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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oben blieb es ruhig. Keine Schrittgeräusche, kein Fluchen oder Fauchen. Die Etage schien verlassen zu sein, aber daran glaubte ich nicht, und deshalb wartete ich mit gezogener Waffe am Fuße der Treppe ab. Ich schärfte mir ein, die Augen zu schließen, sollte ich auch nur eine Bewegung hinter der letzten Stufe wahrnehmen. Aber ich konnte auch mit geschlossenen Augen schießen und hatte vielleicht das Glück, Mister Medusa zu erwischen. Ob ihn eine geweihte Silberkugel umbrachte, war mir nicht klar, aber sie würde ihn zumindest abschrecken.
    Hinter mir hörte ich die schleichenden Schritte des Kommissars. Er kam in meine Nähe und fragte dann: »Hast du ihn vertrieben?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Obwohl ich es mir sehr wünsche. Aber er ist wohl noch hier.«
    »Konntest du ihn sehen?«
    »Ja, im Spiegel.«
    »Und?«
    Ich lachte leise, obwohl mir nicht danach zu Mute war. »Du wirst es nicht glauben, Björn, aber aus seinem Kopf wuchsen tatsächlich Schlangen. Fette, glänzende schwarzgrüne Schlangen. Ein ekliger Anblick, das kannst du mir glauben, aber auch daran gewöhnt man sich. Nur habe ich mich gehütet, ihn anzuschauen.«
    »Man wird zu Stein.«
    »Genau.«
    »Und wieso?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Es ist eine alte Geschichte aus der griechischen Mythologie. Gorgonen hießen die drei Fabelwesen. Sie waren Schwestern. Stheno, Euryale und Medusa. Grauenerregende Wesen mit Schlangenhaaren, die am Rand der Welt lebten. Jedenfalls ist von diesem Dreier-Mythos eigentlich nur Medusa übrig geblieben. Sie war die Person, die von Künstlern aufgegriffen wurde, weil sie am meisten faszinierte. Perseus hat sie besiegt. Er schlug ihr den Kopf ab, und diese Szene ist ebenfalls in die Kunst eingegangen. Das muss als Erklärung erst mal reichen, mein Freund.«
    »Das habe ich auch gewusst.«
    »Wunderbar.«
    »Ich konnte mich schlau machen. Nur haben wir es hier mit einer männlichen Medusa zu hm, die sogar Mister genannt wird. Es zeigt die enge Verwandtschaft zwischen Schweden und Engländern an, dass sie diesen Begriff verwendet haben.«
    »Kann sein.«
    Er schlug mir auf die Schulter. »Okay, John, wir haben den ersten Angriff abgewehrt. Die drei Frauen haben es nicht geschafft. Sie sind tot. Keiner holt sie mehr zurück ins Leben. Aber was machen wir? Ziehen wir uns auch zurück?«
    »Nicht wirklich.«
    »Du willst ihn haben?«
    »Sicher. Weshalb sonst bin ich nach Stockholm gekommen? Ich habe Ellen’s verzweifelte Mutter erlebt. Da habe ich mir geschworen, die Bestie zu fangen.«
    »Hast du von Beginn an geglaubt, dass du es hier mit einer Medusa zu tun bekommst?«
    »Du wirst sehen, Björn, das habe ich. Allerdings nicht mit einer männlichen. Mit anderen Medusen habe ich Erfahrungen sammeln können, aber Mister Medusa ist mir neu. Irgendwo gefällt mir der Begriff nicht. Er verharmlost die Sachlage zu sehr. Diese Gestalt ist absolut tödlich, wenn man sie ansieht.«
    Der Kommissar war jetzt neben mich getreten. Wie ich schaute auch er die Stufen hoch. »Glaubst du eigentlich, dass wir es immer vermeiden können, sie anzuschauen, wenn sie plötzlich erscheint?«
    »Es wird ein Problem werden.«
    Karlsson nickte. »Um das zu vermeiden, werden wir uns mit Spiegeln ausrüsten müssen.«
    »Genau das habe ich dir vorschlagen wollen. Wir brauchen sie tatsächlich. Ich gehe davon aus, dass wir uns einige oben aus den Zimmern holen müssen.«
    »Aber dort wartet er.«
    »Ja.«
    Es blieb für eine Weile still zwischen uns. Dann fragte der Kommissar: »Wann, schätzt du, können wir das Haus hier verlassen?«
    »Das liegt an ihm.«
    »Glaubst du, dass er verschwindet?«
    Ich zuckte die Achseln. »Das weiß ich beim besten Willen nicht. Aber er hat erlebt, dass wir uns zu wehren wissen. Er ist angeschlagen, möglicherweise auch verletzt. Es kann sein, dass Spiegelscherben in seinem Körper stecken...«
    Karlsson schauderte leicht zusammen. Für ihn war es keine gute Vorstellung, aber er war davon auch nicht betroffen.
    »Jedenfalls bleibt es dabei, dass wir uns Spiegel besorgen müssen«, sagte ich.
    »Ja, das ist mir schon klar. Ich möchte nur noch etwas von dir wissen, John.«
    »Raus damit.«
    »Du hast ihn dir doch in der Spiegelfläche genau anschauen können. Und vorhin hast du mir von den geflügelten Gorgonen berichtet. Kann es sein, dass Mister Medusa auch Flügel besitzt, deshalb fliegen kann und für uns fast unerreichbar ist?«
    »Ich habe keine Flügel gesehen.«
    »Das macht mich nicht gerade

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