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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Einkauf.
    Andreas Nießen klärte derweil bei diversen Einwohnermeldeämtern ab, dass Alex Godberg nicht die halbe Nacht Freunde erfunden hatte. Keiner der Aufgelisteten lebte in unmittelbarer Nähe, also wurden Kollegen an den jeweiligen Wohnorten um Amtshilfe gebeten. Die ersten Rückmeldungen kamen bereits im Laufe des Nachmittags. Von den Leuten, die sie angetroffen hatten, war den Kollegen Godbergs Version bestätigt worden, man hatte ihnen sogar Kaufbelege für die jeweiligen Pelze gezeigt. Aber das bewies noch nicht viel. Die Belege konnten an irgendeinem Computer entstanden sein.
    «Darum kümmern wir uns morgen», sagte Jochen, als er aus Kerpen zurückkam. Er war kein Wirtschaftsprüfer, meinte jedoch, es sei wohl so weit in Ordnung. Unzählige Kaufverträge mit Erblassern hatte er eingesehen. In vielen waren Wertgegenstände einzeln angeführt. Alle waren handschriftlich unterzeichnet. Und anzunehmen, Alex habe all diese Signaturen gefälscht, wäre wirklich eine böswillige Unterstellung gewesen. Abgesehen davon gab es einen ganzen Stapel von Rechnungen einer kleinen Spedition, die für Alex Transporte übernahm.
    Als Hanne mir abends von ihrer Unterhaltung beim Kindergarten und einer längeren telefonischen mit Ella berichtete, sah ich keinen Grund, ihr die Erleichterung wieder zu nehmen. Sie hatte Ella gute Besserung gewünscht und aufgeatmet. Es schien nicht, dass die Godbergs sauer auf unseren Sprössling waren.
    Mittwochs kam Jochen bei den Pelzen einen großen Schritt weiter. Er erfuhr nicht nur, dass die Kaufbelege echt waren. Er hörte auch von anderen Kollegen, die Amtshilfe geleistet hatten, wo Alex seinen «Freunden» wohl hauptsächlich aus der Klemme half – in Spielkasinos. Dort verlieh er kurzfristig Geld an Leute, die aussahen, als könnten sie es auch zurückzahlen. Wenn seine Kunden sehr viel Glück hatten, erledigte sich das wohl noch an Ort und Stelle. Wenn nicht, nahm Alex zur Sicherheit einen Schuldschein oder ein Pfand.
    Es war anzunehmen, dass er seine Kasinokundschaft telefonisch vorgewarnt hatte, sie bekämen wohl bald Besuch von Ordnungshütern. Und er wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie nicht auf den Ort verweisen würden, an dem die Freundschaft gegründet worden sei. Bei den meisten hatte das funktioniert, nicht jedoch bei einer Dame, die immer noch maßlos verärgert war, weil ihr glückloser Gatte ihren Nerz versetzt hatte statt seiner Armbanduhr. Zu mehr Auskünften als dem Hinweis, es sei in Aachen passiert, war die Dame jedoch nicht gekommen.
    Als kriminelle Tätigkeit konnte man das noch nicht bezeichnen. Öffentliche Pfandhäuser waren ja auch legale Einrichtungen. Bei einem Privatmann stellte sich nur die Frage, ob er seine Einnahmen aus Nebenerwerb ordnungsgemäß versteuerte. Es war anzunehmen, dass Alex sich seine Hilfsbereitschaft großzügig mit einem üppigen Zinssatz honorieren ließ. Zu beweisen war das erst, wenn jemand offen darüber sprach.
    Und dem nachzugehen, sei nicht sein Bier, meinte Jochen. Es war eine Ermessensfrage, ob man Alex die für Wirtschaftskriminalität zuständigen Kollegen vom KK 21 oder gar das Finanzamt auf den Hals hetzte. Jochen hielt das für überflüssig. In seinen Augen schröpfte Vater Staat seine Bürger ohnehin wie ein überdimensionierter Blutegel. Polizisten wurden auch geschröpft, sollten in absehbarer Zeit sogar auf einen Teil ihrer Bezüge verzichten. War jemals ein Abgeordneter auf die Idee gekommen, sich die Diäten zu kürzen? Sagte einer, der mal für kurze Zeit Minister gewesen war: «Ich will nicht bis an mein Lebensende weiter bezahlt werden. So viel habe ich ja gar nicht getan»? Nein, die saßen an der Quelle und sackten ein, was sie kriegen konnten.
    Andreas Nießen entdeckte an dem Mittwoch im Internet drei Teppiche, etwas Porzellan sowie das Smaragdcollier, das wir in Ellas Schmuckkassette gesehen hatten. Alex bot die Sachen bei ebay zur Versteigerung feil. Für das Collier erwartete er ein Mindestgebot von vierzigtausend Euro. Die Auktion dafür lief erst seit Montag. Die Teppiche und Porzellanfigürchen standen seit Mitte der vergangenen Woche im Netz.
    Bei ebay rangierte Alex als Powerseller, was bedeutete, dass er unzählige Verkäufe auf diese Weise tätigte. Da brauchte er natürlich keinen Laden, in dem er von morgens bis abends auf Kundschaft warten und Miete zahlen musste. Er war als sehr zuverlässig eingestuft, bot Safetrade an – mit Kostenerstattung.
    Ich hatte von solchen Dingen nicht viel

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