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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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hatte
Schlafprobleme und tigerte nachts stundenlang ruhelos in der Wohnung herum. Das
wusste sie von Bastian und Peter, und es bereitete ihr Genugtuung.
    Ihre Söhne
hielten zu ihr, und sie waren stolz darauf, von ihr ins Vertrauen gezogen worden
zu sein. Sie vermissten sie, das wusste sie, und sie vermisste sie ebenfalls. Einmal
die Woche kamen die beiden nach Altenahr, um sie zu besuchen, und jedes Wiedersehen
wühlte sie auf. Vor nicht allzu langer Zeit hatten sie Mr. Fred vorbeigebracht,
und sie hatte deutlich ihre unausgesprochene Hoffnung gespürt, dass sie bald wieder
nach Hause käme.
    Ulrike schloss
die Augen. »Nichts ist gut, aber alles ist möglich«, hatte sie ihnen zum Abschied
gesagt und sie fest umarmt. Aber wollte sie das überhaupt? Zurück? Eher nicht. Es
war eine neue Erfahrung, eigene Ziele zu verfolgen und für niemanden sorgen zu müssen
außer für sich selbst. Sie hatte den Eindruck, als ginge sie heute aufrechter durchs
Lokal als bei ihrer Ankunft, und dieses Gefühl war einmalig. Nein, momentan wollte
sie weder Altenahr noch ihre Freundinnen missen.
    Und Claus?
Vermisste sie Claus? Wenn sie nur an sein Verhältnis dachte, schnürte sich ihr der
Magen zusammen, sie konnte absolut nicht nachvollziehen, was er an dieser Frau fand. Sie hatte sie einige Male gesehen, wenn sie Claus vom Büro abgeholt hatte,
und sie von Anfang an unmöglich gefunden. Diese roten Haare, die rot lackierten
Fingernägel. Ihr gekonnt, aber auffällig geschminktes Gesicht zeugte von ausgeprägter
Eitelkeit, die Ulrike ebenso zuwider war wie das daraus sprechende Interesse, aufzufallen
und zu ge fallen. Männern natürlich. Eine Frau, die sie nur unter dem Namen Frau Siebert kannte. Claus hatte sie nie beim Vornamen genannt, und die sich
darin ausdrückende höfliche Distanz zu ihrer Person hatte bei Ulrike nie auch nur
im Geringsten den Verdacht aufkommen lassen, dass sich zwischen ihr und ihrem Mann
mehr abspielte. Obwohl … Ulrike kniff die Augen zusammen. Manchmal war seine
Stimme auffällig weich gewesen, wenn er von Frau Siebert sprach. Sie seufzte.
Immerhin schien es mittlerweile zwischen den beiden aus zu sein, das wusste sie
von ihren Söhnen.
    Ulrike malte
sich aus, was Claus für ein Gesicht machen würde, wenn er vor Victorias Tür stand
und sie dort nicht antraf. Allein die Vorstellung führte dazu, dass sie vor Schadenfreude
grinsen musste. Aber sie sollte Victoria anrufen und sie vorwarnen.
    Aus der
Pfanne auf dem Herd zischte es laut, und der Geruch verbrannten Fleisches stieg
ihr in die Nase. Das Steak! Eilig schob sie die Pfanne von der Flamme. Dunkle Rauchschwaden
zogen durch den Raum und vernebelten die Sicht.
    »Verdammt,
wo bleibt denn das Essen?« Caro stand in der Tür, und sie begann sofort zu husten.
»Was ist denn hier los?« Keuchend stürzte sie zum Fenster und riss es weit auf.
    Ulrike wischte
sich über die schweißglänzende Stirn und deutete auf die Pfanne. »Sag einfach, Steak
ist aus.«
    »Wie bitte?«
Caro starrte sie amüsiert an.
    »Stattdessen
gibt es zarten und wohlschmeckenden Matjes. Hier …« Ulrike riss einen Teller aus
dem Schrank und legte rasch ein paar Matjesfilets darauf, die sie mit Zwiebeln und
einem Klecks Crème fraîche verzierte. Rigoros hob sie grüne Bohnen aus einem Topf
und drapierte sie daneben, ebenso wie einige Pellkartoffeln, und dann erst sah sie
ihre Freundin an. »Frag jetzt bitte nichts. Kostet 7,20 Euro.«
    Caro war
verblüfft. Ob dies die richtige Art war, neue Gäste zu gewinnen, war zu bezweifeln.
Aber gut. Wortlos nahm sie ihr den Teller ab, drehte auf dem Absatz um und erwiderte
knapp, einen Blick zurück über die Schulter werfend: »8,20 Euro. Und keinen Cent
weniger!«

24
     
    »Am Montagabend tagt der Gemeinderat«,
beantwortete Marianne Hohenstein die Frage der Verkäuferin im Café, das direkt gegenüber
dem Rathaus lag, und deutete mit dem Finger auf die gläserne Scheibe der Kuchenvitrine.
»Zwei Stück von dem Käsekuchen und zweimal Erdbeertorte bitte.«
    Die Verkäuferin
platzierte das Gewünschte auf einem Pappteller und schlug einen Bogen Papier darum.
Das Café war gut besucht, leises Stimmengewirr und das Klappern von Tellern und
Besteck drangen nach vorn in den Verkaufsraum. Marianne Hohenstein mochte den Kuchen
hier, und wenn sie einmal keine Zeit hatte, selbst zu backen, gönnten Hubertus und
sie sich am Freitagnachmittag ein Stück oder zwei. Wenn sie an die Figuren der Frauen
aus dem ›Ahrstübchen‹ dachte, und an die

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