Mister Mirakel
dabeigewesen, aber am vergangenen Tag halte ihn dieser Vorgang wie eine Warnung erreicht und ihn etwas aus dem Tritt gebracht und sein Empfinden gestört.
Es ärgerte ihn in gewisser Weise, daß er dabei nicht hatte Zeuge sein können, dann hätte er es sicherlich verhindert, so aber war eines seiner Kunstwerke zerstört worden. Mit jedem der von ihm geschaffenen Werke fühlte er sich persönlich verbunden. Es gab eine Verbindung zwischen den Kürbissen und ihm, weil er ihnen seine Kraft mitgegeben hatte. Und diese Kraft war nun zerstört worden.
Von wem?
Er wußte es nicht. Ein Mann wie er schaffte es leider nicht, in die Zukunft zu schauen oder einen Rückblick in die Vergangenheit zu werfen. So weit war er noch nicht, aber die Verbindung war dagewesen. Als sie so brutal gekappt worden war, da hatte er selbst diesen Schmerz gespürt, der wie ein zuckender Blitz durch seinen Körper gerast war und sich schließlich in seinem Kopf verfangen hatte. Es war geschehen, es war nicht mehr rückgängig zu machen, und er würde sich damit abfinden müssen.
Genau das wollte er nicht. Mister Mirakel gehörte zu den Menschen, die kämpften. Sie gaben nicht auf. Sie waren wie darauf programmiert, siegen zu wollen. Wenn es einmal nicht so klappte, dann suchten sie verzweifelt nach Möglichkeiten, um dies zu ändern.
Aber wer war denn in der Lage, eines seiner perfekten Werke zu zerstören?
Er hatte keine Ahnung. Gab es überhaupt einen Menschen, der mit ihm gleichgestellt werden konnte? Diese Frage hatte ihn schon oft beschäftigt, und jedesmal hatte Mister Mirakel keine Antwort darauf gefunden. Nein, es gab keinen anderen Menschen, der ihm das Wasser reichen konnte. Er war eben auf seine Art und Weise absolut perfekt. Um so schwerer wog es für ihn, daß es trotzdem jemand geschafft hatte, diese Weh zu durchbrechen.
Es fiel ihm schwer, damit zurechtzukommen. Deshalb baute sich auch die Unruhe in ihm auf, die mit jeder Stunde, die verstrich, immer stärker wurde. Mister Mirakel ahnte, nein, er wußte, daß etwas auf ihn zukam. Möglicherweise war ihm auch jemand auf den Fersen, und so etwas konnte ihm nicht gefallen.
Daß dem so war, das las er auch an seinem Gesicht ab. Es gefiel ihm nicht mehr. Es war zwar glatt geblieben, doch nur beim ersten, flüchtigen Hinschauen. Tatsächlich aber hatten sich kleine Unebenheiten oder Falten in seine graue Haut eingegraben, als wollten sie ihn davon überzeugen, daß seine große Zeit vorbei war.
Wer wagte es, sich mit Mister Mirakel anzulegen?
Diese Frage regte ihn auf. Sie machte ihn wütend und haßerfüllt. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, daß einem Menschen so etwas einfiel. Nein, das war unmöglich. Menschen konnten nicht so verrückt sein. Er hatte ihnen zudem keine Chance gegeben, ihm auf die Spur zu kommen. Er war da, aber trotzdem nicht zu sehen. In seinem schwarzen Wohnmobil huschte er wie ein Phantom durch das Land.
Aus der Wut und dem Ärger wurde allmählich Haß auf den anderen. Es war nur einmal passiert, daß jemand sein magisches Kunstwerk zerstört hatte, aber das war genau einmal zuviel gewesen, und es sollte sich auf keinen Fall wiederholen.
Seine Hände mit den langen, kräftigen Fingern umkrampften das Lenkrad so hart, als wollten sie den Kunststoff aufweichen. Die Blicke der kalten Augen richteten sich nach vorn. Er starrte durch die gekrümmte Scheibe auf die Straße, über die der Dunst so lautlos herfloß wie verwehte Tücher.
Es war Tag. Aber es war ein Tag, der dafür sorgte, daß die Sonne versteckt blieb. Wolken am Himmel, die wie in einer Suppe schwammen und sich mit dem Dunst auf dem Boden verbunden hatten. Kein dichter Nebel, aber ideales Halloween-Wetter. Die folgende Nacht würde nicht anders sein, und darauf freute sich Mister Mirakel besonders. Idealer konnte es nicht kommen.
Er war schon längere Zeit unterwegs und fuhr auch jetzt, ohne anzuhalten. Ein Mann wie er brauchte keine Pause, da reagierte er wie ein Automat. Er war nach Süden gefahren, immer nach Süden, in Richtung Küste und hinein in eine Gegend, die von zahlreichen Campingplätzen durchzogen war.
Im Sommer herrschte hier Hochbetrieb. Im Winter und auch im späten Herbst waren die Plätze verlassen. Es gab nur wenige Freaks, die sich für Camping in der Kälte begeisterten.
Die Landschaft war hügelig. Sie zog sich durch den gesamten Süden bis hin zur Küste. So kam es auch, daß die meisten Orte versteckt in den breiten, muldenartigen Tälern lagen. Es waren
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