Mit 14 glaubt man an die Freundschaft
Einladung
deines Vaters gefreut“, sagte Petra leise. Sie hatte immer noch ein schlechtes
Gewissen, daß es ihr nicht möglich gewesen war, ohne ihre Mutter zu kommen.
Während ihrer Wanderung beobachtete
Katja die beiden Erwachsenen ständig aus den Augenwinkeln.
Zuerst redete nur Frau Christiansen,
und Katja dachte mit Unbehagen an Dinge, die Papi über schwatzhafte Frauen zu
sagen pflegte. Aber allmählich wandelte sich das Bild. Mehr und mehr übernahm
Papi die Unterhaltung, und Frau Christiansen hing bewundernd an seinen Lippen.
Es klappt! jubilierte Katja im stillen .
Auf einer Koppel weideten Pferde. Petra
und Katja liefen hin, um sie zu streicheln.
„Hast du eine Ahnung, was die beiden da
die ganze Zeit quasseln?“ fragte Petra. “Ich habe das Gefühl, dein alter Herr
flirtet mit meiner Mutter.“
„Na wenn schon, schließlich sieht sie
ja auch zum Anbeißen aus, oder?“
Sie lachten.
„Wenn ihr zwei hierbleiben wollt - wir
haben jetzt Durst und Hunger. Wir können euch ja nachher hier abholen“, rief
Papi zu ihnen hinüber.
„Hahaha!“ machten die Mädchen
gelangweilt, „mal sehen, wer zuerst da ist.“ Dann stoben sie in wilden
Galoppsprüngen voraus.
Der Biergarten war heute am Sonntag
überfüllt.
„Wo möchtest du sitzen?“ fragte Katja
gönnerhaft. “Ich glaube, der Tisch dort drüben an der Balustrade hat den schönsten
Ausblick.“
Petra schaute zweifelnd erst den
vollbesetzten Tisch, dann Katja an.
„Komm!“ kommandierte sie und zog ihre
Freundin Petra hinter sich her.
„Verzeihen Sie bitte, bleiben Sie noch
lange?“ fragte Katja den am Tisch sitzenden Familienvater mit einer
Liebenswürdigkeit, die man sonst meist vergeblich bei ihr suchte.
Der Angesprochene setzte erschrocken
sein Bierglas ab und starrte Katja verwirrt an.
„Ja, ich wollte eigentlich noch...“
„Wir wollten sowieso gerade gehen! “
fiel ihm seine Frau ins Wort, eine korpulente Dame im weitausgeschnittenen
Dirndl.
Die dazugehörenden drei halbwüchsigen
Knaben, die durch Katjas Frage in der schönsten Rangelei unterbrochen worden
waren, starrten sie mit offenen Mündern an.
„Aber ich wollte doch...“ versuchte der
Mann noch einmal aufzubegehren.
„Schließlich mußt du noch fahren!“
sagte die Frau energisch.
„Oh, wir wollten Sie wirklich nicht
stören!“ beteuerte Katja entschuldigend. “Es ist nur so - mein Vater hat uns
vorausgeschickt, damit wir uns schon mal um Plätze kümmern.“
„ Jaja , ist
schon recht, kommt nur her.“ Die Frau war von Katjas Wohlerzogenheit
offensichtlich beeindruckt.
„Vielen herzlichen Dank!“ Katja ließ
einen Hauch von Knicks ahnen. “Siehst du, so muß man’s machen“, flüsterte sie
Petra ins Ohr.
Als Papi, den Arm ritterlich um Frau
Christiansens Schulter gelegt, erschien, hatten die Mädchen den Tisch bereits
besetzt und winkten ihm übermütig zu.
„Fabelhafte Organisation“, sagte Papi
anerkennend.
Katja nickte würdevoll. “Wir sind ja
auch eine fabelhafte Firma.“
„Tausende von Dankschreiben“,
bestätigte Petra ebenso.
Eine gewichtige Kellnerin erschien und
nahm die Bestellung auf. Kurz darauf kam sie mit überschäumenden Bier- und
Limonadekrügen zurück.
„Na denn man prost!“ Katja setzte
gierig den schweren Krug an die Lippen.
„Halt!“ rief Papi.
Katja setzte ihre Limonade so abrupt
auf den Tisch zurück, daß die kühle Flüssigkeit ihr über den Handrücken
schwappte.
„Bevor du dir einen Vollrausch
antrinkst, haben Frau Christiansen und ich euch noch etwas zu sagen. Wir haben
uns auf dem Weg ein bißchen über euch unterhalten. Und da sind wir zu dem
Schluß gekommen, daß es euch ganz gut tun würde, in den großen Ferien mal
allein auf Reisen zu gehen.“
Die beiden Mädchen waren sprachlos.
„Ist das wirklich wahr, Mama?“ fragte
Petra leise, sie konnte etwas so Ungeheuerliches einfach nicht glauben.
Frau Christiansen nickte, es war ganz
offensichtlich, daß ihr die Zustimmung nicht leichtgefallen war. Papi mußte mit Engelszungen geredet haben.
„Und was wird aus dir?“
„Mach dir darüber keine Sorgen, ich
werde die paar Wochen schon aushalten. Du weißt, ich habe dieses Jahr schon
einen mißglückten Versuch, allein Ferien zu machen,
hinter mir. Vielleicht klappt es diesmal besser.“ Sie zwang sich zu einem
Lächeln.
Jetzt endlich wagte Petra an ihr Glück
zu glauben. Sie fiel erst ihrer Mutter, dann Katja um den Hals.
Katja brachte kein Wort heraus. Freude
machte sie meistens stumm
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