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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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Steinen gefüllt war – länglich, grau und glatt, manche klein wie Vogeleier, andere groß wie Autos –, und zu einer letzten, zwei Meter hohen Felswand, an der sie zum Strand hinunterkletterten. So wie auf dem Ke’e Beach drängten sich auch hier die Tagesausflügler, dazu kamen ein paar ehrgeizige Wanderer, die vom Dreizehn-Kilometer-Rundweg nach Hanakoa Valley ausruhten, und schließlich einige Extremsportler auf ihrem Rückweg von Kalalau. Der Strand war viel breiter, als es von oben schien, und über dreihundert Meter lang; seinen Abschluss bildete eine riesige Höhle, die sich aufs Meer hin öffnete. Die Leute hatten ihre Rucksäcke und Wanderschuhe an der Felswand abgelegt und ihre feuchten Socken und Hemden zum Trocknen in die Klippe gehängt, um sich dann im Schatten der Höhle auszustrecken oder sich an den Rand der Brandung zu wagen und sich von der Gischt abkühlen zu lassen. Vor ihnen, parallel zum Wasser, erstreckte sich ein riesiges Gezeitenbecken von der Länge eines Footballfeldes. Dahinter badeten etwa zwanzig Jugendliche trotz der Warnung im Ozean.
    »Wie geht es dir?«, fragte David.
    »Ich bin müde«, sagte Alice. »Meine Schulter tut weh.« Sie hatte sich in der Nähe auf einen Felsbrocken gesetzt, den Rucksack zu ihren Füßen abgestellt und einen Schokoriegel herausgezogen. Sie kaute, als fordere es ihr eine übermenschliche Kraftanstrengung ab, dann trank sie einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. »Und mir ist heiß.«
    »Mir ist auch heiß.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass es so mühsam wird.«
    »Ich auch nicht«, log er.
    Aber anscheinend war sie ihm nicht mehr böse, und das euphorisierte ihn. In einem Überschwang von Selbstvertrauen fiel ihm ein, dass er zwar in der Lagune geschwommen war, sich aber kein einziges Mal ins offene Meer gewagt hatte. Falls sie von hier den Rückweg antraten, wäre nun die letzte Gelegenheit. »Sieht gar nicht so schlimm aus«, sagte er.
    Er sah Alice an, dann wieder das Wasser, und sie folgte seinem Blick. Von hier aus wirkten die Wellen nicht größer als jene, in denen er bislang geschwommen war.
    »Ich gehe ins Wasser«, sagte er.
    »Da stand, dass man das nicht darf. Und dass es gefährlich ist.«
    »Ist es bestimmt auch. Aber sieh dir mal die Kinder an!« Er konnte sie lachen hören. »Ich will mich abkühlen.«
    Sie starrte sehnsüchtig aufs Wasser hinaus und aß das letzte Stück ihres Energieriegels.
    »Kommst du mit?« Er streckte ihr eine Hand entgegen, ermutigt durch ihre Berührung, durch ihre Nachgiebigkeit. »Komm mit«, sagte er, »nur bis an den Rand.«
    Sie zerknüllte die Folienverpackung und starrte ihm ins Gesicht.
    »Wenn ich ertrinke, kannst du Hilfe rufen«, sagte er.
    Sie nahm seine Hand und folgte ihm ans Wasser, wo die Gefahr teilweise ersichtlich wurde. Die mächtigen Wellen brachen sich nur wenige Meter vom Ufer entfernt, außerdem waren sie viel größer, als es auf den ersten Blick den Anschein gehabt hatte – genau genommen waren es die größten, die er jemals gesehen hatte. Sie erhoben sich so plötzlich wie Kobras und schlugen dann zu, rammten sich mit einer Kraft in die Wasseroberfläche, die er unter den Füßen noch im Sand spüren konnte. Die hochfliegende Gischt schlug ihnen ins Gesicht. David zog sich unerschrocken die Schuhe aus, Alice tat es ihm gleich, und dann spazierten sie zum Wasser und ließen sich den Schaum über die Füße spülen. »Fühlt sich gut an«, sagte sie. Wenn das Wasser sich zurückzog, wurde David vom Sog schwindlig. Alice hielt immer noch seine Hand. Sie senkten den Blick und sahen, dass ihre Füße halb im Sand vergraben waren.
    »Sieht gar nicht so schlimm aus«, sagte er.
    »Nein.«
    Die Jugendlichen stiegen auf den Wogen in die Höhe und lachten.
    »Wir müssten nur durch die erste Welle durch, dann hätten wir es geschafft«, sagte er.
    Sie sah ihn an, und er musste an Harold denken: Sie wartete darauf, dass er eine Entscheidung traf.
    »Wir schaffen das«, sagte er.
    Sie zogen sich bis auf die Schwimmsachen aus und warteten. Die Jugendlichen lachten wie verrückt. David wartete ein paar Brecher ab, um ein Gefühl für das Timing zu bekommen, und als er bereit war, zog er sie hinein.
    Der Strand fiel unter der aufgewühlten Wasseroberfläche unsichtbar ab, sodass sie sofort bis zur Brust im Wasser standen. Nun spürte er die volle Kraft der Strömung, und er zögerte. Kehr um, dachte er. Aber dann riss ihnen der Sog die Beine weg, so wie in der Sekunde, nachdem man auf einem

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