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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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informiert hatte.
    »Da drin habe ich neun starke schwarze Färsen«, sagte er Und zeigte auf den Laster. »Nicht eine schlechte dabei. Wenn Sie woll’n, gehör’n sie Ihnen.«
    Bei diesem Stichwort fing ein Kalb zu brüllen an.
    Bauern versuchen immer bei einem Kauf, ihre Begeisterung zu verstecken, weil diese die Preise hochtreiben könnte. Das galt für uns in dem Augenblick nicht mehr, als die Tür des Lasters geöffnet wurde. Beim Anblick der kleinen Bambi-Kälbchen waren Shirley und die Kinder hellauf begeistert. Da standen sie auf ihren Stelzen, reckten die langen glänzenden Hälse vor und blockten ihr Mißfallen über die Welt im allgemeinen hinaus. Es waren ein bis zwei Wochen alte Babies. Sie waren müde. Sie waren hungrig. Und sie wußten sehr wohl, was Zitzen waren, wenn sie welche sahen.
    Der Tag muß für sie wie ein Alptraum gewesen sein. Mit dem Laster zum Markt, dann eingepfercht mit anderen in ein Gehege, um von Käufern angefaßt, betastet und untersucht zu werden, dann in den Auktionsring getrieben, was für sie durch den großen Lärm und die vielen Menschen furchtbar gewesen war, und schließlich wieder in den Laster, um auf den Bauernhof gekarrt zu werden. Es war einfach unmöglich, sie zurückzuweisen. Man hätte mich gelyncht.
    »Wieviel?« fragte ich.
    Ihr Preis lag bei etwas über fünfzehn Pfund. Der Händler Roger wollte an jedem Kalb etwa ein Pfund verdienen, das er kaufte. Die Gewinnspanne war vernünftig, wenn man die Arbeit, den langen Tag, den Transport sowie das Risiko mit in Betracht zog. Die Kinder stritten bereits herum, welches Kälbchen ihnen ganz persönlich gehören sollte: Roger hätte jeden Preis nennen können...
    Als nächstes mußten sie abgeladen werden. Ein kalter Wind blies von Wales herüber um den Berg herum. Es war wirklich eisig draußen. Daher steckten wir sie alle zusammen in den größeren der beiden Pferche, damit sie sich gegenseitig wärmen konnten. Das war ein taktischer Fehler. Wie hätten sie in kleineren, leichter zu handhabenden Gruppen halten sollen.
    Roger, John und ich trugen sie vom Laster einzeln in das Gehege. Sie waren schwerer als ich vermutete. Ich hatte noch immer Städtermuskeln. In der Großstadt fragt man eben nicht sehr nach der Fähigkeit, Kälber herumtragen zu können. Die Kinder hüpften herum, waren uns im Weg, wurden ausgeschimpft, versuchten die Kälber zu streicheln und ihre Finger in die Lutschmäuler zu stecken. Endlich hatten wir es geschafft, alle hinter Schloß und Riegel zu bringen.
    Wir vier gingen ins Haus, um Tee zu trinken, zu plaudern und die Rechnung zu bezahlen. Vicky und Nicholas allerdings blieben draußen, um viel Aufhebens von den langbeinigen Neuanschaffungen zu machen. Für diese beiden war die Farm ein dreißig Hektar großer Spielplatz voller Abenteuer. Sie lebten in ihrer eigenen Welt und waren fröhlich aufgeschlossen allem und jedem gegenüber. Wir hatten zunächst befürchtet, sie könnten sich hier ein wenig einsam fühlen; in Wirklichkeit hatte der Tag für sie eine nicht ausreichende Stundenzahl.
    Wir boten unserem Besucher Bier an; doch er zog Tee vor und verspeiste mit Vergnügen einige Stücke Rosinenkuchen. Auch für ihn war es ein langer Tag gewesen und mittags hatte er lediglich einen Imbiß in der Auktionscafeteria zu sich nehmen können. Wir waren die letzten, die er zu beliefern hatte, daher konnte er sich die Zeit für ein Schwätzchen nehmen.
    Seine Liebe gehörte dem Boxen und sein Idol war Muhammad Ali. Später erfuhren wir von den Einheimischen, daß er mit seinen Fäusten gut umgehen konnte.
    Schließlich ging’s ans Bezahlen. Ich schrieb einen Scheck über 137 Pfund und sagte, daß ich in etwa vierzehn Tagen gern noch mal so eine Lieferung von ihm hätte. Er faltete den Scheck, steckte ihn in die Tasche und verkündete: »Jetzt muß ich euch noch’n bißchen Glück verschaffen.« Das bestand aus einigen Silbermünzen, die er bespuckte, gegen seinen Ärmel rieb und uns dann entgegenhielt.
    »Wofür ist das?« fragten wir.
    »Das bringt Glück«, erklärte er — unsere Ignoranz war ihm offensichtlich peinlich. »Wenn ihr mit den Kälbern Glück haben wollt, solltet ihr sie nehmen.«
    Wir nahmen sie.
    Es stellte sich heraus, daß >Glück< ein weitverbreiteter Brauch war, der einer Erpressung manchmal verdächtig nahe kam. Es war mehr als eine Kommission. Wie bei so vielen Sitten dieser Gegend gab es auch hierbei das gleiche Element vergessener alter Rituale. Es wäre mehr als ungezogen

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