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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Sappho, die sich satt und zufrieden in der Morgensonne räkelten, ganz dem Augenblick
hingegeben, was ein leichtes Seufzen bei ihr auslöste. Leise murmelte sie vor sich
hin: Lerne loslassen. Genieße den Augenblick. Diese alte buddhistische
Weisheit war angeblich der Schlüssel zur Glückseligkeit, was also für sie bedeutete:
Sie sollte lernen, ihre Gefühle für Wang San und die Aggression gegen Caro loszulassen.
Geschirrklappern drang durch die Terrassentür nach draußen. Bruni gab ihrem Besen
energisch noch mehr Schwung und fegte sich vorwärts, den Steinweg entlang durch
den Garten.

31
     
    Emanzen raus!
    Schwarz
und böse starrten ihnen die auf ihre Hauswand gesprühten Buchstaben entgegen, daneben
prangte ein Totenkopf.
    »Schaut
euch das an!« Bea versagte beinahe die Stimme, als sie ihre Freundinnen vor die
Tür holte und mit dem Finger auf das Geschmiere zeigte. Die Freundinnen wurden blass.
Fassungslos betrachteten sie die Fassade.
    An der Hauswand
des Chinarestaurants gegenüber hieß es: Chinesen raus! Das Dach des Tempels
zierte ebenfalls ein großer Totenkopf, zur Abwechslung jedoch violett.
    »Ich fasse
es nicht«, Ulrike stöhnte auf. Sie versuchte, in den Mienen ihrer Freundinnen zu
lesen.
    »Wir sind
hier nicht erwünscht, so viel steht fest«, kommentierte Bea die Graffiti und fragte:
»Wer kann das gewesen sein?«
    »Vielleicht
ein paar von diesen Kahlköpfen, ohne Grund gibt es hier nicht den Verein Gegen
Rechts «, mutmaßte Bruni und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen Caro,
die sie seit dem gestrigen Abend zum ersten Mal sah. Sie wirkte müde und Bruni ahnte,
warum.
    »Das Beste
ist, wir wischen das gleich weg«, schlug Bea vor und fügte hinzu: »Das ist keine
gute Publicity.« Sie wandte sich an Bruni: »Holst du einen Eimer Wasser, bitte?«
    Bruni starrte
sie an. »Spinnst du? Mach das doch selbst, ich bin nicht deine Putzfrau.« Bruni
spürte, wie sich die in ihrem Inneren aufgestaute Wut einen Weg nach draußen bahnte.
Fontänenartig schoss sie hervor und verspritzte ihr Gift.
    »Musst du
ständig herumkommandieren? Das geht mir auf die Nerven, und nicht nur mir.«
    »Wie bitte?«
Bea versuchte, Brunis Worte zu begreifen. »Was meinst du?«
    »Bruni hat
recht. Du führst dich auf wie unsere Chefin«, bestätigte Caro und erklärte: »Den
Umgang mit diesen Lästerweibern in der Weingenossenschaft wolltest du auch bestimmen
…« Caro wandte sich an Bruni und Ulrike. »Da hat sie mir vorgeschrieben, wie ich
reagieren sollte, und das, obwohl diese Frauen über mich hergezogen haben, dass
es nur so krachte …«
    »Weil es
klüger war, als sie verbal zu attackieren, was du ja auch nicht lassen konntest«,
schimpfte Bea zu ihrer Verteidigung. Ihre Augen sprühten Funken. »Kein Wunder, dass
wir uns täglich unbeliebter machen.«
    »Vielleicht
hole ich jetzt besser mal den Eimer …«, mischte Ulrike sich vorsichtig ein. Sie
fürchtete, der Streit könne eskalieren, und wandte sich zum Gehen.
    »Du bleibst
bitte hier«, befahl Bruni und rief ärgerlich: »Verdammt noch einmal! Halte doch
endlich einmal einen Konflikt aus!«
    Ulrike stand
wie zur Salzsäule erstarrt.
    »Ist doch
wahr«, versetzte Bruni. »Dieses bescheuerte Versteckspiel mit deinem Claus ist doch
einer erwachsenen Frau ganz und gar unwürdig. Du gaukelst ihm vor, du seiest auf
Barbados, und in Wahrheit backst du hier Kuchen.«
    »Jetzt reicht’s«,
setzte Ulrike sich zur Wehr. »Hör sofort auf damit!«
    »Ich höre
auf, wann ich will«, konterte Bruni. »Ich bin es gewohnt, zu sagen, was ich denke.«
    »Wie eine
erwachsene Frau verhältst du dich dabei aber auch nicht. Ganz zu schweigen davon,
dass man von einer Philosophin vielleicht etwas mehr Weisheit erwarten dürfte«,
mischte Caro sich ein.
    Brunis Blick
traf sie eisig. »Als ob du auch nur im Geringsten von Philosophie oder Lebensweisheit
eine Ahnung hättest …«
    »Du benimmst
dich wie ein verliebter Teenager und hast Angst, dass auch nur eine von uns deinem
Wang San zu nahe kommen könnte, aber wehe, denn du hast ihn ja gepachtet«, fiel
Caro ihr spöttisch ins Wort.
    Bruni verschlug
es die Sprache.
    »Oder warum
hast du uns nichts davon erzählt, dass wir auch zum Qi Gong eingeladen waren? Morgens
am Ahrufer?«
    Bruni biss
sich auf die Lippen. »Offensichtlich aus sehr gutem Grund«, erwiderte sie mit schneidender
Stimme und ätzte: »Hinter meinem Rücken hast du ja offensichtlich nichts Besseres
zu tun, als dich an ihn heranzumachen.«
    »Ach. Nur,
weil

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