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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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anschließenden Einsatz des Messers auf den Gips geraten sein. Da der als Doktor bezeichnete Täter die Kugel entfernt habe, was ja durch Ella Godberg bestätigt worden sei, habe er den Verband deswegen entfernen müssen. Und der sei dann wohl an Ort und Stelle liegen gelassen worden, sodass Frau Koska ihn am Samstag nur habe holen müssen, um Godberg für seinen Verrat eine Lektion zu erteilen.
    «Herr Godberg hat zwar erklärt, die beiden Männer am Freitagabend nicht über den Ausflug der Frau informiert zu haben. Aber versetzen Sie sich einmal in seine Lage. Er musste es einfach tun, um beim Haupttäter Pluspunkte zu sammeln», meinte Schmitz. «Die Gefahr, dass Rex noch einmal vergebens versuchen könnte, Frau Koska zu erreichen, und dass er seinen Zorn über Godbergs komplizenhaftes Schweigen an dessen Frau ausließ, war viel zu groß.»
    Auf diese Worte folgte noch ein so dünnes Lächeln. «Es fällt mir auch schwer zu glauben, dass einer Frau, die gerade erst fürchterlich zusammengeschlagen wurde, der Sinn nach einem erotischen Abenteuer steht. Das muss früher passiert sein. Ich gehe davon aus, dass Frau Koska abgefangen wurde, als sie am Freitagabend aus Köln zurückkam. Sie haben die Verletzungen am Sonntag doch gesehen, waren sie frisch?»
    «Ziemlich frisch.»
«War Frau Koska in ihren Bewegungen beeinträchtigt?» «Nein, jedenfalls nicht so, dass es mir aufgefallen wäre.» «Na bitte», sagte Schmitz.
Danach sprach er eine Weile über die Egozentrik des verwöhntes Kindes, das sich von niemandem sein liebstes Spielzeug verbieten oder gar wegnehmen ließ. Es war ja noch in Ordnung, dass ich an diesem Vormittag als unzuverlässig eingestuft wurde. Das war ich zweifellos. Aber es schmeichelte mir nicht sonderlich, in diesem Zusammenhang auf eine Stufe mit einem Plüschtier gestellt zu werden. Vor allem nicht, weil Maren für Schmitz in die Kategorie fiel, die man sonst nur in Blondinenwitzen fand. Und so dämlich, wie er meinte, konnte sie gar nicht sein, das bewies die Art, wie sie sich nach Oliver erkundigt hatte, beiläufig, harmlos, raffiniert.
    «Ich gehe davon aus», sagte Schmitz wieder, es war sein Standardspruch, «dass die Frau nicht weiß, in welcher Lage sie sich befindet. Sie wurde bereits zweimal für ihre Eskapaden bestraft, ohne daraus eine Lehre zu ziehen. Sie wird es wieder tun, und zwar nicht, um aus Ihrem Verhalten eventuelle polizeiliche Aktivitäten abzuleiten. Es interessiert sie gar nicht, ob wir involviert sind. Mit Frau Godberg als Pfand wähnt sie sich in einer unangreifbaren Position. Sie wird es nur tun, um ihre Komplizen zu bestrafen. So hat sie es schon in ihrer Kindheit und Jugend gehalten. Vati war nicht lieb zu mir, jetzt bin ich böse mit ihm und tue, was er mir verboten hat.»
    «Sie wurde in ihrer Kindheit nicht verprügelt», sagte ich. «Und es hat garantiert auch niemand mit ihren Haaren ein Klo geputzt.»
    «Ich rede ja auch nur von Verhaltensmustern», belehrte Schmitz mich. «Von Strafaktionen. Frau Koskas bisheriges Leben war die exemplarische Bestrafung ihres Vaters. Er mag sich hin und wieder revanchiert haben, indem er ihr den Unterhalt kürzte oder ganz vorenthielt. Aber letztendlich konnte sie ihn um den Finger wickeln. Mit anderen Männern hat sie es ähnlich erlebt. Sie war immer die Starke, darauf vertraut sie auch jetzt. Von ihren Komplizen, zumindest von dem, mit dem sie liiert ist, erwartet sie nicht, dass er für sie zu einer Gefahr wird. Er mag sie verprügeln oder Misshandlungen durch den zweiten Täter anordnen, dass er weiter gehen könnte, schließt sie aus.»
    Kurze Pause, nachdenklicher Blick. Er schien im Zweifel, ob er mir erklären durfte, wie er Marens Zukunft sah. Wer wusste denn, ob ich anschließend zum Telefon griff? Aber vielleicht rechnete er auch genau damit.
    «Es gibt zwei Optionen», fuhr er nach ein paar Sekunden fort. «Man kann die Frau zurücklassen, wenn die Summe vollständig übergeben wurde. Oder man schafft sie aus der Welt. Das halte ich für wahrscheinlicher. Ihre Komplizen wissen inzwischen, dass sie nicht loyal ist. Und beide müssen davon ausgehen, dass sie als Einzige zu einer zweifelsfreien Identifizierung beitragen kann. Folglich wird sie ebenso zu einer Gefahr wie die Opfer.»
    Die Möglichkeit, dass Rex seine Gespielin nach der Übergabe der gesamten Lösegeldsumme mit auf Reisen nehmen könnte, kalkulierte Schmitz nicht ein. Als ich das anklingen ließ, lächelte er wieder dieses Rasierklingenlächeln und

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