Mit dem Kühlschrank durch Irland
setzte mich auf dem Parkplatz eines großen Einkaufszentrums in den Außenbezirken Galways ab, wozu er einen Umweg von ungefähr siebzig Kilometer gemacht hatte. Nachdem ich mich überschwänglich bei ihm bedankt hatte, begann ich, meine Besitztümer in Richtung Stadtzentrum zu ziehen. Das Wägelchen, das bisher meine Erwartungen bei weitem übertroffen hatte, beharrte aus irgendeinem Grund darauf, ungefähr alle dreißig Meter seine Ladung abzuwerfen. Ein weniger übermüdeter Mensch als ich wäre damit wohl besser fertig geworden. Es war ein langer Weg bis ins Zentrum, und ich kam auf dem Weg dorthin an keinen Hotels oder Pensionen vorbei. Wäre nicht gelegentlich zu meiner Unterstützung gehupt oder mir von einem freundlichen Menschen beim Einkaufsbummel eine Aufmunterung zugerufen worden, hätte ich den Kühlschrank vielleicht auf die nächste Mülltonne gestellt und die ganze Sache abgebrochen.
Ich hatte beschlossen, mich heute Nacht mit einem schönen Hotel zu belohnen, ganz egal, was es kosten würde, aber zu meinem großen Kummer erfuhr ich, dass sie alle voll waren. Oder vielleicht sagte man mir das nur. Ich muss mit dem Rucksack auf dem Rücken und dem Kühlschrank auf dem ausgesprochen wackeligen Wägelchen einen heruntergekommenen Eindruck gemacht haben, wenn ich in die Rezeption stolperte, und stellte vermutlich nicht die erlesene Kundschaft dar, um die man sich dort bemühte. Der letzte Hotelangestellte, der mich abwies, gab mir immerhin eine Liste mit Telefonnummern von Pensionen.
Auf der Straße brachte ich das Mobiltelefon zum Einsatz. Eine Frau antwortete.
»Hallo, hier ist Stella.«
»Hallo Stella, mein Name ist Tony. Haben Sie ein freies Zimmer?«
»Habe ich, Tony. Für wie viele denn?«
»Einen.«
Sie gab mir die Adresse und begann, mir den Weg zu beschreiben. Ich unterbrach sie. »Nein, ist schon gut, ich nehme sowieso ein Taxi.«
»Wo sind Sie?«
»Quay Street.«
»Oh, da brauchen Sie kein Taxi, Sie sind ganz in der Nähe.«
»Sind Sie sicher? Ich bin nämlich schon ein ganzes Stück gelaufen, und ich habe einen Kühlschrank dabei.«
Es wäre nicht nötig gewesen, ihn zu erwähnen, aber meine bisherige Erfahrung hatte mich gelehrt, dass die Einstellung der Leute mir gegenüber sich dramatisch änderte, sobald sie von meinem Abenteuer erfuhren. Stella war leider eindeutig nicht eingeweiht.
»Einen was?«
»Einen Kühlschrank. Ich reise mit einem Kühlschrank.«
»Ach so. Nun, wie auch immer, die Mühe mit dem Taxi können Sie sich sparen, es ist nicht weit.«
Es war aber weit. Es war sehr weit, und was noch schwerer wog: Stellas Wegbeschreibung ergab keinen Sinn. Eine halbe Stunde und drei Anrufe mit dem Mobiltelefon später erreichte ich schließlich die Pension in einer Vorstadt von Galway. Stella, eine lächelnde Frau mittleren Alters mit verdächtig schwarzem Haar, öffnete die Tür.
Sie musterte den Kühlschrank. »Oh, Sie haben also keinen Witz gemacht. Mit dem Ding hätten Sie sich ein Taxi nehmen sollen.«
Bei einer Tasse Tee erfuhr ich zwei wichtige Informationen: Pet Rescue war Stellas Lieblingssendung im Fernsehen, und ihr Namensgedächtnis entsprach ungefähr ihrer Fähigkeit, eine genaue Wegbeschreibung zu geben.
»Von wo in England sind Sie denn, Chris?«, fragte sie.
»London.«
Ich wollte ihr schon sagen, dass ich nicht Chris hieß, hielt mich dann aber doch zurück, weil Chris genannt zu werden eine angenehme Abwechslung war.
»Oh, London, das ist aber ein Zufall, Chris, denn es ist gerade ein anderer Bursche aus London angekommen, vor ungefähr einer halben Stunde. Er ist oben, du wirst ihn vielleicht später noch kennen lernen.«
Das tat ich nicht, aber Stella erzählte mir, dass sie, als er ankam, wegen seines englischen Akzents angenommen hatte, er wäre ich, und ihn gefragt hatte, wo denn sein Kühlschrank sei. Sie verriet mir nicht, was seine Reaktion gewesen war, und wir können nur Vermutungen anstellen, aber ich war beeindruckt, dass er trotzdem bereit gewesen war, in ihrem Haus zu übernachten. Vor allem, weil er mit einem Motorrad unterwegs war.
Stella kochte ein einfaches Abendessen für mich und Owen, den Studenten aus Kildare, der bei ihr wohnte und dem ich mich sorgloserweise als Tony vorgestellt hatte.
»Willst du noch etwas Nachtisch, Chris?«, fragte Stella mich.
Owen schaute sich im Zimmer nach einem Chris um.
»Ja, bitte«, antwortete ich, was die einzige sinnvolle Antwort auf diese Frage war.
Owen zuckte mit den Schultern. Braver
Weitere Kostenlose Bücher