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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verlassen aus.«
    »Eben.«
    »Und?«
    Ich hob nur die Schultern. »Es kann auch sein, dass jemand anderer, der nicht hierher gehört, den Wagen dort abgestellt hat. Lass uns mal in der Sauna nachschauen.«
    Sie lag in einem Anbau. Wir gingen über einen harten Teppich hinweg und standen vor einer zweiflügeligen Schiebetür aus hellem Holz. Beide Hälften besaßen Fenster, durch die wir in eine Umkleidekabine hineinschauten.
    Karlsson öffnete die Tür und betrat als Erster den Bereich der Sauna. Es war recht dunkel geworden, da kein Licht mehr durch die Fenster fiel. So knipste ich das Licht an. Es war nicht sehr hell, aber es reichte aus.
    An der linken Seite befand sich eine lange Bank, auf der ein Tanga lag. Er kam mir recht verloren vor. Badeschlappen standen in der Ecke. An mehreren Haken hingen Bademäntel, und eine weitere Holztür führte in das eigentliche Zentrum der Sauna.
    Diesmal war ich schneller.
    Eine Klinke musste ich drücken, dann hatte ich freie Bahn. Mein Herz schlug in diesen Augenblicken etwas schneller, und zugleich meldete sich wieder das Bauchgefühl.
    Der nächste Schritt brachte mich in den nicht allzu großen Raum hinein, der allerdings für sechs Personen ausreichte. Der Ofen interessierte mich nicht. Mein Blick fiel allein auf die Liegen. Drei mal zwei standen übereinander wie Doppelbetten in einem Kinderzimmer. Das Holz roch noch feucht, aber das war es nicht, was mich in eine Starre versetzte.
    Nur drei dieser Liegen waren frei. Die restlichen waren von drei Frauenkörpern belegt.
    Ich ging näher, und mein Herz klopfte schneller. Dann bückte ich mich, weil ich mir den nackten Körper anschauen wollte, der auf einer der unteren! Liegen seinen Platz gefunden hatte.
    Es war einmal ein Mensch gewesen.
    Jetzt sah die junge Frau auch noch wie ein Mensch aus. Leider nur auf den ersten Blick. Ihr Körper war ebenso starr geworden wie der Blick der offenen Augen.
    Ich stand vor der zweiten versteinerten Leiche!
    ***
    Es gibt Augenblicke, die sich lang dehnen können und kein Ende nehmen wollen. So einen erlebte ich in diesem Moment, und ich konnte die Augen einfach nicht schließen. Ich musste in das versteinerte Gesicht der leblosen Frau schauen, die irgendwie friedlich aussah, aber bestimmt keinen friedlichen Tod gestorben war.
    Hinter mir hörte ich einen Laut, der nur schlecht zu identifizieren war. Der Kollege hatte ihn ausgestoßen, und als ich mich herumdrehte, stand er auf der Stelle und hatte die rechte Handfläche gegen seinen Mund gedrückt. Es waren fast nur die Augen zu sehen, und die standen ebenso weit offen wie die der Toten.
    Erst als ich mich bewegte, sank seine Hand wieder nach unten. Die restlichen beiden Frauen lagen oben. Auch sie trugen keinen Fetzen an ihren Körpern und bewegten sich nicht. Sie waren ebenfalls zu Stein geworden, weil sie ihn – Mister Medusa – gesehen hatten. Allmählich nahm diese Gestalt Form an, obwohl sie mir noch nicht aufgefallen war.
    Björn Karlsson hatte den Kopf gedreht, damit er mich anschauen konnte. Er wollte reden, doch er fand die richtigen Worte nicht. Er blieb einfach nur stehen und wirkte ebenfalls wie versteinert. Dass er lebte, war daran zu erkennen, wie sich sein Adamsapfel beim Schlucken auf und ab bewegte.
    »Sie... sie sind alle tot!«, krächzte er. »Mein Gott, sie sind zu Stein geworden.«
    »Leider.«
    »Und wir, John, sind zu spät gekommen. Wir haben die Gefahr unterschätzt, verdammt.« Er fing plötzlich an zu zittern. »Sag was, John! Sag, dass wir hier alles unterschätzt haben. Das ist so eine verfluchte Scheiße.« Er schüttelte sich, und ich sah, wie sein Gesicht hochrot anlief.
    Der Kollege war kein heuriger Hase mehr in seinem Job, aber so etwas hatte er noch nie erlebt. Was er sich vor einer Woche nicht mal in seinen kühnsten Träumen hatte vorstellen können, war plötzlich Realität geworden.
    »Gütiger Gott«, flüsterte er und hielt sich dabei an meiner linken Schulter fest. »Das... das... hat niemand verdient. Nein, kein Mensch auf der Welt.«
    Ich widersprach ihm nicht. Auch für mich war der Anblick furchtbar, wenn ich daran dachte, dass diese jungen Frauen bis vor kurzem noch gelebt hatten und nun als versteinerte Wesen vor uns lagen. Aber ich konnte mir keinen Vorwurf machen, und auch dem Kollegen war nichts vorzuwerfen. Er hatte getan, was er konnte, und das Timing der anderen Seite war durch uns nicht zu beeinflussen.
    Karlsson wischte über seine Augen. Er zog die Nase hoch. Der Mann war

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