Mister Medusa
froher. Aber du schließt es auch nicht aus – oder?«
»Es hat keinen Sinn, Björn, wenn wir uns darüber Gedanken machen. Es ist wichtig, dass wir ihn zu fassen bekommen und vernichten.« Ich wechselte die Beretta in die linke Hand, um die andere durch das Wischen an meinem Hosenbein vom Schweiß zu befreien.
»Und dass wir Spiegel finden.«
»Genau.«
»Ich schaue mich dann mal hier unten um. Es wird doch hier auch welche geben.«
»Bestimmt in der Bar.«
»Okay.«
»Aber sei auf der Hut.«
»Bin ich doch immer.«
Es passte mir natürlich nicht, dass ich hier unten am Beginn der Treppe hockte und darauf wartete, dass etwas geschah. Es war natürlich ein Risiko, die Treppe nach oben zu steigen, aber das musste ich einfach durchziehen, und ich hatte vom Fuß der Treppe in all der Zeit auch kein verdächtiges Geräusch gehört.
Karlsson war verschwunden. Ich hörte ihn auch nicht. Überhaupt war es sehr still im Haus geworden.
Und so riskierte ich es.
Wieder bewegte ich mich die Stufen hoch. Ich passte auf. Ich war gespannt. Sobald sich auch nur ein Hauch dieser Bestie zeigte, würde ich sofort schießen. Das allerdings mit geschlossenen Augen und nur in die ungefähre Richtung haltend.
Nein, da war nichts zu hören.
Kein Laut.
Stille, die mich weder beruhigte noch dafür sorgte, dass meine Spannung etwas nachließ. Ich ging weiter, ich sah nicht nur die letzte Stufe, ich schaute auch über sie hinweg, und mein Blick fiel so in den Flur hinein. Zwei Zimmertüren standen noch offen. Die eine gehörte zu dem Raum, aus dem ich den Spiegel geholt hatte, aus dem anderen Zimmer war Mister Medusa gekommen.
Jetzt rührte sich nichts in der Nähe. Der Flur lag leer vor mir. Das heißt nicht ganz, denn auf dem Boden verteilten sich kleine Spiegelscherben. Sie blitzten wie die Oberflächen von blank poliertem Eis. Ich blieb am Beginn des Flurs stehen.
Ich lauschte. Mein Gefühl sagte mir, dass etwas passieren würde. Es war noch nicht vorbei.
Immer auf dem Sprung, mich herumzuwerfen, ging ich trotzdem weiter nach vom und drehte mich dann dem Zimmer zu, aus dem ich den Spiegel geholt hatte.
Dort gab es keine Veränderung. Abgesehen davon, dass sich an einer Stelle der Wand ein freier Fleck befand. Mehr sah ich nicht. Keine Spur von Mister Medusa. Zudem war auch das Fenster geschlossen. Den Weg hatte er also nicht genommen.
Ich ging wieder zurück in den Gang. Es war ein Schleichen. Nur keine verräterischen Geräusche verursachen.
Im leeren Flur blieb ich stehen. Von unten hörte ich ein Hüsteln. Der Kommissar hatte sicherlich wieder seinen Platz an der Treppe eingenommen. Zum Glück sprach er mich nicht an.
Wichtig war jetzt der zweite Raum, dessen Tür nicht geschlossen war. Zwei Dinge fielen mir auf.
Zum einen die dunklen Flecken auf dem Boden. Es konnte sein, dass es sich dabei um Blut handelte, das aus den kleinen Wunden des Mister Medusa gespritzt war und nun das Muster bildete. Da hatten ihm die Scherbenreste schon zugesetzt.
Ich fühlte mich etwas besser, obwohl meine Vorsicht auch weiterhin bestehen blieb.
Als zweites fiel mir die Kälte auf, die sich im Flur verteilte. Sie wehte aus dem zweiten Raum hinein. Für mich gab es nur eine Erklärung. Im Raum selbst musste das Fenster geöffnet worden sein. Und das konnte Mister Medusa als Fluchtweg benutzt haben. Aber es konnte auch eine Falle sein. Dementsprechend vorsichtig verhielt ich mich, als ich den Raum betrat.
Draußen war das Tageslicht dabei, sich zu verabschieden. Die Helligkeit war bereits von einem gewaltigen grauen Putzlappen bedeckt. Das Fenster stand tatsächlich offen, auch der Raum war leer, aber ich entspannte mich trotzdem nicht.
Ich sah das Fenster. Ich konnte es einfach nur sehen, und mein Herz setzte wirklich aus.
Außen auf der Bank hockte ein übergroßer Vogel. Er war so groß wie eine Eule, er sah aus wie eine Eule, aber er war keine Eule. Was dort seinen Landeplatz gefunden hatte, war eine Strige...
***
Nein, nicht ganz. Sie sah nicht ganz so aus wie eine normale Eule. Man konnte sie auch als die Bluteulen bezeichnen. Als die fliegenden Vampire der Nordländer. Ich hatte mit ihnen schon zu tun gehabt und kannte auch Strigus, ihren Anführer.
Die Strigen waren die Vampire unter den Vögeln. Sie ernährten sich ebenfalls von Blut. Wenn Menschen von ihnen gebissen wurden, mutierten sie zu ähnlichen Monstren. Da bedeckte sich ihr Körper mit Federn, und auch der Kopf mutierte zu einem Eulenschädel.
Lange, sehr
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