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Mit Blick aufs Meer - Mit Blick aufs Meer - Olive Kitteridge

Titel: Mit Blick aufs Meer - Mit Blick aufs Meer - Olive Kitteridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Strout
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ab. Julie, die ihr auf dem Fuß gefolgt war, sagte auch nichts.
    Julie und Bruce gingen hinaus in den Garten, der weniger ein Garten war als eine Lichtung voller Wurzeln und Kiefernnadeln. Winnie und ihre Mutter beobachteten sie durchs Fenster. Jim stieg aus der Limousine aus, kam ins Haus und stellte sich zu ihnen. Julie glich einer Reklame aus einer Illustrierten, im weißen Kleid vor einem Lorbeerbusch, die halb entfaltete Schleppe hinter ihr zwei wallende Meter lang.
    »Jimmy«, sagte Anita, »die Leute sitzen schon in der Kirche .«
    Aber er antwortete nicht. Alle drei starrten sie aus dem Fenster. Julie und Bruce standen fast reglos da. Sie berührten sich nicht, sie bewegten nicht einmal die Arme, und dann ging Bruce zwischen den Lorbeerbüschen hindurch und zur Straße.
    Julie kam zum Haus zurück, steif wie eine Barbiepuppe, und sie erwarteten sie zu dritt an der Fliegentür. »Mommy«, sagte Julie leise. Ihre Augen waren irgendwie komisch. »Sag, dass es nicht wahr ist.«
     
    Onkel Kyle kam vorbei und brachte Tabletten. Jim redete mit dem Chauffeur der Limousine und fuhr dann hinüber zur Kirche. Die Limousine rollte davon, ein Pappelzweig peitschte an ihrem hinteren Kotflügel entlang, gleich überm
Rad, und Winnie setzte sich in ihrem Brautjungfernkleid auf die Türschwelle. Nach einer Weile kam ihr Vater zurück. »Das kannst du jetzt wohl ausziehen, Winnie-Maus«, sagte er, aber Winnie blieb einfach sitzen. Ihr Vater ging ins Haus, und als er wieder herauskam, sagte er: »Julie hat sich in unserem Schlafzimmer hingelegt, und deine Mutter ist bei ihr.« Winnie nahm an, dass Onkel Kyle ihnen etwas zum Schlafen gegeben hatte.
    Sie saß auf der Schwelle, bis sie aufs Klo musste. Sie ging nicht mehr gern hinter dem windigen Vorhang aufs Klo, wenn alle daheim waren. Aber es war niemand zu sehen, als sie hineinging. Sie konnte ihren Vater unten im Keller hören, und die Schlafzimmertür war zu. Nach ein paar Minuten öffnete sich diese Tür allerdings, und ihre Mutter trat heraus. Sie trug ihren alten blauen Rock und dazu einen rosa Pullover, und sie wirkte kein bisschen schläfrig.
     
    Jim Harwood baute seit Jahren an einem Boot. Es sollte ein großes Boot werden - der Rahmen nahm einen gehörigen Teil des Kellers ein. Fast ein Jahr lang hatte er nur jeden Abend die Entwürfe auf dem Wohnzimmerboden ausgelegt und über ihnen gebrütet. Aber schließlich war er in den Keller gegangen und hatte zwei Sägeböcke aufgestellt. Abend für Abend hörte die Familie von da an die Elektrosäge brummen, und manchmal hämmerte es auch, und ganz allmählich wurde das gewölbte Gerippe eines Bootes erkennbar. Das Boot blieb lange Zeit ein Gerippe. Jim ging nach wie vor jeden Abend hinunter, um daran zu arbeiten. »Das ist jetzt die langsame Phase, Winnie-Maus«, erklärte er ihr. Er musste Holzstücke in den Schraubstock spannen, damit sie die richtige Krümmung erhielten, und dann musste das Holz sorgfältig lackiert und jeder Nagel mit Dichtzement überzogen werden, der vier Tage zum Trocknen brauchte.

    »Wie willst du es hier rauskriegen, wenn es fertig ist?«, fragte ihn Winnie eines Abends, als sie auf der Kellertreppe saß und ihm zusah.
    »Gute Frage«, sagte er. Er erklärte ihr, dass er alles vorher ausgerechnet hatte, dass er die Kellertür und den Umfang des Bootsrumpfs ausgemessen hatte und dass es theoretisch, wenn er es in einem bestimmten Winkel drehte, durch die Tür passen sollte, wenn es einmal so weit war. »Aber mir kommen Zweifel«, sagte er.
    Winnie kamen auch Zweifel. Das Boot sah furchtbar groß aus. »Zur Not muss es eben ein Flaschenschiff werden«, sagte sie, »so wie die in Moodys Laden.«
    »Genau«, sagte ihr Vater. »Zur Not wird es das.«
    Als Winnie noch kleiner war, hatte sie oft unten im Keller mit Julie gespielt. Manchmal hatte Julie Kaufladen mit ihr gespielt, und sie hatten die Konservendosen, die ihre Mutter kaufte, über den Tisch geschoben, als ob es das Band an der Kasse wäre. Jetzt war fast der ganze Keller von dem Boot und dem Werkzeug ihres Vaters belegt. Er hatte ein großes Regal an die Wand gebaut; ganz oben lag das alte Gewehr, das sie schon immer hatten, und auf den Brettern darunter standen Holzkisten voll mit Schnüren und Nägeln und Schrauben, nach Größen geordnet.
     
    Sonnenlicht flutete durch das Fenster über der Spüle herein. Winnie konnte Stäubchen durch die Luft schweben sehen. »Also«, sagte ihre Mutter und stellte die Kaffeetasse ab, »wie geht’s

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