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Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)

Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)

Titel: Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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den kleinen Busch, hinter dem er gelegen hatte, und war mit einigen kurzen Sätzen wieder an der Seite seiner Mutter. Die Luft war von Insekten erfüllt, die in der Sonne über dem hohen, saftigen Gras tanzten. Ein paar Hundert Meter weiter plätscherte der große Fluss in seinem breiten Bett. Eine leichte Brise strich durch die hohen Tannen und raschelte im Laubwerk der knorrigen Eichen, ein Eichelhäher schrie und Kalak sprang auf seinen überlangen Beinen hinter einem Schmetterling her. Friedlich grasend verscheuchte Shiiha hin und wieder eine dicke, blutgierige Bremse, die sich in ihrem Fell niederließ, beobachtete weiterhin aufmerksam ihr kleines Hirschkalb und behielt vor allem den Waldrand im Auge. Dies war ein guter Weideplatz mit fetten, saftigen und energiereichen Gräsern und Kräutern, doch der Wind stand heute nicht sehr günstig, kam vom Fluss her und wehte sanft in Richtung Wald, sodass sie besonders aufmerksam sein musste, denn die Langzähne hatten nur ein paar Kilometer weiter flussabwärts ihr Revier. Für den kleinen Kalak gab es auf der saftigen Weide neben Futter noch weit mehr zu entdecken. Wenn er erwachsen wäre, würde er den Großteil des Tages mit Futtersuche, Äsen und Wiederkäuen verbringen, doch noch wurde er in erster Linie von seiner Mutter gesäugt und die Gräser und Kräuter, zu denen ihn Shiiha geführt hatte, dienten mehr dazu, ihn an die neuartige Kost zu gewöhnen. So fand er Zeit, seinem kindlichen Entdeckungsdrang freien Lauf zu lassen und sich weniger um ernsthafte Nahrungsaufnahme als vielmehr ums Spielen und Herumtollen zu kümmern.
    Nun hatte sich Kalak mehr dem Waldrand genährt, wo das Gras höher, dicker und holziger war. Er knabberte an den Halmen, doch dieses harte, saure Gras schmeckte ihm nicht besonders. Aber das Äsen war ja Nebensache. Viel schöner war, dass er nun gar nicht mehr über das hohe Gras hinweg sehen konnte. Er sprang hoch, erhaschte einen Blick über die weite Fläche der Lichtung und fiel zurück in sein Grasversteck. Nochmals sprang er ab, bekam kurz seine Mutter ins Blickfeld und tauchte gleich darauf wieder ab.
    Da hörte er ein kurzes Rascheln. Überrascht verharrte Kalak und drehte seine großen Ohrmuscheln in die Richtung des Geräusches. Nochmals knisterte das Gras leise. Nur wenige Schritte von ihm entfernt. Seine Mutter konnte es nicht sein, denn die befand sich ein ganzes Stück weit oberhalb seiner Position. Was also war dort im Gras versteckt? Fast gegen seinen Willen siegte die Neugier über die angeborene Vorsicht, und er stakste ein, zwei Schritte auf die Raschelquelle zu. Einerseits fürchtete er sich, andererseits wollte er nun unbedingt wissen, was sich dort verbarg.
    Gelb!
    Das war sein erster Eindruck. Ein glitzerndes, tiefes Gelb.
    Augen! Gelbe Augen!
    Wie angewurzelt blieb er stehen, hatte nun die Geräuschquelle entdeckt. Sein kleines, aber starkes Herz pochte wie ein Gewitter in seiner Brust. Blitzschnell verarbeitete er die neuen Eindrücke. Er kannte die dunklen Augen seiner Mutter und auch die ebenfalls tiefbraunen Augen seines Vaters, des starken Platzhirsches Kalani. Aber diese Augen waren anders. Kleiner, mit runden, stechenden Pupillen, und sie saßen nicht seitwärts am Kopf, sondern starrten ihn direkt an. Beide gleichzeitig in seine Richtung. Dieses Wesen hatte beide Augen vorn im Kopf. Und der Geruch, der ihm nun entgegenschlug! Der Geruch seiner Mutter und der anderen Hirsche, nach Moos, Gras, Schweiß und Pflanzen, war ihm bekannt. Aber der Geruch dieses Geschöpfes war fremdartig, stechend, faulig und sehr bedrohlich. Es war der bedrohliche Geruch der Fährte im Wald, der ihn und seine Mutter auf dem Weg zur Lichtung so beunruhigt hatte. Es roch nach Tod!
    Ein Langzahn!
    Es war Kalaks erste Begegnung mit einem Langzahn. Aber er wusste einfach, dass es einer war. Sein Instinkt sagte es ihm. Und sein Instinkt schrie ihm nun auch zu: „Lauf! Lauf um dein Leben! Rette dich! Warne deine Mutter und alle anderen Tiere des Waldes!“
    Kalak schrie. Er stieg auf die Hinterbeine und seine Hufe wirbelten, ebenfalls durch uralte Instinkte gesteuert, zur Verteidigung. Dann endlich schaffte er den Absprung, hetzte durch das Gras, das eben noch ein Spielzeug war, ihn aber nun von seiner Mutter trennte. Die scharfen, trockenen Halme peitschten sein dünnes, weiches Fell. Schweiß trat ihm aus allen Poren seines kleinen Körpers. Und endlich antwortete seine Mutter.
    Stormchaser war überrascht. Wie es ihm seine Mutter

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