Mit dem falschen Bruder im Bett
aufregend, aber im Grunde meines Herzens bin ich ein Heimchen am Herd. Ich würde gerne mehr reisen, aber nur wenn ich ein Heim hätte, zu dem ich zurückkommen könnte. Einen Ort, wo ich meine Kinder großziehen und Erinnerungen aufbauen könnte. Ich weiß jetzt, dass Rhys auch so etwas in der Art will, aber ich sehe mich nun mal nicht unterwegs oder auf See irgendwo hinter den Kulissen herumhängen und auf ihn warten, bis er eine Aufführung nach der anderen beendet hat.“
„Also ging es die ganze Zeit nicht darum, ob du ihn zufriedenstellen kannst oder ob er dich lieben könnte“, sagte Lucy. „Du meinst, dass sogar wenn diese Dinge golden wären, du immer noch nicht sicher wärst, ob es funktionieren würde?“
„Diese Dinge waren tatsächlich meine wirklichen Ängste, aber sogar ohne diese Ängste, ja, ich denke, dass ich genau das meine.“
Zum ersten Mal seit sich Melina erinnern konnte, schien Lucy nicht zu wissen, was sie sagen sollte.
Das war so nicht in Ordnung.
„Also was soll ich tun?“, schrie Melina.
Grace kniete sich vor sie hin und nahm Melinas Hände in ihre eigenen. „Du tust es doch schon, Süße. Du verlässt deine Welt und wagst dich in seine. Du spekulierst nicht mehr darüber, wie es wohl sein mag. Du fragst dich nicht, ob du es mögen wirst. Auf die eine oder andere Weise wirst du die Antwort auf dieses Rätsel finden. Mit ihm zusammen zu sein würde erfordern, dass du dein ganzes Leben änderst. Wenn du dich entscheidest, dass du das nicht tun willst, dann ist er nicht der Typ für dich. Also wer dann? Vielleicht ist es Jamie.“
„Bitte.“ Lucy rollte mit den Augen. „Sie sagt doch gerade, dass sie sich nicht wieder mit leidenschaftslosem Sex zufrieden gibt. Professor Jamie Whitcomb ist nicht der Typ, der in irgendeiner Frau Leidenschaft erregt. Er ist zu verdammt arrogant und zu angespannt, als dass es ihm etwas nutzen würde.“
Melina betrachtete ihre Freundin eingehend und vergaß für einen Moment ihre eigenen Sorgen. „Woher kommt diese Feindseligkeit? Ich dachte, du kennst Jamie kaum.“
„Ach, ich kenne ihn gut genug.“
Als sie nicht genauer ins Detail ging, wandte sich Melina an Grace.
„Es scheint, als ob der Dekan will, dass Lucys Fachbereich auch auf der Konferenz morgen vorgestellt werden soll“, erklärte Grace. „Und da Jamie sie koordiniert, …“
Melina stockte der Atem. Heilige Scheiße. Die Konferenz. Sie packte Grace bei den Händen. „Die Konferenz. Ich sollte mit Jamie sprechen. Er verlässt sich auf mich.“
Lucy machte eine abwertende Handbewegung. „Ach bitte. Als ob dich irgendwer vermissen würde.“ Melinas Funkeln übersah sie nicht. „Du weißt, was ich meine. Du hast eine Power Point Präsentation vorbereitet, richtig? Entweder Jamie oder irgendjemand anderer kann für dich in die Bresche springen.“
„Du“, sagte Melina im gleichen Moment, als sie es dachte.
Lucy sah Melina an, als ob sie verrückt geworden wäre, lachte und streckte ihre Hand aus. „Entschuldige bitte? Das glaube ich nicht. Ich muss bei der Konferenz anwesend sein – gegen meinen Willen, muss ich noch hinzufügen – um am Empfang Beziehungen zu vernetzen. Aber ich habe nicht geplant, irgendeine Präsentation zu besuchen.“
„Du kannst meine Präsentation mit auf dem Rücken zusammen gebundenen Händen halten. Du hast eine schnelle Auffassungsgabe, und du hast kein Problem damit, vor Publikum zu sprechen.“
„Aber ich bin keine Entomologin“, rief Lucy aus und fing an, etwas panisch auszusehen. „Ich weiß überhaupt nichts über Insekten.“
Melina raste zu ihrem Schreibtisch im Wohnzimmer und kehrte ins Schlafzimmer zurück, mit einem Schnellhefter, in dem alles klar und sauber eingeordnet war. „Das musst du nicht. Wie ich schon sagte. Alles ist vorbereitet. Du musst nur meine Notizen vorlesen. Bitte, Lucy!?“
„Ich … ich …“ Lucy sah aus wie ein verfolgtes Kaninchen und wandte sich an Grace.
„Ich bin an diesem Tag nicht in der Stadt“, sagte Grace schnell.
„Bitte, Lucy! Er ist nicht mein Seelenverwandter, aber ich mag Jamie und respektiere ihn. Ich kann ihn nicht einfach im Stich lassen. Die Konferenz ist eine Riesensache, und er als Organisator wird sich vor Arbeit kaum retten können. Tu das für mich, und ich schulde dir was, das verspreche ich!“
„Du schuldest mir was?“, sagte Lucy und schaute immer noch so, als ob sie lieber Schmutz essen würde.
Melina nickte bloß und hielt ihr den Ordner hin.
Mit einem
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