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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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dafür, dass seine Begeisterung irgendwann nachlassen oder eine Tasse Tee auftauchen würde. Mit seiner Frage, ob ich eine Tasse Tee wolle, hatte er anscheinend herausfinden wollen, ob mir der Sinn nach Tee stand. Sie war kein Hinweis darauf, dass er ernsthaft die Absicht hegte, tatsächlich Tee zu kochen.
    »Ich zeige dir dein Zimmer, du duschst dich, machst dich frisch und ruhst dich aus. Wir können ja vielleicht später im Pub ein Bier trinken gehen, oder?«
    »Ja, das wäre nett.«
    Genau das Gleiche hatte ich auf sein Angebot einer Tasse Tee geantwortet, aber irgendwie hatte ich den leisen Verdacht, die Chancen, dass das Bier im Pub Wirklichkeit werden würden, standen besser als die auf einen Tee.
    Das Zimmer war erstklassig. Es war Teil eines modernen Anbaus, den Andy dem ohnehin schon ziemlich großen Gebäude angefügt hatte, und es war deutlich komfortabler und geräumiger, als ich erwartet hatte. Es war das netteste Zimmer, das ich bisher gehabt hatte, und das würde es vermutlich für den Rest der Reise bleiben. Ganz sicher zu dem Preis. Aber trotz seiner malerischen Lage am »Hafen« und seiner geräumigen Zimmer war Bunbeg House alles andere als voll. Ich schätze, während der Touristensaison ist es immer ausgebucht, aber im Moment residierten dort nur ein Mann mit seinem Kühlschrank und ein weiteres Paar.
    »Hier ist es, Kumpel«, sagte Andy und führte mich in das Zimmer. »Doppelbett. Eins für dich und eins für deinen Kühlschrank.«
    Andy war um die vierzig, schätze ich, und schmal gebaut. Er hatte das eckige Gesicht eines Kobolds und einen Haaransatz, der gerade eine neue Rückzugstaktik erkennen ließ. Andys anfängliche Begeisterung hatte ihn zuerst ein wenig anstrengend wirken lassen, aber jetzt, da er zu dem fragwürdigen Schluss gekommen zu sein schien, dass jemand, der mit einem Kühlschrank reist, sich nicht wesentlich von den übrigen Menschen unterscheidet, war er leichter zu ertragen. Ja, er wurde mir direkt sympathisch, seit er mich seltener aufforderte, mich »hinzusetzen«. Er empfahl mir den Pub für das Abendessen und versprach, dort später zu mir zu stoßen.
    Ich duschte mit Wasser, das zwischen unangenehm heiß und unangenehm kalt wechselte, und machte mir dann das beste Ausstattungsdetail des Zimmers zunutze: die Möglichkeit, sich Tee oder Kaffee zu kochen. Von der Möglichkeit, in einem Zimmer Tee oder Kaffee zu bereiten, geht etwas Tröstliches und Beruhigendes aus. Ich liebe die aufwendigen Verpackungen von Tee, Kaffee, Milch und Zucker, und das immer gleiche Ritual — das Füllen des Aluminiumkessels, die Suche nach der Steckdose, die Frage, ob man durch das Drücken des Schalters auf der Rückseite des Kessels diesen nun ein- oder ausgeschaltet hat — bereitet mir großes Vergnügen. Sobald ich mir eine Tasse Tee gemacht habe, habe ich das Gefühl, an dem entsprechenden Ort zu Hause zu sein. Es ist, als würde ich ein Territorium markieren, und jeder, der versucht, sich auf meiner Parzelle eine Tasse Tee zu bereiten, wird mit schweren Konsequenzen rechnen müssen, die höchstwahrscheinlich in einem Gegenangriff auf das gegnerische Territorium und der Eroberung der dortigen Milchbehälter und Kekse bestehen.
    Bevor ich zum Pub aufbrach, rief ich die Gerry Ryan Show an, hinterließ auf dem Anrufbeantworter, wo man mich erreichen konnte, falls Gerry am Morgen mit mir reden wollte, und war mir durchaus bewusst, wie sehr diese Unterhaltungen meinem Vorankommen nützten. Als ich im Hudi-Beags (dem Pub mit diesem seltsamen Namen) ankam, war es ungefähr acht Uhr und noch sehr ruhig, aber bis ich mein Essen verdrückt hatte, hatte sich das Lokal mit einem überraschend jungem Publikum gefüllt. Als Andy kam, hatte ich meine Anonymität bereits preisgeben müssen. Zwei Mädchen hatten mich an der Bar angesprochen und gefragt, ob ich der Mann sei, der mit einem Kühlschrank reist. Ich konnte es nicht fassen. Ich hatte den Kühlschrank im Bunbeg House gelassen und machte mir daher jetzt Sorgen, dass irgendwas an meinem Auftreten zu der Vermutung Anlass gab, mit mir stimme was nicht. Wie sich aber herausstellte, hatte mich nur eine von ihnen bei meiner heroischen Wanderung den Highway Number 1 hinunter beobachtet. Bald war ich von all ihren Freunden umzingelt und wurde mit Fragen bombardiert. Nachdem bekannt geworden war, in welch misslicher Lage ich mich wegen der Überfahrt nach Tory Island befand, schien der ganze Pub sich auf die Suche nach einer Lösung des Problems zu

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