Mit Chic Charme und Chanel
ein wunderschönes Hotel das war. Genauso wie ich mir das alte Hollywood vorgestellt hatte. Ein hübscher Turm hoch oben vor den Bergen, große Bogenfenster, durch die man Lounges voll hinreißender hochlehniger Stühle und Palmen sah, zwischen denen diskrete, aber gut aussehende Kellner herumliefen. Hätten am Pool nicht lässig die unvermeidlichen BlackBerries, Mac-Books und Lindsay Lohans herumgelegen, hätte ich mir fast einbilden können, in den Fünfzigerjahren zu sein.
Dass ich mich echt mies fühlte, bildete ich mir allerdings nicht ein. Ich konnte mich bloß nicht entscheiden, ob die Übelkeit in meinem Magen an dem selbst für L. A. ziemlich heißen Wetter, der chaotischen Taxifahrt hierher oder meiner sich rasch aufbauenden Angst lag, mit meinem Jetlag, betrunken und in einem Taxi auf Vordermann gebracht, gleich James Jacobs zu begegnen. Ich blieb kurz stehen und wählte ein letztes Mal Alex’ Nummer. Wenn ich nur eine Minute, eine Sekunde mit ihm sprechen könnte, würde mir das schon reichen. Dann könnte ich zu James reingehen und all das tun, was die Zeitschrift von mir erwartete. Aber er ging noch immer nicht dran. Wie immer im Leben, wenn meine Freundinnen sich in der Bar vergnügten und ich keinen Halt bei einem Jungen fand, hielt ich mich an meine zwei Konstanten: meine Handtasche und meinen Lipgloss. Einmal kurz mit Mac-Lipgloss über die Lippen gefahren, und ich war zu allem bereit.
Einmal kurz geklopft, und die Tür ging auf.
»Hi, ich bin …« Mit meinem breitesten und strahlendsten Lächeln schaute ich hoch und brachte kein Wort mehr heraus. James Jacobs öffnete mir die Tür.
»Angela Clark?«, beendete er für mich den Satz mit einem Lächeln. »Hi, ich bin James.«
»Ich … ich …« Ich streckte die Hand aus, bekam was Hartes zu fassen, drehte mich von der Tür weg und kotzte in ein paar sehr hübsche Büsche, bevor alles um mich herum sehr, sehr dunkel wurde.
An einem fremden Ort aufzuwachen und einen fremden Mann lachen zu hören war etwas, worin ich keine große Erfahrung hatte, und so bekam ich doch etwas Panik, als ich meine Augen in einem Schlafzimmer aufschlug, das definitiv nicht meins war, bekleidet mit etwas, das definitiv nicht mir gehörte. Und so wälzte ich mich aus dem Bett, schlug mir dabei den Ellbogen am Nachttisch an und schrie. Doch ehe ich ein offenes Fenster fand und fliehen konnte, tauchte eine schemenhafte Gestalt im Türrahmen auf. Oh, ich habe Misery gesehen, ich wusste, was jetzt kam.
»Hallo? Kann ich Ihnen helfen?« Warum nicht höflich sein, wenn keine Zeit war, vor dem gruseligen Fremden zu fliehen, der eine stumpfe Waffe in der Hand hielt und die Tür blockierte? Meine Mutter wäre sehr stolz auf mich.
»Das bezweifele ich, jedenfalls nicht, bevor Sie Ihre Kleider wieder angezogen haben.« Aus dem Dunkel drang tiefes BBC-Englisch zu mir, dann öffneten sich die Vorhänge. Von meinem Aussichtspunkt auf dem Boden sah ich einen sehr großen, sehr gut aussehenden Mann, der mir mein schönes neues grünes Kleid und ein großes Glas Wasser reichte. Pah, als würde ich seinen mit Drogen versetzten Cocktail trinken. Nur, es war kein Drogencocktail, und der sehr gut aussehende Mann, der mein Kleid hielt, war tatsächlich James Jacobs. O Mann.
»James … Jacobs?« Ich zog den Saum des T-Shirts, in dem ich steckte, über meine Knie.
»Angela Clark?« Er stellte das Glas ab und streckte mir seine Hand entgegen, um mich hochzuziehen. »Ich hoffe, es geht Ihnen besser.«
»Oh, äh, ja.« Das konnte nicht sein. Das war unmöglich. Der über einen Meter neunzig große griechische Gott, der vor mir stand und mir mit einem umwerfend schiefen Grinsen mein frisch gebügeltes Kleid hinhielt, konnte unmöglich James Jacobs sein. »Tut mir leid. Ich weiß gar nicht, was passiert ist.«
»Sicherlich eine Lebensmittelvergiftung«, ging es ihm glatt über die Lippen, während er das Kleid aufs Bett legte. »Gleich hier drüben ist eine Dusche, und das habe ich wegen des Erbrochenen reinigen lassen. Wenn Sie fertig sind, finden Sie mich im Wohnzimmer.«
»Vielen Dank.« Die Chance, dass ich noch immer träumte, war groß, und so beschloss ich, es zu akzeptieren. »Habe ich mich auf Ihre Schuhe erbrochen?«
»Ein wenig«, sagte er, zum Glück noch immer lächelnd. »Keine Sorge, ich habe hier mehr Schuhe rumstehen als ein Footlocker. Ich werde es verschmerzen.«
Eine kurze Dusche, eine lange Sitzung mit meinem Touche Eclat, und ich war angezogen und bereit,
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