Mister Mädchen für alles
lang nach, dann riss er den Kopf mit einer abrupten Bewegung hoch und schnalzte mit der Zunge. «Nein! Es wird kein Desaster geben. Ich kenne Alex Hill. Sie ist hier gewesen und hat die Fabrik besichtigt, und sie weiß, dass sie sich auf mich verlassen kann.»
Der untersetzte Mann ging voran zu einem modernen Gebäudetrakt an der Ecke und zog einen großen Schlüsselbund aus der Tasche. Nach einigen komplizierten Handgriffen zog er die Tür auf und eilte in das Gebäude, um den Alarm auszustellen. Während er das tat, ertönte ein lautes, klagendes Geräusch. Frankie sah sich ängstlich um, da der Ton von überall her zu kommen schien. Melik lächelte. «Das ist unser Gebetsruf. Willkommen in Istanbul, Frankie!»
Das Gebäude musste während des gesamten Tages klimatisiert worden sein, denn es war noch immer kühl im Inneren, und aus der Hitze der Straße hier einzutreten war eine wahnsinnige Erleichterung. Frankie folgte Melik durch eine Reihe dunkler Büroräume in eine riesige Lagerhalle, die man von der Straße aus nicht hatte sehen können. Überall erstreckten sich Metallregale in den Raum, befüllt mit Schachteln, und Meter für Meter ordentlich aufgehängter Kleidungsstücke in Plastiksäcken säumten die Wände. Melik ging zu einem Computerterminal und startete den Rechner. «Sie sind neu in der Firma.» Es klang mehr wie eine Feststellung als wie eine Frage.
«Ist das so offensichtlich?», gab Frankie zurück. Melik lächelte bloß mitleidig und wandte sich dem Computerzu. Er blickte suchend auf den Monitor, nickte und verschwand in dem Halbdunkel.
«Kommen Sie, Frankie», rief er ihm über die Schulter zu.
Melik hatte die Lieferung sofort ausfindig gemacht und betätigte einige Tasten auf seinem Scanner, woraufhin ein mechanischer Arm hoch oben unter der Decke an einer Schienenachse entlangglitt, die Frankie zuvor noch nicht aufgefallen war. Geschmeidig wurde die gebündelte Ware aus dem Regal gehoben und sanft auf dem Boden abgestellt, wo Melik sie vom Haken nahm und die Nummer auf dem Aufkleber mit dem Code auf seinem Palmtop-Scanner verglich. Er führte das Gerät über den Barcode und nickte langsam.
«Ja, da sehen Sie es. Das Datum ist verändert worden. Erst war die Lieferung für Montag bestimmt, dann für Donnerstag. Da wir alles im Computer haben, können wir den Lieferzeitpunkt ändern. Das ist sehr effizient für uns, verstehen Sie? Die E-Mail kommt herein – und wir können sofort reagieren!»
Frankie starrte ungläubig auf das kleine Display. «Augenblick mal, Melik. Haben Sie diese bestimmte E-Mail noch in Ihrem System? Dürfte ich sie bitte lesen?»
«Selbstverständlich! Hier ist sie.» Melik trat beiseite und gestattete Frankie, einen Blick auf den Monitor zu werfen. Die E-Mail war von Alex, na gut. Es stand ihr Name dabei. Frankie runzelte verblüfft die Stirn. Aber Alex hatte behauptet, dass sie nichts davon gewusst hätte. Was, um alles in der Welt, war hier los?
Melik deutete stolz auf den Monitor. «Sehen Sie! Erst am Freitagabend hat sie sich für Donnerstag entschieden. Dank unseres Systems können wir die Änderung sofortvollziehen. Wie schade, dass sie sich dieses Mal geirrt hat. So, jetzt fahre ich Sie zum Flughafen. Doch hier, bevor wir aufbrechen, schenke ich Ihnen diese T-Shirts aus der neuen Kollektion. Sie haben zwar leichte Fehler, aber sie sind umsonst und ein Geschenk des Hauses! Eines für Sie und eines für Ihre Lady. Sie haben doch eine Lady, oder?» Er brach in dröhnendes Gelächter aus, das aus der Tiefe seines Bauchs zu steigen schien. «Kommen Sie, Frankie! Wir wollen keine Zeit verlieren!»
Frankie faltete die Kleidungsstücke sorgfältig zusammen und verstaute sie in seiner Reisetasche, die er mitgenommen hatte. Dann ging er Melik voran und nahm den gleichen Weg zurück durch die Büros. Etwas nagte an ihm. Da war noch etwas … Dann blieb er wie angewurzelt stehen, sodass Melik prompt in ihn hineinrannte. «Was ist los, Frankie? Was gibt es?»
Irgendwo in seinem Hinterkopf fing der Groschen langsam an zu fallen. Am Freitagabend war Alex ganz bestimmt nicht mehr im Büro gewesen und hatte E-Mails verschickt. Sie hatte mit ihm im Bett gelegen.
Kapitel 40
Zwischen dem Abwiegen von Mehl und Butter versuchte Saff immer wieder, Frankie anzurufen, aber ihr wurde jedes Mal mitgeteilt, dass er sein Handy ausgeschaltet hatte. Dabei wollte sie lediglich in Erfahrung bringen, ob er die Rolle bekommen hatte. Bedeutete die Funkstille nun, dass es gute
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