Mit 14 glaubt man an die Freundschaft
du weit besser tanzt als die anderen. Warum
sollen sie sich mit was Drittklassigem abgeben, wenn sie was Erstklassiges
dahaben?“
„Hör bloß auf, mir kommen gleich die
Tränen!“ sagte Petra wütend.
„Na, ist doch wahr“, muffelte Katja.
„Wahr! Wahr! Du trägst deine
Minderwertigkeitskomplexe mal wieder wie den letzten Schrei der Mode spazieren ! Aber das sage ich dir: Wenn du dir die nicht bald
abgewöhnst, kriegen wir uns noch mal gewaltig in die Wolle!“
In der nächsten Stunde konnte Katja an
nichts anderes denken als an ihre Auseinandersetzung mit Petra. Aber mehr noch
als vor dem Krach mit der Freundin fürchtete sie sich, an Petras Seite vor der
ganzen Schule aufzutreten. Sie konnte für Petra kein ebenbürtiger Partner sein,
sie würde höchstens verspottet werden, bestenfalls belächelt. Und dem wollte
sie sich nicht aussetzen, auf keinen Fall!
Nach der letzten Stunde entwischte sie
Petra und lief noch einmal zur Turnhalle hinüber. Frau Hörter kam gerade aus
dem Unterricht.
„Willst du zu mir?“
„Ja - kann ich Sie ganz kurz sprechen?
“ fragte Kat ja und sah die Turnlehrerin verlegen an.
„Bitte.“
„Frau Hörter - es geht um Petras
Vorschlag. Das war nicht meine Idee. Ich wollte Ihnen nur sagen, ich möchte bei
dem Tanz gar nicht mit auftreten. Petra hat sich das so ausgedacht, aber - nun
ja, sie hat mich gar nicht vorher gefragt.“
Sehr wohl fühlte Katja sich nicht bei
dem Gedanken, der Freundin in den Rücken zu fallen.
Frau Hörter schien erleichtert.
„So - also du meinst, ich brauche auf
Petras Wunsch keine Rücksicht zu nehmen.“
„Nun ja, so ungefähr. Reden Sie ihr das
wieder aus.“ In der Tür stieß Katja mit Petra zusammen.
„Ich habe dich gesucht. Du hast mit
Frau Hörter gesprochen?“
Katja wurde rot.
„Ja, sei nicht böse, aber - versteh
mich doch! Ich habe einfach Schiß vor diesem
Auftritt! Sie würden mich alle nur auslachen.“
„So ein Blödsinn!“ Petra biß sich auf
die Lippen. Ahnte Katja überhaupt, wie enttäuscht sie war? „Na ja“, sagte sie
mit einem gezwungenen Lächeln, „da kann man halt nix machen. Schade. Ich möchte
wirklich wissen, wann du endlich..." Sie brach ab.
„Wann ich endlich - was?“
„Ach laß, es hat doch keinen Zweck.
Tschüß, ich muß gehen, meine Mutter wartet.“ Sie wandte sich ab, ohne Katja
noch einmal anzusehen.
„Sehen wir uns beim Training?“ rief
Katja ihr nach. Aber Petra gab keine Antwort mehr.
Die Pizza-Schlacht
Die
Proben für das Schulfest begannen. Katja hatte in einem Sketsch eine kleine
Rolle übernommen, der sich kritisch mit dem Verhalten der Schulbusfahrer befaßte .
Zwischen Petra und ihr war kein
weiteres Wort über die Auseinandersetzung wegen des Tanzes gefallen. Wie immer
verbrachten sie ihre Freizeit gemeinsam, machten zusammen ihre Hausaufgaben und
gingen zum Ballett-Training. Trotzdem war es für Katja, als hätte sich eine
dünne Wand zwischen sie geschoben. Unausgesprochene Vorwürfe, unterdrückte
Enttäuschung, versteckter Groll, was immer es war, Petra war innerlich ein
wenig von Katja abgerückt, auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu
lassen.
Was Petras Solotanz anging, so schien
sie entschlossen, all ihre vorangegangenen Erfolge in den Schatten zu stellen.
Katja hatte sie gegen ihren Willen da hineingedrängt, na schön, dann wollte sie
ihrem Publikum einen Tanz hinfetzen, daß ihnen Hören und Sehen vergehen sollte.
All ihren Zorn über Katjas Rückzieher tobte sie in den wirbelnden
Schrittkombinationen aus, an denen sie nun Tag für Tag mit Verbissenheit übte.
Frau Christiansen war glücklich.
Endlich war Petra wieder zu dem ehrgeizigen, angespannt arbeitenden Mädchen
geworden, das sie gewesen war, bevor sie sich mit Katja befreundete. Es blieb
nicht aus, daß Katja immer öfter auf Petra warten mußte.
„Weißt du, Katja“, sagte Frau
Christiansen eines Tages, als Katja bei ihr auf der Couch hockte wie eine
traurige Krähe und seit einer halben Stunde vergeblich auf Petra wartete, „wie
wäre es, wenn wir mal ein kleines Fest feiern. Ich wollte schon lange einmal
deine ganze Familie zu mir einladen.“
„Was - hierher in Ihre Wohnung?“
Katja betrachtete stirnrunzelnd den mit erlesenen Möbeln aus der feinsten Münchner Einrichtungsboutique
ausgestatteten Raum, die schneeweißen Kunstledersessel, den langhaarigen weißen
Fellteppich und die Glassammlung, die überall auf Tischchen und Regalen Platz
gefunden hatte.
„Frau
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