Mit dem Kühlschrank durch Irland
kommenden Wochenende in Irland ein großer Feiertag war, und Ferienverkehr nützte mir nichts. Ich würde es nicht wieder »Dunmanway« versuchen. Lieber wollte ich mich irgendwo verkriechen und das Feiertagswochenende so genießen wie der Rest der Bevölkerung auch und erst danach die letzte Etappe nach Dublin in Angriff nehmen.
Vom Taxi aus rief ich Mary in der Arbeit an, um mich zu verabschieden. Es war seltsam. Innerhalb weniger Stunden hatte sie sich von einer Seelenverwandten in jemanden, der mir ziemlich fremd war, zurückverwandelt. Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als das Mädchen in der Telefonzentrale fragte »Mary wie?«, und ich die Antwort nicht wusste.
»Nun, was macht sie?«.
»Ich weiß nicht.«
»Wir haben hier drei Marys.«
»Oje. Ich habe nur eine Telefonnummer auf einem Zettel.«
»Wir haben eine Mary in der Buchhaltung, eine in der Verwaltung und ein ziemlich neues Mädchen, ich bin mir nicht sicher, was sie macht... aber sie ist nach Hause gegangen, weil sie sich nicht gut fühlte.«
»Das ist sie, ganz bestimmt.«
»Warten Sie, ich schaue, ob ich sie erreichen kann.«
Bevor ich sie darauf hinweisen konnte, wie wenig Sinn diese Aktion machte, wurde die Leitung von schrecklich schriller Synthesizer-Musik unterbrochen, von der irgendwer irgendwo annahm, dass sie auf die Leute, die am Telefon warten, entspannend wirkt. Bevor ich mich darüber richtig aufregen konnte, wurden die schrillen Töne von Miss Superschlaus Stimme unterbrochen.
»Ich fürchte, Mary ist heute nicht hier. Sie ist gerade nach Hause gegangen, weil sie sich nicht gut fühlte.«
»Ah, wirklich«, sagte ich und tat so, als wäre ich überrascht. »Macht nichts. Trotzdem vielen Dank. Und hey, das mit der Beförderung kann nicht mehr lange dauern.«
»Was?«
»Ach nichts.«
Ich würde nicht lange auf meine erste Mitfahrgelegenheit warten müssen. Fast jeder in Cork dürfte gewusst haben, dass der Idiot mit dem Kühlschrank in der Stadt war. Ich war im Radio aufgetreten, hatte Werbung für die erste (und vermutlich auch letzte) Kühlschrank-Party der Welt gemacht, und mein Foto prangte auf der Titelseite des Evening Echos.
»Oh, ich habe Ihren Kühlschrank sofort erkannt«, sagte dann auch Liam, ein Polizist, der gerade vom Dienst kam, und mein erster Fahrer an diesem Tag.
Er nahm mich nach Middleton mit, das ungefähr zwanzig Minuten entfernt lag, unterschrieb dort auf dem Kühlschrank und posierte für ein Foto, auf dem er so tat, als wolle er mich festnehmen, weil die Reifen meines Kühlschrank-Wägelchens kein Profil mehr hatten. Er hatte Sinn für Humor.
In Middleton bekam ich ein paar Probleme. Der Streckenabschnitt, auf dem ich mich hier befand, war bei Trampern äußerst populär, und ich fand mich am Ende einer Schlange von drei Leuten wieder. Langsam aber sicher arbeitete ich mich in die Pole Position vor, und andere Tramper kamen, um die frei gewordenen Plätze zwei und drei zu belegen. Ich wurde ausgesprochen wütend, als diese beiden Nachrücker eher mitgenommen wurden als ich. Was ging hier vor? Ich wollte rufen: W ISST IHR DENN NICHT, WER ICH BIN?
Ich nahm an, dass die Fahrer die Tramper gekannt hatten, denn ich konnte keinen Grund sehen, warum gegen die Regel »Wer zuerst kommst, mahlt zuerst« verstoßen wurde, es sei denn, die Leute wurden des Kühlschranks allmählich überdrüssig. Vielleicht war ich in den Medien zu präsent. Es dauerte über eine Stunde, bis ich eingeladen wurde, im Auto von Tomas, einem Fischer, weiterzufahren. Er war in Cork gewesen, um einen Chiropraktiker zu konsultieren.
»Ich bin jetzt über fünfzig, und da wird allmählich alles steif«, erklärte er. »Du bist ein junger Mann, du kennst das nicht, wenn einem alles wehtut.«
Das hing davon ab, von wie vielen Mauern man fiel.
»Was machst du hier in Irland?«, fragte er.
»Och, ich reise rum und schaue mir das Land an.«
Ich hätte mehr sagen können, aber es faszinierte mich, dass Tomas zugeschaut hatte, wie ich den Kühlschrank auf den Rücksitz stellte, aber nichts dazu gesagt hatte. Insgeheim hoffte ich, dass er nicht danach fragen würde.
Er verfügte über umfassende Kenntnisse, was die europäische Geschichte und Politik anging. Einen großen Teil der Fahrt brächten wir damit zu, die Verdienste Titos um die Einheit Jugoslawiens und die grausamen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit zu diskutieren, in der sein Werk zunichte gemacht worden war. Tomas war ein intelligenter Mann mit einem regen
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