Mit dem Kühlschrank durch Irland
ungewaschenen Männlichkeit wurde. Sein gekränkter Gesichtsausdruck verriet, dass dieses unappetitliche Schauspiel ihn zutiefst verstörte und dass er das Frühstück an diesem Morgen auslassen würde.
Wieder einmal unterwarf mich die Dusche den Extremen von eiskaltem und kochend heißem Wasser, aber diesmal ertrug ich es mit deutlich weniger Stoizismus und entschied mich stattdessen dafür, die Brause anzubrüllen. Wenn keiner sie schimpfte, würde sie mit dieser nachlässigen Art-einfach weitermachen.
Beim Frühstück gesellten sich die einzigen anderen Gäste des Bunbeg House zu mir, Rolf und Cait, ein Paar, das auf einem Kanu-Ausflug war. Ihre Ehe war insofern ungewöhnlich, als Cait aus Irland war und Rolf aus Deutschland, zwei Länder, die sich an entgegengesetzten Enden des Spektrums zu befinden scheinen: Deutschland, ein Land, das von Präzision und Entschlossenheit zusammengehalten wird, und Irland, ein Land, das von einem gelassenen Gemütszustand und extrem flexiblen Pub-Öffnungszeiten geprägt ist. Rolfs Akzent war, gelinde gesagt, exzentrisch: Deutsch mit zwanzig Jahren irischem Einfluss. Er klang wie eine schlechte Imitation von Manchester Uniteds Torwart Peter Schmeichel. Andy näherte sich vom anderen Ende des Esszimmers und winkte mich zum Telefon. Er sah wie ein Mensch aus, der eineinhalb Tage unter einer Maschine verbracht hat, die den umgekehrten Effekt eines Solariums hat.
»Die Gerry Ryan Show für dich, Tone! Und vergiss nicht, ihnen zu sagen, dass wir einen Hubschrauber zu kriegen versuchen. Sie könnten eine große Hilfe sein.«
O Gott ja, der Hubschrauber! Den hatte ich vergessen.
Die Gerry Ryan Show bat mich zu warten und erklärte mir, dass ich gleich nach den Neun-Uhr-Nachrichten dran wäre. Ich stand mit dem Hörer gegen das Ohr gepresst da und fürchtete, am vergangenen Abend so viele Hirnzellen getötet zu haben, dass ein Stück Käse ein besseres Interview geben würde als ich. Andy näherte sich mir wieder. Was wollte er diesmal?
»Tone, kannst du von der Bar aus telefonieren, denn dann kann ich das Radio hier im Esszimmer anstellen, damit Cait und Rolf zuhören können. Mit den Lautsprechern gibt es sonst eine Rückkopplung, wenn du hier drinnen sprichst.«
»Bist du sicher? Ich werde jeden Augenblick durchgestellt.«
»Kein Problem, ich habe alles arrangiert. Es ist ein neues System, das wir gerade haben einbauen lassen. Leg einfach auf, heb den Hörer drüben in der Bar ab und drück die Vier!«
Ich hängte also auf, nahm den Hörer in der Bar ab und drückte die Vier. Die Leitung wurde unterbrochen. Bisher war das neue System eine Enttäuschung. Im anderen Zimmer aber konnten Cait und Rolf ganz klar und ohne jegliche Rückkopplung hören, wie Gerry im Radio ins Schwimmen geriet:
»Tony? Bist du da, Tony Hawks?... Nun, das ist komisch, wir hatten ihn gerade noch dran, und jetzt ist er weg...«
Ich blickte zu Andy hinüber, der zuerst seine Schuhspitzen anschaute und dann mich. Er lächelte einfältig. »Sie rufen noch mal an, keine Sorge.«
»Vielleicht werde ich diesmal nicht den Apparat in der Bar benutzen und die Vier drücken.«
»Kann ich verstehen, Tone, kann ich verstehen. War mein Fehler. Ich glaub, du musst die Sechs drücken.«
»Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich es lieber nicht riskieren.«
»Bist du dir sicher, Tone? Wenn es nicht die Vier ist, dann ist es ganz bestimmt die Sechs. Wenn du hier drinnen sprichst, müssen Cait und Rolf den Kopfhörer benutzen.«
Meiner Ansicht nach würden Cait und Rolf einfach mit den Ohren zuhören können, denn schließlich befanden sie sich im gleichen Zimmer wie ich. Aber Andys seltsamen Prioritäten zufolge war es wichtig, dass sie das Interview genauso hörten wie der Rest des Landes auch, selbst wenn dadurch eben dieses Interview gefährdet wurde.
Das Telefon klingelte, und ich hob schnell ab, bevor Andy mich in ein anderes Zimmer verfrachten konnte, wo ich die Vier, die Sechs oder irgendeine andere Nummer drücken sollte, um das »neue System« zu aktivieren. Aus dem Hörer drang eine besorgte Stimme:
»Tony?«
»Ja.«
»Ich stelle Sie jetzt zu Gerry durch.«
Und so wurde mein drittes Interview in einer landesweit ausgestrahlten Radiosendung vor einem total chaotischen Hintergrund abgehalten, denn Andy, Cait und Rolf versuchten, sich einen Kopfhörer zu teilen. Während ich mich bemühte, ganz locker mit Gerry zu plaudern, sah ich, wie sechs Hände verzweifelt ein stark verknotetes Kabel zu entwirren
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