Mit dem Feuer gespielt
Tat. Ich wünschte, du hättest ihn kennenlernen können."
"Ich auch. Dann hätte ich ihm danken können."
"Wofür?"
Sie zuckte ein wenig verlegen die Schultern. "Dafür, daß er für dich dagewesen ist und dir das Gefühl gegeben hat, geliebt und gemocht zu werden. Das sollten Menschen tun, wenn ihnen etwas an anderen liegt. Sie sollten füreinander dasein."
"Leider ist das nicht immer möglich."
Sie runzelte die Stirn. "Es mag zwar oft nicht einfach sein, aber es ist sicher nicht unmöglich."
"Gehörst du zu diesen Menschen?" fragte er. "Zu denen, die für andere da sind?"
Sie musterte ihn neugierig. "Ja, ich glaube schon. So bin ich erzogen worden. Wir Fabrionis sind sehr treu. Niemand in unserer Familie ist jemals geschieden worden." Plötzlich schien sie sich unbehaglich zu fühlen, und Clay wußte, was sie dachte daß sie wahrscheinlich die erste sein würde. Und noch eines wußte er - daß sie es nicht wollte.
"Mein Großvater war genauso", sagte er. "Meine Großmutter starb 1957, und er hat danach nie wieder geheiratet. Er pflegte zu sagen, daß wenn es ein Leben nach dem Tode gäbe, er es mit ihr verbringen wollte."
"Wow", murmelte Izzy. "Wann ist er gestorben?"
Clay glättete das Tuch und zog es zurecht, damit kein Staub darunterkommen konnte. "Während des Herbstsemesters in meinem letzten Jahr in Yale. Ich war in meinem Zimmer und schrieb an meiner Semesterarbeit in Volkswirtschaft."
"Richtig, du hast ja Wirtschaftswissenschaften studiert. Das hatte ich vergessen."
"Ich wurde auf eine Laufbahn im internationalen Business vorbereitet, und ich habe aus lauter Trägheit mitgemacht, sehr zu Grandpa Toms Widerwillen. Er meinte immer, ich sollte meinen eigenen Weg gehen. Es ergab sich, daß ich es von diesem Abend an endlich tat."
Izzy sah ihn mit großen Augen an. Offenbar wollte sie das wirklich alles hören. Noch seltsamer aber war, daß er es ihr erzählen wollte. "Das Telefon klingelte. Es war mein Vater, daher wußte ich sofort, daß etwas nicht stimmte. Er rief sonst nie an. Seine ersten Worte waren: ,Dein Großvater hat einen Herzinfarkt erlitten und dir sein ganzes Vermögen hinterlassen.'
Ich war völlig schockiert. Der Schmerz kam so unvermittelt und heftig, daß ich kein Wort mehr herausbrachte. Das war auch nicht nötig. Mein Vater begann mit seiner Litanei von Ratschlägen - ich sollte rasch das Haus verkaufen, die Aktien breiter streuen, all dieses Zeug. Es ging nur um die Erbschaft.
Kein Wort über ..." Clay holte tief Luft. "Mein Vater fragte, ob es mir etwas ausmachen würde, zur Beerdigung zu gehen. Er war in Übersee, und es wäre unangenehm, nur deswegen
zurückzufliegen."
Izzy fluchte, und Clay lächelte über ihre Anteilnahme. "In dieser Nacht packte ich einen Rucksack, stieg in meinen Wagen und fuhr davon."
"Deshalb hast du das Studium abgebrochen."
"In jener Nacht entschied ich, daß ich auf keinen Fall in die Fußstapfen meines Vaters treten wollte. Ein Abschluß in Ökonomie schien mir keinen Sinn mehr zu machen."
"Warst du auf der Beerdigung?"
Er nickte. "Die Reporter hatten ihren großen Tag. Es waren keine Familienangehörigen dort, außer diesem abgerissen aussehenden Jungen in Jeans und Sweatshirt, mit einem Rucksack auf dem Rücken."
"Danach bist du bis ans Ende der Welt verschwunden", sagte sie.
"Ich bin hauptsächlich Ski gefahren, schrieb ein paar Artikel für Zeitschriften. Zu der Zeit geriet ich an den Extremsport."
"Judith war Trickskifahrerin, nicht wahr?"
"Ja, das stimmt." Er bückte sich nach den beiden Gläsern und ging zur Treppe. "Da wir gerade davon sprechen: Ich werde meine Aktivitäten auf dem Gebiet verstärken müssen. Das ist Teil der Strategie, die wir heute nachmittag beschlossen haben.
Ich muß häufiger an Extremsport-Wettkämpfen mit großer Medienberichterstattung teilnehmen."
"Weshalb?" Sie holte ihn auf der Treppe ein.
"Wegen der Publicity. Die Leser lieben so etwas."
"Clay, bitte überleg es dir noch einmal."
"Wir müssen die Zahl unserer Abonnenten erhöhen." Er hielt ihr oben an der Treppe die Tür auf.
"Clay..."
"Das ist nicht verhandelbar."
"Gibt es keine andere Möglichkeit, die Zahl der Abonnenten zu erhöhen?" Izzy folgte ihm in die Küche.
"Doch, die gibt es tatsächlich. Hallo, Teddy."
Izzys Tante hatte die Nase in einem Buch vergraben und brummte irgend etwas Unverständliches.
"Und da kommst du ins Spiel." Er stellte die Gläser in die Spüle.
"Ich?" Izzy sah in ihrem Bademantel und den noch immer nassen
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