Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mister Mirakel

Mister Mirakel

Titel: Mister Mirakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht viele. Die Straße, über die er fuhr, berührte derartige Dörfer kaum. Sie wand sich wie eine Schlange durch die einsame Gegend, in der wenig Autos unterwegs waren, dehn zu dieser Zeit hatte die Küste nur für die wirklichen Fans ihren Reiz. Davon gab es glücklicherweise nicht viele.
    Manchmal nahm der Dunst an Dichte zu. Dann hatte Mister Mirakel den Eindruck, durch eine Schattenwelt zu fahren. Die Bäume und Büsche an den Straßenrändern verschwanden unter diesen breiten Waschlappen und wirkten darin wie unheimliche Gespenster, die sich in ihre eigene Welt zurückgezogen hatten.
    Oft sahen diese Stellen aus wie Dampfbäder. Dann rollte der Nebel über die Fahrbahn hinweg, auf der zahlreiche Blätter lagen, die noch immer Nachschub bekamen, denn die Bäume hatten noch nicht ihr gesamtes Laub verloren.
    Für die verstreut liegenden Dörfer hatte er keinen Blick. Manchmal erschienen sie aus der grauen Suppe wie verwunschene Geisterorte, die in der Wirklichkeit gar nicht vorhanden waren und mehr einer Fata Morgana glichen. Sie waren auch nur dann zu sehen, wenn er freie Sicht bekam, und auch dann wurden ihm nur die Dächer der Häuser präsentiert oder hin und wieder ein Kirchturm, der in den Dunst hineinstach, als wollte er die vorbeifahrenden Menschen daran erinnern, daß es Zeit für sie war, sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen.
    Für so etwas hatte Mister Mirakel nicht einmal ein Grinsen übrig. Er ignorierte die Kirchen. Er haßte sie nicht. Sie waren für ihn einfach nicht existent, und alles andere war für ihn unwichtig. Er würde auch in keinen der Orte hineinfahren, dort seinen Wagen abstellen, um die Kürbisse anzubieten. Er verfolgte einen bestimmten Plan und fuhr konsequent seinen Weg.
    Nach einer langgestreckten Kurve, in die die Fahrbahn leicht wellig hineinglitt, ging er vom Gas. Er öffnete das Fenster an der rechten Seite, um den feuchten Geruch der Natur in sein Fahrzeug eindringen zu lassen.
    Mister Mirakel roch den Wald. Ein wunderbarer Geruch. Nach Erde, nach den alten Blättern, nach tiefem Herbst und Vergänglichkeit. Aber es mischte sich noch ein anderer hinein, den seine Nase sehr deutlich wahrnahm.
    Es war der typische Küstengeruch. So klar und würzig, trotz des Nebels. Über den Mund des Fahrers huschte ein Lächeln, denn jetzt wußte er, daß sein Ziel nicht mehr weit entfernt war. Das Meer war bereits zu riechen. Besonders zu dieser Jahreszeit gab es diesen sehr frischen Geruch ab.
    Es lief alles perfekt. Er würde kaum eine Viertelstunde fahren müssen, um den Ort zu erreichen, den er sich ausgesucht hatte. Mister Mirakel wollte nicht direkt hinein nach Tyneham fahren. Am Ortsrand war der ideale Platz für ihn, den hatte er sich schon vor einigen Wochen genau angeschaut.
    Das Signal eines Trucks schreckte ihn auf. In dieser plötzlich recht kurvig gewordenen Gegend röhrte es auf und echote zwischen den Bäumen hindurch, als wollte es all den Dunst zur Seite blasen. Er lenkte das Wohnmobil auf die linke Seite, um genügend Platz zu schaffen. Die Außenräder rutschten dabei über die Randstreifen hinweg, aber sie glitten nicht ab.
    Der Truck kam. Er sah aus wie ein kantiges Monster, das sich aus dem Dunst hervorschälte. Die Scheinwerfer wirkten dabei wie Augen, die dabei waren, zu verschwinden. Wischer bewegten sich in regelmäßigen Intervallen über die breite Frontscheibe hinweg. Der Fahrer war nicht zu erkennen, aber er tat so, als gehörte die Straße ihm.
    Sehr nahe fuhren die beiden Fahrzeug aneinander vorbei. Mister Mirakel hörte das Wuschen der Luft, die zwischen den Autos zusammengepreßt wurde.
    Dann war der Spuk vorbei, und selbst einer wie Mister Mirakel atmete auf.
    Jetzt gehörte die Straße wieder ihm. Das würde auch bis zum Ziel bleiben, davon ging er aus.
    Die hügelige Landschaft reichte nicht ganz bis an die Küste. Er wußte, daß die Umgebung sich bald änderte, und er nickte zufrieden, als er sich bestätigt sah.
    Als Autofahrer kam er sich vor wie jemand, der einen großen Trichter verlassen hatte. Schon auf den letzten beiden Kilometern hatte sich die Straße gesenkt. Jetzt führte sie in einer normalen Höhe weiter und direkt auf den Ort Tyneham zu.
    Eigentlich hätte Mister Mirakel ihn sehen können. Leider lag auch hier der Dunst wie festgebacken. Selbst der Seewind hatte es nicht geschafft, ihn zu vertreiben. Hin und wieder riß er ihn auf. Dann entstanden Löcher wie große Brillengläser, durch die Mister Mirakel schaute und auch

Weitere Kostenlose Bücher