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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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plötzliche angespannte Stille, Wagner immer noch ansehend. «Ich habe immer Durst.»
    Sie rutschte vom Stuhl, und während alle stumm zusahen, tauchte sie eine henkellose Tasse in den Wasserkrug und hielt sie Wagner entgegen.
    «Nun trinkt schon», knurrte Gamradt, «macht ihr die Freude. Sie hat nicht viele.»
    Während Wagner trank, drückte Magda Gamradt ihre jüngste Tochter an sich. In ihren Augen standen Tränen, und Wagner begriff, warum das Kind so zart und bleich war. Erst jetzt bemerkte er die wulstigen Handgelenke an ihren dünnen Armen, die ungewöhnliche Form ihres Hinterkopfes, dass sie hinkte und ihr Brustkorb sich nach innen krümmte. Sie war krank; selbst wenn die Familie es schaffte, Geld für einen Physikus zusammenzukratzen, würde der kaum helfen können.
    Als er die Tür öffnete, hörte er Akulinas Stimme: «Solltet Ihr zufällig Madam Vinstedt treffen, Weddemeister, sagt ihr, sie kann ihren Fächer in vier Tagen abholen. Er wird ganz so, wie sie es wünscht.»
    ***
    Rosina fühlte sich schläfrig. Das warme Bier mochte gegen drohendes Fieber helfen, der Klarheit des Geistes war es abträglich, vor allem bei gut gefülltem Magen. Sie bemühte sich, Tobi zuzuhören, der mit Eifer von seiner neuen Schule erzählte, allerdings weniger von den Lektionen als von dem, was in den Pausen geschah. Besonders das Fangenspiel auf dem Kirchhof zwischen den Gräbern, was seltsamerweise streng verboten war, begeisterte ihn. Am meisten das Fangen des sommersprossigen Mädchens mit den langen blonden Zöpfen, aber das sagte er nicht. Rosinas pflichtschuldige Ermahnung, was verboten sei, dürfe nicht getan werden, hatte er mit einem braven ‹Ach ja, Madam, ich will mich bessern› pariert. Rosina war zu müde und heimlich auch zu amüsiert gewesen, um mehr Strenge walten zu lassen. Morgen, hatte sie gedacht, morgen ist es früh genug für die nötige strenge Erziehung.
    Pauline hatte Tobi aufgefordert, lieber zu berichten, welche seiner Pflichten im Haus er erfüllt habe. Er hatte so lange von dem Vorrat an Torf und Holz aus dem Schuppen im Hof die Treppe heraufgeschleppt, bis die Abseite neben der Küche auch im letzten Eckchen des Verschlages aufgefüllt war, er hatte das Gemüse für die Suppe geputzt und die Reitstiefel des Herrn gebürstet und poliert, bis sie glänzten wie das Kupferzeug an der Küchenwand. Nach dem Essen warteten nur noch seine Schulaufgaben. Das vergaß er zu erwähnen, dafür vergaß Pauline nichts. Sie hatte ihren ‹Spargel›, wie sie Tobi zu seinem Verdruss immer noch gern nannte, schon als ihren Schützling adoptiert und wollte für ihn das Beste. Da sie sich nur wenig aufs Lesen und noch weniger aufs Schreiben verstand (Tobi hatte großzügig erklärt, das könne er ihr leicht beibringen), blieb die Aufsicht über seine Schularbeiten Rosina und Magnus überlassen.
    ‹Morgen›, dachte Rosina wieder, ‹ab morgen.› Bei aller Schläfrigkeit hätte sie gerne an der Tür zum Salon gelauscht, leider wäre das allzu peinlich gewesen und ein schlechtes Beispiel für Tobias.
    Nun wusste sie, wer der Fremde war, mit dem die Stuckatoren in der Kirche gesprochen hatten. Obwohl sie den Mann, der im teuren, pelzbesetzten Umhang, den Dreispitz unter dem Arm und den Degen an der Seite, vor der aufgerissenen Tür stand, wie eine Furie angestarrt haben musste, hatte der sich nur höflich verneigt und gefragt, ob dies die Wohnung von Monsieur Vinstedt sei. Da war Magnus schon neben ihr gewesen, hatte sie, die Hände auf ihren Schultern, sanft zur Seite geschoben und den Fremden gebeten einzutreten. Er hatte ihn Monsieur Struensee genannt, und Rosina hatte schlagartig begriffen, warum er ihr vorgestern vertraut erschienen war. Er war Karl August Struensee, der ältere Bruder und bis vor einem Dreivierteljahr als Justizrat am dänischen Hof vertrautester Mitarbeiter des Geheimen Kabinettsministers Johann Friedrich Struensee. Der Mann vor ihrer Tür wirkte strenger und steifer als der Struensee, den sie in Altona als Stadtphysikus gekannt hatte. Auch sonst ähnelte er seinem Bruder nicht gerade wie ein Zwilling, doch die Herkunft beider aus einer Familie war unverkennbar.
    Er komme, hatte er erklärt, weil Monsieur Vinstedt gewiss verlässliche Nachricht aus Kopenhagen habe. Er sorge sich um seine Nichte, Prinzessin Louise Augusta, und hoffe, nun Besseres zu hören als in den vergangenen Monaten. Er bat um Nachsicht für seinen unangemeldeten Besuch, er wolle nicht ungelegen kommen, doch er

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