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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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eigentlich?«, fragte ich.
    »Man trinkt zehn Tage lang. Wirklich.«
    »Was? Nur ein Haufen Junggesellen?«
    »Um Gottes willen, nein. Es gibt auch einen Haufen Mädchen.«
    »Genau. Und die gehen dorthin, um sich einen Ehemann zu suchen.«

    »Ich denke schon.«
    »Und sie können bei der Befragung mit den Kandidaten so hart ins Gericht gehen, wie sie wollen?«
    »Genau.«
    Es war ein seltsames Konzept und irgendwie typisch irisch. Bei einem Festival mit dem ausdrücklichen Ziel, Junggesellen in Ehemänner zu verwandeln, lässt man diese an einem Ort antreten, wo sie zehn Tage lang von Bier und »Bräuten« umgeben sind. — Wohl kaum das geeignete Umfeld, um sie zu einem Sinneswandel und der Aufgabe ihres Junggesellendaseins zu bewegen. >Mein Gott, ich ertrage dieses höllische Leben nicht mehr, ich muss mit all dem Schluss machen und endlich eine Familie gründen.<
    »Hat hinterher irgendeiner von den Junggesellen jemanden geheiratet, den er dort kennen gelernt hat?«, fragte ich.
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Wenn das keine Überraschung war...
    Tom wohnte in Waterford, und dort tranken wir auch Tee. Seine Eltern lebten in Wexford, wo wir später übernachteten. Wir kamen dort erst um drei Uhr morgens an, nachdem wir die ganze Nacht in einem Pub namens Centenary Stores verbracht hatten, der genau wie das Westimers zufällig über einen Anbau mit einem Nachtclub verfügte. Als seine Eltern aufwachten und den Rucksack, den Kühlschrank sowie den Zettel, auf dem Tom sie über den Übernachtungsgast unterrichtete, fanden, haben sie sicher begonnen, sich wegen der Kreise, in denen sich ihr Sohn jetzt offenbar bewegte, Sorgen zu machen.
    Tom steckte am nächsten Morgen in Schwierigkeiten, weil er eineinhalb Stunden verschlafen hatte und wir dadurch die Partie Golf verpassten, die wir mit Baxter und Jeff, zwei Freunden von Tom, ausgemacht hatten. Als wir auf dem Golfplatz ankamen, konnten wir uns glücklich schätzen, dass der streng aussehende Platzwart uns eine spätere Tee-Time zugestand, und spielten 18 Löcher ziemlich mieses Golf. Aber hey, es machte nichts, dass unser Golfspiel schlecht war. Ich hatte Urlaub. Urlaub vom Kühlschrank.
    Als ich jedoch meine geliehenen Schläger in den Karren packte, erschien es mir absurd, dass ich fast einen Monat damit verbracht hatte, einen Kühlschrank hinter mir herzuziehen, nur um dann ausgerechnet ein Spiel, bei dem man seine Ausrüstung stundenlang auf einem Wägelchen herumfährt, als meine erste Freizeitbeschäftigung zu wählen.
    Als das Spiel vorbei war, hatte Tom schon wieder Schwierigkeiten. Diesmal, weil er weder gestern Abend noch heute Morgen seine Freundin angerufen hatte. Wir diskutierten die verschiedenen Entschuldigungen, die er benützen könnte, um sich herauszuwinden. Die Wahrheit zu sagen, wie ich empfahl, war in Toms Augen einfach keine plausible Option.
    »Na klar, ich sag einfach: >Tut mir Leid, Liebling, ich hab vergessen, dich anzurufen, weil ich mich die ganze Zeit um diesen Tramper gekümmert habe, der mit einem Kühlschrank durchs Land reist.< Sie wird sich einfach zu ihrer Freundin umdrehen und sagen: >Ah, Tom ist jetzt schon bei den richtig komplizierten Ausreden angelangt.<«
    Seine Freundin war in Galway, wo er jetzt hinfahren wollte, um den Rest des Wochenendes mit ihr zu verbringen. Er kam zu dem Schluss, dass Blumen die einzige Lösung waren. Vielleicht hatte er Recht. Lasst Blumen sprechen, denn in neun von zehn Fällen macht der Versuch, es mit Worten zu sagen, den Schlamassel nur noch größer. Es gibt kein »Tut mir Leid«, das groß genug wäre, um sich mit einem schönen, altmodischen Strauß zu messen, und die meisten Männer wissen das.
    Bevor er losfuhr, kurvte Tom mit mir noch auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit durch Wexford. Alles war ausgebucht. Offenbar war ein großer Teil der Bevölkerung Dublins für das lange Wochenende in diesen Teil der Welt gereist. Tom wusste allerdings eine Lösung.
    »Du kannst bei Butch übernachten«, erklärte er.
    »Wirklich?«
    »Ja, er hat gerade eine Jugendherberge aufgemacht.«
    Aargh. Allein dieses Wort. Jugendherberge.
    »Ähh... es ist nur so, dass...«
    »Sie ist wirklich cool. Viel netter als die meisten Jugendherbergen. Sie ist erst seit ein paar Monaten offen.«
    Ich hatte keine Wahl, aber ich war enttäuscht. Ich hatte mir versprochen, nie mehr in meinem Leben in einer Jugendherberge zu übernachten. Das war erst vor zehn Tagen gewesen. Vor nur zehn Tagen. Ich schuldete

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