Mit dem Kühlschrank durch Irland
mir einen riesigen Blumenstrauß.
Ich wurde von Butch und Karen empfangen, die jung waren und normal wirkten. Irgendwie hatte ich erwartet, dass alle, die mit Jugendherbergen zu tun haben, wie Statisten aus Hair aussehen. Sie fingen beide an zu kichern, als ich ihnen erklärte, was es mit dem Kühlschrank und mir auf sich hatte, beruhigten sich dann aber so weit, dass ich ihnen erklären konnte, warum ich dem Nächtigen in Jugendherbergen gegenüber so voreingenommen war.
»Ich kann einfach nicht schlafen, wenn noch ein Haufen anderer Leute im Zimmer ist.«
»Keine Sorge«, beruhigte mich Butch. »Ich steck dich in ein Zimmer, in dem nur noch ein anderer schläft. Er ist aus England, genau wie du.«
Das klang erträglich, obwohl mir vollkommen klar war, dass »aus England, genau wie du« keine Garantie gegen Schnarchen war.
Tom hatte allerdings Recht gehabt: Es war eine coole Jugendherberge. Bei einer Tasse Tee, die beruhigenderweise frei von Kräutern war, erzählte mir Butch, wie er und seine Freundin das heruntergekommene Haus gekauft und in eine Jugendherberge verwandelt hatten. Nichts wies darauf hin, dass es hier ähnlich streng und genügsam zuging wie in Letterfrack. Es schien eher eine Unterkunft für die weniger Abgehärteten zu sein, die Cola trinken, Fleisch essen und Sachen in die Mikrowelle schieben, um Zeit zu sparen.
»Sie ist allerdings nicht mehr da«, fügte Butch leicht wehmütig hinzu.
»Wer?«
»Meine Freundin. Wir haben uns kurz vor der Eröffnung getrennt.«
»Oh. Aber wer ist dann Karen?«
»Ah, sie ist nicht meine Freundin«, sagte er lachend. »Sie ist aus Neuseeland. Sie hat hier ein paarmal übernachtet und dann gefragt, ob sie für mich arbeiten kann, um ein bisschen Geld zusammenzubekommen. Sie ist ziemlich fleißig.«
Karen kam im selben Augenblick mit Besen und Kehrschaufel herein, als wollte sie Butchs Behauptung belegen, setzte sich dann aber und trank mit uns Tee und stellte ihren angeblichen Fleiß damit wieder in Frage.
Das Gespräch kam unvermeidlich auf das Reisen mit einem Kühlschrank, und ich stellte fest, dass ich inzwischen beinahe jede Frage auswendig beantworten konnte. Ich schaffte es, das Thema zu wechseln, indem ich Karen mit Fragen über ihre Reisen bombardierte, deren Beantwortung ihr genauso vertraut sein musste.
»Meinen die Leute, dass du Australierin bist?«, fragte ich.
»Ja, aber der Akzent ist anders, weißt du.«
»Ja. Sagt ihr nicht >sex< statt >six«
»Scheint so. Die Australier versuchen immer, uns dazu zu bringen, es zu wagen, und stellen uns deshalb Fragen wie >Wie viel ist acht minus zwei?< Aber wir wissen schon, worauf sie hinauswollen, und sagen immer: >ein halbes Dutzend<.«
Ich betrachtete sie und fand, dass sie auf ihre Weise ziemlich attraktiv war. Ich begann mich zu fragen, wie wohl »ein halbes Dutzend« mit ihr wäre.
»Mir gefallen deine roten Shorts«, sagte Karen. »Sie sind cool.«
»Danke.«
Ich konnte das Kompliment leider nicht mit einer schmeichelhaften Bemerkung über das, was ich gerade an ihr bewundert hatte, erwidern. Das wäre unhöflich gewesen.
Ein ungefähr vierzigjähriger Mann, dem bereits die Haare ausgingen, kam herein und sprach ein vertrautes Thema an.
»Sie sind also der Kerl, der mit dem Kühlschrank herumreist?«
Das war Dave, mein Zimmergenosse. All die Fragen, die ich gerade erst beantwortet hatte, wurden mir jetzt noch mal gestellt, allerdings im Akzent von Yorkshire. Das war lästig, aber falls er nicht schnarchte, konnte ich ihm verzeihen.
Das Programm für diesen Abend war ziemlich einfach: mit Butch und Dave auf dem Sofa hocken, im gemütlichen kleinen Aufenthaltsraum der Jugendherberge das Fußballspiel England gegen Polen ansehen und dann zu ein bisschen erfrischendem und dringend nötigem Schlaf kommen, indem ich sehr früh ins Bett ging. Aber es kam anders.
Die Jugendherberge füllte sich.
Wexford, eine pulsierende, aber überschaubare Kleinstadt, war offenbar randvoll mit Ausflüglern aus Dublin. Sogar zwei Ehepaare mit Kindern hatten bei Butch absteigen müssen. Butch freute sich und verkündete, dass die Jugendherberge zum ersten Mal seit ihrer Eröffnung ausgebucht sei. Mir fiel es schwer, in seine Begeisterung mit einzustimmen. Es waren jetzt schon sechs Leute in meinem Zimmer anstatt nur mir und Dave, und einer von ihnen war mit Sicherheit ein Schnarcher.
Anstatt einen ruhigen Abend auf der Couch zu verbringen, ging ich mit Butch zu einem Grillfest und dann zu Fuß in die
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