Mit dem Kühlschrank durch Irland
geben würde, das meine gegenwärtige Notlage nicht als mildernde Umstände gelten lassen würde. Aber dann hörte er überraschend auf. Er hörte einfach zu schnarchen auf, als sei ein Waffenstillstand vereinbart worden. Die Stille war mir kein Trost. Ich wusste, dass dies nur eine vorübergehende Einstellung der Kampfhandlungen war und dass er schon bald wieder loslegen würde. Mir war daher klar, dass die nächste Periode entscheidend war, wenn es mir gelingen sollte, einzuschlafen. Ich musste jetzt handeln. Also wälzte ich mich auf die Seite und schloss krampfhaft die Augen.
Es klappte nicht. Ganz offensichtlich verfüge ich nicht über die Voraussetzungen, die notwendig gewesen wären, um unter derartigem Druck zu schlafen.
Die Nacht schleppte sich voran.
Hier in aller Kürze die wichtigsten Ereignisse:
3.30 Der Betrunkene fängt wieder zu schnarchen an.
3.45 Auf der anderen Seite des Schlafsaals lässt sich ein Schläfer dazu anregen, mitzuschnarchen (es kommt zum Stereoeffekt).
4.30 Stehe auf und gehe zur Toilette. Stoße mit dem Zeh gegen einen Bettpfosten.
4.33 Kehre von der Toilette zurück und stoße mit demselben Zeh gegen einen anderen Bettpfosten.
4.55 Denke ernsthaft daran, mit aller Kraft zu schreien: » H ÖRT MAL ALLE HER, VERSCHWINDET AUS MEINEM Z IMMER!!«
5.05 Ziehe Selbstmord als eine ernst zu nehmende Option in Erwägung.
5.07 Verwerfe Selbstmord, der zu laut wäre und die anderen wecken würde.
5.15 Komme zu dem Schluss, dass diese Nacht die Buße für das ist, was ich Tina angetan habe, als ich ihr den Lastwagen wegnahm. Ich gebe auf und finde mich mit einer Nacht ohne Schlaf ab.
5.16 Schlafe ein.
6.30 Wache auf, als der Wecker des chinesisch aussehenden Mannes klingelt.
6.31 Entscheide, dass der Tod zu gut für den chinesisch aussehenden Mann ist. Werde die Ermordung ihm nahestehender Familienangehöriger in Auftrag geben.
8.00 Beschließe aufzustehen.
8.01 Entdecke, dass ich eine unnötige und ungerechtfertigte Erektion habe.
8.01-8.30 Warte darauf, dass sich der Schlafsaal leert.
8.32 Schlafsaal ist beinahe leer. Riskiere es, aufzustehen. Riesige Dame aus Holland sieht die auffällige Ausbeulung meiner Boxershorts und lächelt.
8.40-9.10 Frühstück, das ich damit zubringe, Blickkontakt mit der Dame aus Holland zu vermeiden.
9.10
9-30 Verlasse das Gebäude und schwöre mir, solange ich lebe, in keiner Jugendherberge mehr zu übernachten.
Die längste Nacht lag hinter mir.
16
Völlig fertig in Galway
Die Nation musste über meine neuesten Abenteuer informiert werden. Während der Sendung entdeckte Gerry scharfsinnig den roten Faden, der sich durch sie alle hindurchzog.
»Tony, du scheinst die meiste Zeit in Pubs zu verbringen. Ich finde, es wäre wichtig, das jetzt zu erklären.«
»Na ja, Gerry, das Problem ist, dass ich aus ihnen nicht mehr herauskomme. Ich gehe hinein, und ich schleppe einen Kühlschrank hinter mir her, und es dauert nicht lange, bis der Ausgang verbarrikadiert ist, und das ist es dann: Ich bin gefangen.«
»Diese Ausrede muss ich auch mal ausprobieren.«
Er hatte natürlich Recht: Ich hatte die meiste Zeit in Pubs verbracht. Die Ironie daran war, dass ich ausgerechnet in der Nacht, in der ich mich einem Pub nicht einmal genähert hatte, keine zwei Stunden Schlaf abbekommen hatte.
»Passt auf, Leute«, erklärte Gerry am Ende des Interviews, »er ist jetzt in Letterfrack, und er will nach Galway. Wenn ihr also einen Typen entdeckt, der einen Kühlschrank bei sich hat, haltet bitte an und sagt >Hallo<, und wenn er nicht bedrohlich wirkt, nun, dann nehmt ihn bitte mit! Bon Voyage mal wieder, Tony! Wir bleiben in Kontakt.«
Ich zog den Kühlschrank zum Straßenrand. Ich war müde, wusste aber auch, dass diese Gespräche im Radio die gleiche Wirkung hatten, als ob man den Tank eines Autos mit Benzin füllt. Ich war den Fahrern im ganzen Land wieder ins Bewusstsein gebracht worden, und hatten sie erst mal den Kühlschrank entdeckt, würden sie sich glücklich schätzen, die Beifahrertür für mich aufstoßen zu dürfen.
Es gab allerdings ein Problem. Nur ein Platz eignete sich zum Trampen, und dort stand schon ein Anhalter. Darauf war ich nicht vorbereitet. Dabei hätte ich es sein sollen. 18 Jahre konservative Regierung in der Heimat hatten mich mit dem Konzept des Konkurrenzkampfs vertraut gemacht.
»Oh, hallo«, sagte ich nervös zu meinem Kollegen. »Ich gehe einfach zwanzig Meter weiter, ja?«
»Nein, nein. Du kannst hier bleiben. Ich habe es nicht
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