Mister Medusa
nachdenklich.
Mit Mister Medusa hatte ich gerechnet, nicht aber mit den Bluteulen, und das bereitete mir Sorge.
Ein Hüsteln unterbrach meine Gedanken. Da es hinter meinem Rücken aufgeklungen war, drehte ich mich um.
Björn Karlsson hatte es unten nicht mehr ausgehalten. Er war gekommen und wirkte ein wenig wie ein verlorener Sohn auf der Türschwelle. »Alles in Ordnung, John?«
»Fast.«
Karlsson nickte. »Was ist das gewesen? Ich stehe schon etwas länger hier. Da war jemand auf der Fensterbank. Nicht Mister Medusa – oder?«
»Nein, Björn, es war ein Vogel. Aber auch kein normaler. Es war eine Strige.«
»Ach!«
Seine Reaktion sagte mir, dass ihm dieser Begriff nicht ganz fremd war. Klar, er war auch ein Schwede.
»Du kennst sie?«
»Ja, denn die sind bei uns in Schweden schon bekannt. Man nennt sie auch die Bluteulen, und sie gehören als böse und gefährliche Protagonisten zu unserem Sagenschatz. Dass es sie wirklich gibt, hätte ich nicht gedacht.«
»Dann weißt du es jetzt. Die Strigen sind da. Sie leben auch jetzt noch in den Wäldern, und ich frage mich, natürlich, ob es zwischen ihnen und Mister Medusa eine Verbindung gibt. Es wäre übel, wenn sie sich zusammengetan hätten. Dann müssten wir gegen eine geballte Macht kämpfen, die nicht einfach zu besiegen ist.« Nach diesen Worten schloss ich das Fenster. Mir fiel auf, dass der Kollege den Blick gesenkt hielt und dann etwas hilflos die Schultern in die Höhe zog.
»Ich komme mir vor wie ein Statist oder wie der berühmte Zauberlehrling, dem alles über den Kopf gewachsen ist«, sagte Björn. »Das musst du verstehen, denn ich habe mich bisher nur um normale Fälle gekümmert. Das hier ist aber etwas ganz anderes. Da kommen Dinge zusammen, die ich mir logisch nicht erklären kann. Es gibt zwar eine Tote, nein, es sind ja inzwischen vier, aber ich wüsste nicht, wie ich den Fall aufklären sollte. Alle Technik, alle modernen Methoden kannst du vergessen. Es ist einfach so, dass in diese Welt eine andere Kraft hineingeraten ist. Oder habe ich das falsch gesehen?«
»Hast du nicht.«
»Dann muss ich umdenken?«
»Ja«, stimmte ich ihm zu. Er tat mir sogar irgendwie Leid. »Aber du darfst trotzdem das nicht vergessen, das du in deinem Job gelernt hast. Ich kenne das, Björn. Es ist mir am Anfang verdammt schwer gefallen, all die Dinge zu akzeptieren, die es in dieser Welt auch noch gibt. Das war zunächst nicht zu begreifen, aber ich habe es gelernt, ich habe mich damit abgefunden und die Konsequenzen daraus gezogen.«
»Und nun jagst du Dämonen!«
»Dämonen und ähnliche Gestalten. Die Bandbreite ist sehr groß.« Ich lächelte und winkte ab. »Aber darüber können wir diskutieren, wenn wir mehr Zeit haben. Es muss weitergehen.«
Björn Karlsson riss sich zusammen. »Ja, John, das meine ich auch. Wir können jetzt nicht aufgeben. Wir müssen versuchen, die Gestalt mit dem Schlangenkopf zu finden, und da weiß ich nicht, wie wir es anstellen sollen.«
»Gehen wir mal davon aus, dass er weitermacht. Wir haben in diesem Haus drei tote und versteinerte Frauen gefunden. Ich gehe davon aus, dass es nicht alle sind.«
»Du meinst, dass er sich weitere Opfer sucht?«
»Ja. Er ist unterwegs, und so menschenleer ist die Umgebung hier auch nicht. Du hast mir von den Zweithäusern der Stockholmer erzählt, die hier an manchen Uferstreifen gebaut worden sind. Glaubst du daran, dass alle leer stehen?«
»Nein, daran glaube ich nicht. Sie stehen nur leer, wenn der Winter besonders schlimm ist und eine barbarische Kälte mit sich bringt. Aber auch dann gibt es noch einige Unentwegte, die das Eis aufhacken, um Fische zu fangen.«
»Okay, das ist also klar. Ich erinnere mich daran, dass wir vorhatten, jemanden zu besuchen.«
»Ja, Thore Hamrin.«
»Den Weg kennst du?«
»Ja.« Karlsson’s Gesichtsausdruck zeigte an, dass er nicht gerade begeistert war. Darauf zielte auch seine nächste Frage hin. »Aber ich frage mich, warum wir nach ihm suchen sollen. Wären Mister Medusa und die Strigen nicht wichtiger?«
»Allemal, Björn. Aber wer sagt uns denn, dass wir nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können?«
»Du meinst, dass wir sie bei Hamrin finden?«
»Genau. Jedenfalls haben wir ein Ziel. Oder eine Basis, von der aus wir operieren. Hier hält uns nichts mehr. Und wenn später Kunden kommen sollten, haben sie Pech gehabt. Sie werden nichts vorfinden, an dem sie ihr Vergnügen haben.«
»Vielleicht Mister Medusa?«
»Wenn,
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