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Mister Mirakel

Mister Mirakel

Titel: Mister Mirakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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da bildete man sich leicht etwas ein.
    Auch der Name hatte ihn gestört.
    Mister Mirakel!
    Er fragte sich, wer so heißen konnte. Das war kein richtiger Name, das war ein Pseudonym. Passend zu Halloween. Auch der ganze Kerl sah so aus wie einer, der sich nicht erst zu verkleiden brauchte, um den Menschen Angst einzujagen.
    Er war ganz in Schwarz gekleidet. Nur sein Gesicht besaß eine helle Haut. Aber auch nicht so wie die der normalen Menschen. Sie kam Johnny mausgrau vor, lind das lag nicht an den Dunstschwaden, die lautlos durch die beiden Lichter trieben und von ihnen gelbweiß angemalt wurden. Diese Szene hier schien aus der normalen Welt herausgerissen worden zu sein, um eine bestimmte Insel zu bilden.
    In der rechten Hand hielt der Mann ein Schnitzmesser mit kantiger und langer Klinge. Als er es bewegte, hinterließen die Lichter der Scheinwerfer blitzende Reflexe auf dem Stahl, als wollten sie die drei Freunde blenden.
    Mister Mirakel nickte ihnen zu. »Es hat lange gedauert, bis ihr euch entschließen konntet. Oder seid ihr schon mit Masken versorgt?«
    »Nein, sind wir nicht«, sagte Dave.
    »Toll. Ideal, Freunde.« Er breitete die Arme aus, um nach hinten auf seine Regale aufmerksam zu machen. »Da stehen sie in allen Farben. Ich bezeichne sie nicht als Kürbisse, sondern als meine Freunde. Ja, sie sind meine Freunde. Sie sind Kunstwerke, und einige von ihnen habe ich heute schon verkauft.«
    »Warum sind sie denn farbig und nicht nur gelb oder leicht grün wie die normalen?« fragte Marc.
    »Junge.« Mister Mirakel schüttelte den Kopf. »Ich verzeihe dir deine Frage, weil du mich nicht kennst. Ich habe sie gemacht, verstehst du? Ich. Und ich wiederhole noch einmal. Jeder Kürbis ist ein Unikat. Keiner sieht gleich aus, wenn man genauer hinsieht. Es gibt immer wieder Unterschiede. Kommt, schaut sie euch an. Sie sind zur Besichtigung freigegeben. Ich habe Zeit.«
    »Die sind wirklich anders«, flüsterte Dave.
    Johnny nickte. »Ich weiß.«
    »Und?«
    Er hob die Schultern. »Nicht nur die Masken sind anders, auch der Kerl ist so komisch.«
    »Wie meinst du das?«
    »Schau dir den doch an. Der sieht aus, als wäre er aus einem Horrorfilm entsprungen.«
    »Dann paßt er zu Halloween. Kann eine Verkleidung sein.«
    »Auch sein Gesicht?«
    »Es kann sich keiner malen, sagte mein Vater immer. Jeder muß mit seinem Aussehen zurechtkommen. Der eine so, der andere so.« Er räusperte sich.
    »Ich schaue mir die Dinger mal aus der Nähe an. Und wenn mir einer gefällt, kann kaufe ich ihn.«
    »Und ich auch«, erklärte Marc O'Hara, der den Anfang machte und nach vorn auf die Rampe zuging, was Mister Mirakel mit einem Nicken quittierte, bevor er sagte: »Sehr gut. Du bist mutig. Du hast die freie Auswahl, mein Junge. Ihr alle habt sie. Ihr habt die Hauptgewinne. Andere würden sich danach die Finger lecken.«
    Keiner gab einen Kommentar, aber wohl war ihnen auch nicht zumute. Sie bewegten sich langsam und zögernd. Sie schauten an dem Verkäufer vorbei auf das Regal, in die Kürbisse standen. Sie nahmen die gesamte Breitseite ein. Dazwischen waren nur kleine Zwischenräume.
    Die Rampe vibrierte etwas, als sie über sie hinweg in den Wagen gingen. Mister Mirakel beschäftigte sich wieder mit seiner Arbeit. Geschickt führte er das Schnitzmesser in eine Augenhöhle hinein, um sie noch zu verbessern.
    Johnny, der als letzter ging, schaute auf seine Hände, was der Mann wohl bemerkt hatte und deshalb aufschaute. Er grinste Johnny Conolly ins Gesicht. »Na, gefällt dir, was ich hier mache?«
    »Sie sind geschickt.«
    »Ja«, flüsterte der Schnitzer und lobte sich damit selbst. »Das bin ich. Ich bin sogar sehr geschickt, mein Junge. Ich bin der Beste von allen, verstehst du?«
    »Das kann ich nicht beurteilen, weil ich keine anderen kenne.«
    »Glaube es mir, denn ich übertreibe nicht.« Er klopfte mit dem linken Zeigefinger auf den Kürbis und verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. Johnny fiel auf, daß sein Gesicht dabei keinen winzigen Faltenkranz erhielt. Das war schon ungewöhnlich.
    »Dieser Kürbis hier wird wieder ein Meisterwerk. Ach, was sage ich. Es wird das Meisterwerk. Und ich werde das Gefühl nicht los, daß er für dich wie geschaffen ist. Ich bin noch nicht fertig. Du hast Zeit genug, dir die anderen Köpfe anzuschauen. Komm danach zu mir zurück, um zu vergleichen. Du wirst sehen, daß ich nicht übertrieben habe. Der Kopf wird tatsächlich einmalig.«
    Johnny wollte das nicht unterschreiben.

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