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Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Titel: Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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Domenico schlief, starrte sie ihn an und musste dann unvermittelt weinen, oder sie lag wie ein Tier im Winterschlaf im Bett, während ihre Mutter über ihre Faulheit schimpfte.
    Sie überquerte schnell den Corso und ging zur Via dei Greci. Sie dachte an den Künstler, der sie im Palazzo angesprochen hatte. Anfangs hatte er sich ihr wie jeder andere zwielichtige Freier im Ortaccio genähert, obwohl sie einen Moment des Zögernsbemerkt hatte, der sie über seinen wahren Charakter unsicher machte. Sie hatte ihn gut gelaunt abgewiesen, weil alles andere sie die Stelle gekostet hätte. Aber als er vor ihrer Tür zwischen den beiden alten Bettlern aufgetaucht war, hatte er sie mit einem Blick angesehen, der sie dazu aufforderte, ihn zu erwidern, um zu sehen, was darin lag. Es war nicht das stolze Gesicht eines Edelmanns gewesen. Irgendwie hatte er ihr zu verstehen gegeben, dass sie herausfinden könnte, wer er wirklich war.
    Als sie durch die Eingangstür ihr Haus betrat, berührte sie den bröckelnden Travertin der Säule.
Er hat den Makel in diesem Stein bemerkt
, dachte sie,
und das hat ihm irgendwie Freude bereitet.
Sie sah zu der Stelle, an der er gestanden hatte. Maestro Caravaggio hatte ihn der Lakai im Palazzo genannt. Sie fragte sich, wie er wohl mit Vornamen hieß.
    ∗
    Prospero fläzte sich auf einem roten Samtsessel in päpstlichen Gewändern. Caravaggio drapierte den Faltenwurf des roten Umhangs und strich das weiße Spitzengewand glatt. Er ging zur Staffelei zurück und überprüfte das Bild im Spiegel. Bei den ersten Sitzungen hatte er die Pose skizziert und am Gesicht des Heiligen Vaters gearbeitet. Er hatte den leicht feindseligen Gesichtsausdruck und den verächtlichen, habgierigen Blick erfasst. Jetzt war die persönliche Anwesenheit des ungeduldigen Pontifex nicht mehr erforderlich.
    «Halt dich so, als wolltest du gerade aufstehen», sagte er zu Prospero. «Stütz die Hände auf die Sessellehnen. Du hast für niemanden Zeit.»
    Prospero sah an Caravaggio vorbei und murmelte etwas.
    «Genau so», sagte Caravaggio. «Jetzt sehe ich mehr von der Spannung, die von ihm ausging, als er im Sessel gesessen hat.»
    Ohne die Lippen zu bewegen, flüsterte Prospero: «Das kann ich mir denken. Ich bin straffer als eine türkische Bogensehne.»
    «Entspann dich. Vielleicht ernennt man dich zum Erzbischof, weil du in den Gewändern des Heiligen Vaters posiert hast. Dafür bist du bestens geeignet: Neigung zum Verbrechen und ein hässliches Gesicht. Du könntest sogar eine entsprechende Vorliebe für Messdiener entwickeln.» Caravaggio machte sich erneut ans Werk, beugte sich dicht über die Leinwand und führte die Abbildung des Spiegels aus. Er dachte an den Blick, den Lena ihm zugeworfen hatte, als sie mit den Bettlern ihr Haus verlassen hatte. Hinter seinem Vorhang lächelte er in sich hinein.
    «Im Amt eines Erzbischofs kann ich mir gewisse andere Vorteile ausmalen.»
    «Das glaub ich, Eure Lächerlichkeit. Und jetzt halt das Maul.» Erst nachdem Caravaggio noch einige Pinselstriche ausgeführt hatte, merkte er, dass Prospero gar nichts gesagt hatte. Er verstellte den Winkel des Spiegels und sah, dass sein Freund eine Grimasse zog, die ihn aufforderte zu schweigen. Er trat hinter dem Vorhang hervor.
    Ein paar Schritte entfernt stand, das Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger gelegt, Kardinal Scipione. Er beugte sich in den Vorhangspalt, um das Porträt seines Onkels zu sehen. Seine Augen funkelten. «Ihr habt die Vorsicht in seinem Gesichtsausdruck eingefangen, Maestro Caravaggio.»
    Der Vorsichtige war ich selbst während der ganzen Zeit, die ich hier vor ihm stand
, dachte Caravaggio. Er hatte das Gefühl gehabt, als würde der Heilige Vater mit seinen scharfen umbrabraunen Augen jeden seiner Pinselstriche überwachen. Er kniete nieder und küsste Scipiones Hand. «Hochwürdigster Herr», murmelte er. «Bitte um Vergebung. Ich dachte –»
    Scipione schnalzte mit der Zunge. «Unterbrecht mich nicht. Seine Lippen», fuhr er fort, «sind geschürzt, als würde sein Temperamentjeden Moment überkochen. Man gewinnt den Eindruck, als würde er gleich einen trockenen Tadel erteilen.»
    «Wünschen Eure Durchlaucht, dass ich noch um eine Sitzung mit Seiner Heiligkeit nachkomme? Um seine Miene zu ändern?»
    «Mein ganzes Leben, seit sechsundzwanzig Jahren, versuche ich zu verstehen, was sein Gesicht ausdrückt. Aber Ihr habt es in wenigen Stunden erfasst.»
    «Ich maße mir nicht an, es zu verstehen. Ich habe es

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