sein Licht fiel blaß auf das jenseitige Ufer, aber so unendlich blaß, daß ich keine Einzelheiten der Landschaft ausmachen konnte. Es waren nur verschwommene Umrisse, die ineinander verliefen.
    Bald verspürte ich ein starkes Verlangen nach Whisky. Ich dachte, ich würde die Hausbar öffnen und mir einen Drink genehmigen, wie der Gesichtslose vorgeschlagen hatte, aber das Schränkchen ließ sich nicht öffnen. Was ich für Türen gehalten hatte, waren in Wirklichkeit geschickt gemachte Imitationen. Ich versuchte, an den verschiedenen hervorstehenden Teilen zu drücken und zu ziehen, aber das Schränkchen blieb fest verschlossen.
    »Es ist nicht leicht zu öffnen, Herr Okada«, sagte Kreta Kano. Ich erkannte, daß sie dastand - und zwar in ihrem Sechziger-Jahre-Outfit. »Es muß noch etwas Zeit vergehen, bevor es sich öffnet. Heute wird es mit Sicherheit nichts mehr. Sie können sich die Mühe sparen.«
    Dann streifte sie ohne Vorwarnung oder Erklärung ihre Kleider ab, so mühelos, wie man eine Erbsenschote öffnet, und stand nackt vor mir. »Wir haben sehr wenig Zeit, Herr Okada, bringen wir das so schnell wie möglich hinter uns. Es tut mir leid wegen der Hetze, aber ich habe meine Gründe. Es war schon schwer genug, hierherzukommen.« Dann trat sie nah an mich heran, öffnete meinen Hosenschlitz und holte, als wäre es die natürlichste Sache von der Welt, meinen Penis heraus. Sie schlug die Augen mit den falschen Wimpern nieder und nahm meinen Penis in den Mund. Ihr Mund war viel größer, als ich mir vorgestellt hatte. Kaum war ich drin, erigierte ich. Als sie ihre Zunge bewegte, zitterten die aufgerollten Enden ihres Haars wie in einer sanften Brise und streichelten meine Oberschenkel. Das einzige, was ich von ihr sah, waren ihr Haar und ihre falschen Wimpern. Ich setzte mich aufs Bett, und sie kniete sich hin und vergrub das Gesicht in meinem Schoß. »Hören Sie auf«, sagte ich. »Noboru Wataya kann jeden Augenblick hier sein. Ich will ihm hier nicht begegnen.« Kreta Kano nahm den Mund von meinem Penis und sagte: »Keine Sorge. Hierfür zumindest haben wir reichlich Zeit.«
    Sie ließ die Spitze ihrer Zunge über meinen Penis gleiten. Ich wollte nicht kommen, aber ich konnte es nicht zurückhalten. Es war ein Gefühl, als würde es aus mir herausgesogen. Ihre Lippen und ihre Zunge hafteten an mir wie schlüpfrige Lebewesen. Ich kam. Ich schlug die Augen auf.
    Irre. Ich ging ins Badezimmer und wusch meine beschmutzte Unterhose. Dann ging ich unter die Dusche und seifte mich sorgfältig ein, um das klebrige Gefühl des Traums loszuwerden. Wie viele Jahre war es her, daß ich meinen letzten feuchten Traum gehabt hatte? Ich versuchte, mich genau zu erinnern, aber es war einfach zu lange her.
    Ich stieg aus der Dusche und war noch dabei, mich abzutrocknen, als das Telefon klingelte. Es war Kumiko. Mit ihr zu reden, nachdem ich gerade einen feuchten Traum von einer anderen Frau gehabt hatte, machte mich etwas befangen. »Du hast eine komische Stimme«, sagte sie. »Was ist los?« Ihr Gespür für derlei Dinge war beängstigend.
    »Nichts«, sagte ich. »Ich hab gedöst. Du hast mich aufgeweckt.«
    »Ach, wirklich?« sagte sie. Ich spürte förmlich, wie ihr Argwohn durch die Hörmuschel drang, und das machte mich natürlich erst recht verspannt. »Egal, tut mir leid, aber heute wird’s ein bißchen spät«, sagte Kumiko. »Könnte neun werden. Ich eß also in der Stadt.«
    »Ist schon okay«, sagte ich. »Ich find schon was für mich. Mach dir keine Sorgen.«
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte sie. Es klang wie etwas nachträglich Überlegtes. Eine kurze Stille entstand, und dann legte sie auf.
    Ich sah den Hörer

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