Mister Peanut
wünschte, es wäre eher«, sagte er. Nun, da es einmal ausgesprochen war, machte er sich auf den Aufprall gefasst. Er hatte den vorletzten Schritt gewagt, bevor er ihr sagen würde, was er sich jetzt und in Zukunft wünschte, und er fing zu zittern an.
»Das wünschte ich auch«, sagte sie und senkte den Kopf, um noch leiser zu sprechen. »Ich wünschte, es wäre heute Abend.«
Er atmete laut durch die Nase aus und hob den Kopf, von einem plötzlichen Ärger angefallen. Stünde Mrs. Bradford vor ihm, hätte ihn all das kaltgelassen, aber das hier war anders. Hier ging es um Liebe. »Mrs. Sheppard, können Sie mir eines sagen?«
»Sicher.«
»Sie lügen mich doch nicht an, oder?«
»Natürlich nicht«, sagte sie.
»Sie könnten einen wie mich mögen?«
»Ja«, sagte sie.
»Für lange Zeit?«
Sie lachte keck, ein Lachen, das ihr Selbstvertrauen verriet und ihre Überzeugung. »Warum nicht?«
Er senkte wieder den Kopf und lächelte den Teppich an. Dr. Sam war nicht hier, dachte er. Endlich waren sie allein.
»Dann also am Montag?«, fragte sie.
Er nickte.
»Ich muss jetzt gehen.«
Und dann war sie verschwunden.
Die restliche Zeit über bei den Houks und später bei den Humphries vollführte er alle Bewegungen wie in Trance. Hin und wieder erblickte er sein verdoppeltes Spiegelbild, im Badezimmer der Humphries zum Beispiel, wo er sich sowohl von hinten als auch im Profil sehen konnte, so als wäre er auf einen Fremden gestoßen. Er sah sich an. Er hatte muskulöse Oberarme, war drahtig und gebräunt von den vielen Vor- und Nachmittagen, die er zum Fenster hinausgelehnt verbrachte. Er hatte Ideen. Er würde Großes leisten! Er würde diesen Moment als den Anfangspunkt in Erinnerung behalten. Er würde ihn niemals vergessen, denn heute war der Tag, an dem er überrascht worden war. An dem er erkannt hatte, dass alles, was er für unerreichbar und unmöglich gehalten hatte, die ganze Zeit erreichbar und möglich gewesen war. Was sollte jetzt noch außerhalb seiner Reichweite liegen? Was könnte er nicht schaffen?
Ich wünschte, es wäre heute Abend.
Er war so voller Vorfreude, dass es dem Wahnsinn gleichkam.
Er ging nach Hause, duschte, kochte sich etwas zum Abendessen. Er trank und schaltete das Indians-Spiel ein. Die White Sox lagen im dritten Inning vorn. Er trank noch mehr. Er legte sich ins Bett und versuchte zu schlafen, zog sich das Kissen über den Kopf. Er holte sich noch einen Drink und beschloss, den im Laufe der letzten zwei Jahre angehäuften Schmuck zu ordnen, Ringe zu Ringen, Halsketten zu Halsketten und so weiter. Er warf einen Blick auf die Uhr. Kaum eine Stunde war vergangen.
Ich wünschte, es wäre heute Abend.
Er hielt es nicht mehr aus.
Am Abend würde es ein Feuerwerk über dem See geben, einen kleinen Vorgeschmack auf das Riesenspektakel am vierten Juli. Er setzte sich ins Auto und fuhr nach Bay View. Auf dem Parkplatz des Huntington Park waren so viele Autos abgestellt, dass er erst viele Hundert Meter vom Ufer entfernt eine Lücke fand. Zusammen mit der Menschenmasse schob er sich zum Wasser, mit Familien und Familienvätern, die ihren Nachwuchs auf den Schultern trugen. Dann kletterte er zum Ufer hinunter und lief zum Haus der Sheppards. Auch der Strand war überfüllt. Es war kühl und windig, und als die Dunkelheit sich senkte, stieg die erste Salve langsam vom Ponton in den Himmel auf, eine Rakete, dann eine zweite, anfänglich im Rhythmus zweier Jungs, die Fangen spielen. Eberling bewegte sich wie unsichtbar durch die Menschenmenge, denn alle Augen waren aufs Wasser gerichtet. Er stieg die Strandtreppe der Houks hoch, überquerte den Rasen über dem Bootssteg und fand sich nun vor dem Haus der Sheppards wieder. Sie hatten Besuch. Im Stimmengewirr hörte er Marilyn sagen: »Oh.«
Er beobachtete die Veranda und erkannte das Gesicht von Dr. Sam und von Chip und von den Gästen – offenbar die Aherns und ihre beiden Kinder – und das von Marilyn, das vom Stroboskoplicht der Explosionen überzogen wurde und weiß, schwarz und rot blinkte. Wenn er die Augen schloss, schwebte ihm die Verdopplung des Bildes vor Augen, ein Negativ, auf das er sich jetzt konzentrierte. Ihr Mund stand offen. Das Bild war weiß.
Ich wünschte, es wäre heute Abend.
Salve um Salve steuerte das Feuerwerk auf den Höhepunkt zu, Trommelschläge wuchsen sich zu Donnerschlägen aus, während er direkt auf das Haus der Sheppards zuging und an der Tür zum Kriechkeller rüttelte. Und als das Finale
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