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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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und ihres Managers war deutlich zu sehen, dass dieser Auftritt für sie eine Art Durchbruch und ein Meilenstein in ihrer bisherigen Karriere war.
    Das Publikum bestand aus Exzentrikern und verschrobenen Querköpfen, die von der Idee einer Kühlschrank-Party angezogen worden waren und zum Teil Sachen aus ihrem heimischen Kühlschrank mit sich herumtrugen. Der Sänger der Band wirkte sichtlich erschüttert.
    Und was mich betraf, sah das Ganze so aus: Ein junger Engländer, für den dieser Abend die Feier seiner außerordentlichen Reise entlang der Küste Irlands sein sollte, verstand wegen des erbärmlichen Lärms, den eine Band entfesselte, die klang, als befände sie sich im letzten Stadium ihrer Karriere, nicht das Geringste von dem, was man zu ihm sagte.
    »Die sind gut, was?«, schrie Eric, der Urheber dieses Durcheinanders, und deutete auf die Band. Er winkte mir und meinem Harem von Kunststudentinnen zu. »Setzt euch dort drüben hin! Wir bringen euch ein paar Bier. Fosters hat uns als Sponsor dieses Abends einen Träger spendiert, und den könnt ihr haben.«
    Die Kühlschrank-Party hatte einen Sponsor? Man konnte sich das Telefongespräch, mit dem das eingefädelt worden war, nur mit Mühe vorstellen.
    Die Katastrophe dieses Abends hatte einen unerwarteten Vorteil: Ich konnte meine ungeteilte Aufmerksamkeit Mary, meiner liebsten Kunststudentin, widmen. Ich saß neben ihr, und wir schrien auf kurze Distanz vertraulich miteinander, und gelegentlich gelang es uns sogar, uns über die monotonen Klänge der Hausband hinweg Gehör zu verschaffen. Von Zeit zu Zeit kam ein Fan des Kühlschranks herüber, um ihm die Ehre zu erweisen und auf ihm zu unterschreiben, aber der Lärmpegel der Pisces verhinderte eingehendere Gespräche. Das machte mir nichts aus, denn es bedeutete, dass ich Mary weiter zärtlich anbrüllen durfte.
    »W IE LANGE BRAUCHST DU ALSO NOCH BIS ZU DEINEM A BSCHLUSS ?«
    » J ETZT NICHT. V IELLEICHT SPÄTER. I CH GLAUBE NICHT, DASS MAN DAZU TANZEN KANN, ODER ?«
    Die weitere Entwicklung unserer Beziehung wurde kurz unterbrochen, als man mich bat, nach draußen zu kommen und einem Studenten der Kommunikationswissenschaften, der mit Aufzeichnungsgeräten behängt war, ein Interview zu geben. Als ich zehn Minuten später zurückkehrte, schauten die Kunststudentinnen ein bisschen betreten.
    »Was ist los?«, fragte ich, aber wegen der Musik verstand mich keine.
    Dann sah ich meine Jacke.
    Es gibt sicher nicht viele soziale Gruppierungen, bei denen Textilfarbe zu der Liste von Dingen gehört, die man mitnimmt, wenn man abends ausgeht, aber Kunststudentinnen sind offenbar eine davon. Während meiner Abwesenheit hatten sie die Textilfarbe gut zu nutzen gewusst: Auf dem Rücken meiner Jeansjacke prangte eine Zeichnung des Kühlschranks, und darüber stand in großen roten Buchstaben:

    F RIDGE M AN

    Die Mädchen beobachteten nervös, wie ich reagieren würde. Schließlich hatten sie ja allgemein anerkannte gesellschaftliche Verhaltensregeln verletzt. Ich war jedoch von ihrer Frechheit begeistert.
    »Das ist ja fantastisch!«, erklärte ich, aber sie verstanden mich nicht. Egal, sie konnten an meinem strahlenden Lächeln erkennen, dass ich begeistert war.
    Obwohl die Mädchen inzwischen ziemlich betrunken waren (der Träger Bier, den Eric uns gebracht hatte, war schon ziemlich dezimiert worden), hatten ihre künstlerischen Fähigkeiten offenbar in keiner Weise gelitten. Mir gefiel ihre Arbeit ausgesprochen gut. Außerdem wurde mir die tiefere Bedeutung ihrer Tat bewusst. Als ich in die Jacke schlüpfte und stolz vor ihnen stand, spürte ich, dass ich wirklich zum Fridge Man geworden war. Der Titel, den ich im Scherz einer einsamen Gestalt verliehen hatte, die ich vor vielen Jahren am Straßenrand gesehen hatte, gehörte jetzt mir. Ich war die Verkörperung meiner eigenen Obsession geworden.

    Verständlicherweise brach die Band ihren Auftritt frühzeitig ab.
    »Gute Nacht, Cork!«, schrie der Sänger und winkte triumphierend, was man nur bewundern konnte.
    Das Publikum, oder Cork, brachte ein bemitleidenswertes Klatschen zustande, und der Manager schüttelte zu den Jungs gewandt kurz den Kopf, was »Spart euch die Zugabe« bedeutet haben muss.
    Ich wurde davon ziemlich überrascht. Als ich über Lautsprecher auf die Bühne gebeten wurde, hatte ich gerade erst herausgefunden, dass Mary gar nicht die Cork School of Art besuchte, sondern die beste Freundin einer der Kunststudentinnen war.
    »Meine Damen und

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