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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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Hosentasche vibrierte, und als er endlich einen Blick auf den Mann werfen konnte, wurde ihm wieder einmal bewusst, dass das Phantombild nie so aussah wie der Killer und kaum eine Personenbeschreibung zutraf, weil der echte Mensch dem gemachten Bild nie entsprach.
    Der Mann war mit einem kakifarbenen Jackett und Jeans bekleidet und extrem klein, kaum mehr als einen Meter fünfzig groß, obwohl er Schuhe trug. Das braune Haar fiel ihm vorn in die Stirn und hinten auf den Jackenkragen – ein echter Vokuhila. Seine schwarzen Knopfaugen, undurchsichtig wie Murmeln, blitzten wie die einer Wüstenrennmaus, und obwohl er so klein war, wirkte er kräftig wie ein Ringer, wie ein Miniaturmuskelprotz. Weil sein Schwerpunkt so niedrig lag, würde er nicht ohne Weiteres umzustoßen sein.
    »Entschuldigung«, sagte Hastroll, und Sheppard trat hinter ihn.
    Der Mann hängte den Hörer ein und hob den Kopf. »Was wollen Sie?«
    Hastroll zeigte ihm seine Marke. »Wir hätten da ein paar Fragen.«
    »Worüber?«
    »Alice Pepin.«
    »Nie gehört.«
    »Ihr Mann behauptet was anderes«, sagte Hastroll.
    »Interessant«, sagte der Mann.
    Als Hastroll ihm eine Hand auf die Schulter legen wollte, schleuderte der Verdächtige ihn mit einem Aikido-Griff gegen die Wand, rammte Sheppard rücksichtslos eine Handkante in den Kehlkopf und rannte aus dem Buchladen. Er rutschte auf dem Handlauf der Rolltreppe ins Erdgeschoss und bahnte sich einen Weg durch die Lobby, um dann über den Columbus Circle zu sprinten und im Central Park zu verschwinden.
    Gemessen an seiner Körpergröße und seinem Gewicht, erwies Hastroll sich als überraschend flinker Verfolger, auch wenn er laut keuchte und insgeheim auf die Verstärkung setzte, die Sheppard fraglos angefordert hatte: Er konnte schon die Sirenen hören. Der Verdächtige lief in Richtung der Sportplätze, dann sprang er plötzlich über einen Zaun und verschwand in einem Tunnel, Hastroll dicht auf den Fersen. Er blieb unvermittelt stehen, drehte sich um, spreizte die Beine zu einer Kampfpose und ließ sein Butterflymesser mit einer dermaßen komplizierten und affektierten Geste aufspringen, dass Hastroll Zeit blieb, sich vornüberzubeugen und zu Atem zu kommen. Als die Klinge endlich eingerastet war, machte der Mann sich daran, die Luft zwischen ihnen zu zerfetzen; seine Hiebe und Halbkreistritte waren so schnell, dass die an seinen Gliedern entlangströmende Luft sirrte, als schwinge er einen Baseballschläger. Er beendete seinen Totentanz mit einer Art Bellen, wobei er sich mit der einen Hand das Messer über den Kopf hielt und die Handfläche der anderen Hastroll entgegenstreckte wie ein Schülerlotse, der das Kommando zum Stehenbleiben erteilt.
    »Ich werde dich abschlachten wie ein Schwein«, sagte er.
    Hastroll zog sein Klappmesser, überlegte es sich dann anders. Er griff zur Pistole, schoss dem Mann die Klinge aus der Hand und verteilte die restlichen Kugeln aus Gründen der Symmetrie auf beide Knie. »Stehen bleiben«, sagte er, »oder ich schieße.«
    Später stand Hastroll hinter der verspiegelten Scheibe und schaute zu, wie Sheppard sich Pepin gegenüber an den Tisch setzte und seine Pfeife anzündete. Er sog zweimal daran, zog Pepins Akte unter dem Arm hervor, nahm das Manuskript heraus und schob es Pepin hin.
    »Das beweist gar nichts«, sagte Pepin.
    »Es hat gar nichts bewiesen«, sagte Sheppard. »Bis wir die Anrufe zurückverfolgt haben, die Sie von diesem Mann bekommen haben.« Er legte das Fahndungsfoto auf den Tisch. »Wir haben ihn gestern festgenommen.«
    Pepin verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wir haben eine interessante Unterhaltung mit ihm geführt«, sagte Sheppard und entzündete seine Pfeife aufs Neue. Er saß mit dem Rücken zu Hastroll, sodass es aussah, als qualme sein Kopf.
    Pepin beugte sich vor, warf einen Blick auf das Foto und lehnte sich wieder zurück. »Ich will mit meinem Anwalt sprechen«, sagte er.

 
     
     
     
    Z ugegeben, Alice’ Diät verlief diesmal irgendwie anders.
    Keine Pillen, kein Abo, keine bequeme Ratenzahlung, kein komplizierter Zusammenbau, keine unverbindliche Probezeit von dreißig Tagen, keine Geld-zurück-Garantie. Kein Bowflex, kein ThighMaster, keine Gravity Boots; keine Atkins-, Zonen- oder South-Beach-Diät. Keine Etiketten auf den Lebensmitteln und keine Mikroanalyse der Gewichtsabnahme. Keine Vorher-Nachher-Schnappschüsse – immer nur nachher, dachte David, immer nur heute, nichts war mehr wie früher.
    »Alice«, rief David

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