Mit dem falschen Bruder im Bett
stellte sie klar.
„Klar!“
Melina nickte. Es sah so aus, als ob die Dinge für die Familie Dalton ziemlich gut liefen. Obwohl sie das für sie freute, konnte sie sich Rhys auf einem Kreuzfahrtsschiff nicht so ganz vorstellen. Nicht sehr lange jedenfalls. Andererseits, was wusste sie schon? Nach mehreren Versuchen zu essen, schob sie ihren Teller weg, denn sie musste ihre Bauchschmerzen nicht noch länger vortäuschen.
„Melina, vielleicht ist das hier nicht der beste Zeitpunkt, um dich zu fragen, aber ich will wissen, ob …“
„Ich muss jetzt gehen“, sagte sie abrupt.
Rhys‘ Mund schnappte zu. Er runzelte die Stirn. „Was?“
Sie hob eine zitternde Hand an die Stirn. „Ich glaube, ich fühle mich sogar schlimmer als ich dachte. Ich hätte gerne, dass du jetzt nach Hause fährst.“
„Du meinst zurück zur Hütte?“
„Nein. Ich meine zurück nach Sacramento.“
„Aber das Wochenende ist noch nicht vorbei. Was ist mit …“
Sie schüttelte den Kopf. „Denk‘ dir nichts! Du bist einfach toll. Ich brauchte nichts über die richtige Technik lernen, ich brauchte nur mehr Selbstvertrauen und dass ich mir zutraue, verschiedene Dinge auszuprobieren. Durch dich habe ich das verstanden, und ich werde es immer, immer wertschätzen. Aber ich denke, dass ich von hier aus selbst weiterkomme.“
Er starrte sie an, und sein Gesicht verdunkelte sich vor etwas, das Wut sehr nahe kam. „Was ist, wenn ich nicht will, dass du nach Hause fährst?“
Ihr Herz begann zu rasen. „Was meinst du?“
Er lehnte sich zu ihr hinüber und nahm ihre Hände in seine. „Ich meine, dass ich unsere gemeinsame Zeit wirklich sehr genossen habe.“
„Ich muss heim. Ich nehme an, Max‘ Plan hat letzten Endes doch funktioniert.“ Er hatte zu gut funktioniert.
„Komm mit mir nach Reno!
Melina blinzelte. „Was?“
„Ich weiß, dass du arbeiten solltest, aber ich hoffte, dass du ein paar Tage freinehmen könntest.“
Whoa. Die Welt schien aus den Fugen zu geraten! Wollte er auch nicht, dass ihre gemeinsame Zeit zu Ende ging? „Würde ich nicht bloß im Weg sein?“
„Ich wäre beschäftigt. Ich muss die Aufführung vorbereiten, die Proben durchziehen, aber du könntest in der Nähe sein. Sehen, wie es so ist. Du könntest mit Mam und Dad Besuche machen. Und dann, immer wenn ich weg könnte …“
Sie zog eine Augenbraue hoch. „Was?“
Er ließ seine Augenbrauen auf- und abtanzen und erinnerte sie dadurch so sehr an Max, wenn er frech war. „Wir könnten abhauen.“
Sie errötete, nicht vor Verlegenheit, sondern vor Erregung.
„Das klingt natürlich verlockend.“ Aber dadurch würde sie nur ihre Trennung hinausschieben, nicht wahr? Und es wäre nicht so, wie es hier war. Sie hätte nicht Rhys‘ ungeteilte Aufmerksamkeit. Das könnte gut sein, es könnte aber auch schlecht sein. Sie bewunderte seine Eltern. Sie versäumten es nie, sie willkommen zu heißen und ließen sie sich als einen Teil der Familie fühlen. Was es umso schwerer machen würde, wenn sie sie verlassen musste. Sie konnte einfach nicht mehr Zeit mit Rhys verbringen, wenn sie gleichzeitig wusste, dass wiederum Schmerz auf sie warten würde. Während also ihr Herz ja, ja, ja schrie, zwang sie sich zu sagen: „Ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber ich werde ablehnen müssen. Ich muss nach Hause zurück und in mein Labor.“
Er setzte sich zurück, und einen Augenblick lang meinte sie, echte Qual in seinen Augen zu sehen. Dann zuckte er die Achseln. „Du hast ja Recht. Was hab‘ ich mir nur dabei gedacht? Da gibt’s viel zu viel zu tun, um für SEVEN SEAS fertig zu werden und so weiter. Ich sollte wahrscheinlich meine ganze Konzentration darauf richten.“
„Sicher. Schließlich ist es dein Traum, der nun wahr wird.“
„Eben“, flüsterte er.
Er legte seine Serviette ab, nahm mehrere Geldscheine aus seiner Brieftasche und warf sie auf den Tisch. „Bist du fertig?“
KAPITEL ZEHN
Daltons Zauberregel Nr. 11: Benutze deinen Verstand und dein Herz ebenso wie deine Hände!
Zurück in Rhys‘ Hütte packte Melina ihre Sachen zusammen, während Rhys den Holzrahmen wegräumte und das Haus sauber machte. Auf der Rückfahrt vom Restaurant hatten sie kaum gesprochen, und jedes Mal, wenn sie ihn anschaute, musste sie sich zwingen, dass sie nicht sagte: „Ich habe meine Meinung geändert. Natürlich will ich mit dir nach Reno gehen.“ Doch es war das Beste so, redete sie sich selbst zum tausendsten Mal ein.
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