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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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veranlassten ähnlich verfärbte Verwandte zu der Bemerkung: »Ich glaube, du hast ein bisschen übertrieben.« Und das war eine vornehme Untertreibung.
    Am Abend ging ich mit Karen in den Pub. Es war wie ein Rendezvous. Ich hatte speziell sie eingeladen und nicht auch noch Dave, der neben uns gesessen und eine enttäuschende Fernsehsendung angesehen hatte. Es gab zwei Gründe dafür, dass ich ihn ausschloss: Der eine war, dass ich einen Abend verbringen wollte, ohne mir Ausführungen über die Haltbarkeit von Aluminium anhören zu müssen, und der andere war, na ja — der andere hatte vermutlich mit dieser »anderen Sache« zu tun. Das war idiotisch, und ich wusste es, schließlich hatte ich während der letzten drei Tage nur ein paar Stunden geschlafen, aber daraus folgte eben zwangsläufig auch, dass ich zu müde war, um eine vernünftige Entscheidung zu treffen.
    Als wir zur Jugendherberge zurückkehrten, hatte ich einen sagenhaft guten Einfall. »Möchtest du auf einen Kaffee mit zu mir kommen?«
    Karen lachte.
    »Willst du wirklich da drinnen schlafen?«
    »16 Pence sind 16 Pence. Ich wäre dumm, wenn ich es nicht täte. Warum kommst du nicht auf einen Gutenachttrunk mit?«
    »Na gut«, sagte sie und kicherte.
    Das war für mich etwas völlig Neues. Ich hatte noch nie ein Mädchen mit in eine Hundehütte genommen.
    Wir machten uns in der Küche zwei Kaffees, trugen sie in den Garten und kletterten in meine Unterkunft.
    »Hey, es ist erstaunlich gemütlich«,, rief Karen.
    Und das war es. Bevor wir zum Pub aufgebrochen waren, hatte ich die Hütte mit Kissen aus dem Wohnzimmer gefüllt und meinen teuren Schlafsack geöffnet und wie eine Bettdecke ausgebreitet. Ich war froh, dass ich ihn endlich mal benutzen konnte, auch wenn er nicht ganz die lebensrettende Rolle spielte, für die ich ihn vorgesehen hatte.
    »Jetzt brauchst du nur noch ein paar Kerzen«, stellte Karen fest.
    »Ja, die Beleuchtung lässt noch zu wünschen übrig.«
    Es herrschte beinahe völlige Dunkelheit.
    »Ich hole welche«, sagte sie eifrig.
    Für jemanden, der 16 Pence auf dem Spiel stehen hatte, verhielt sie sich geradezu unverantwortlich.
    Die Kerzen trugen erheblich zur Verwandlung der Hundehütte in ein Liebesnest bei. Der Rest lag an mir. Karen ließ deutlich erkennen, dass sie mir nicht ins Gesicht schlagen würde, sollte ich mich zu ihr beugen, um sie zu küssen. Ich beschloss, es zu probieren. Ich holte tief Luft und versuchte, mich herumzudrehen, damit ich ihr gegenübersaß, schlug dabei aber mit dem Kopf gegen den niedrigen Teil des Giebeldachs. Wie nicht anders zu erwarten, tat es ganz schön weh, aber ich entschied kurz entschlossen, es trotzdem mit dem Kuss zu versuchen. Dies wurde dadurch erschwert, dass Karen unkontrolliert zu lachen begonnen hatte. Ich hielt kurz vor ihrem Mund inne, erkannte plötzlich, wie komisch das alles war, und musste kichern. Der Moment der Leidenschaft war Gelächter gewichen. Ich hoffte, dass dies nicht bei all meinen weiteren intimen Begegnungen so sein würde.
    Das Gelächter legte sich. Da waren wir, nur Zentimeter voneinander getrennt, direkt unter dem First des Dachs, wo wir genug Kopffreiheit hatten. Ein Kuss war jetzt unvermeidlich. Ich bewegte langsam meinen Mund auf den ihren zu. Sie schloss die Augen, ich schloss die meinen, und wir warteten darauf, dass meine leichte Vorwärtsbewegung uns irgendwann zusammenbringen würde. Bis eine Stimme von draußen uns innehalten ließ.
    » I CH DACHTE, ICH HÖRE S TIMMEN HIER DRAUSSEN. Er TUT ES ALSO WIRKLICH, JA ?«
    Dave war da.
    Er ließ sich auf den Fersen nieder und lugte herein, während ich hastig eine unverfängliche Position einnahm und dabei mit dem Kopf noch mal gegen den Balken schlug.
    »Ich habe den Kessel aufgesetzt. Wollt ihr eine Tasse Tee?«
    »Ja, okay«, sagte Karen.
    >Ja, okayJa, okayNein, Dave, lass uns allein, wir wollen keinen Tee, wir wollen uns küssen. Geh weg!< lauten.
    »Und was ist mit dir, Tone?«, fügte er hinzu.
    »Ja, okay.«
    Man konnte bei ihm nur schwer nein sagen.
    Dave war wenig sensibel für das, was um ihn herum vorging. Nach nur vierzig Minuten, während derer er sich in eine ohnehin schon überfüllte Hundehütte gequetscht und die Vorteile von Stahlrümpfen gegenüber Holzrümpfen gepriesen hatte, erkannte er, dass zwischen mir und Karen möglicherweise etwas geringfügig Interessanteres vorging, und fühlte sich zu einer Bemerkung

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