Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
Vom Netzwerk:
Jochen klingelte. Alex war auch bereit, einem neugierigen Ermittler den Wandsafe zu öffnen. Darin lagen eine beachtliche Münzsammlung, ein Päckchen Betriebskapital, etliche Schuldscheine und Schmuckstücke, auch das Smaragdcollier, das wir montags in Ellas lederbezogener Kassette im Schlafzimmer gesehen hatten.
    Da Jochen nun Bescheid wusste über die Geschäfte in Spielbanken, räumte Alex ein, gewisse Einnahmen aus Nebenerwerb zu erzielen. Doch die versteuere er ebenso wie andere Einkünfte. Unterlagen konnten bei seinem Steuerberater eingesehen werden. Aber das solle vielleicht jemand tun, der auch etwas davon verstand, meinte er.
    Ärger mit einem Kunden bestritt er. Jochen mochte nicht zu deutlich werden, um Oliver nicht erwähnen zu müssen. Er führte nur das Ehepaar Kremer als Zeugen der Hammerattacke aufs Auto an. Und das war laut Alex eine private Angelegenheit gewesen.
    «Ich hatte eine kurze Affäre», erklärte er. «Meine Frau hat davon erfahren und sich bei ihrem Bruder ausgeweint. Mein Schwager lauerte mir daraufhin hier vor der Tür auf und machte mir Vorwürfe. Als ich mir das verbat, ließ er seine Wut an meinem Wagen aus.»
    Ella bestätigte das und bedauerte, ihren Bruder zu einer Gewaltaktion veranlasst zu haben. Als Entschädigung hatte sie Alex angeblich das nun zur Versteigerung angebotene Collier überlassen. Von irgendwas musste man das neue Auto ja bezahlen. Und da es mehr oder weniger ihr Verschulden gewesen sei, habe sie ihrem Mann das Schmuckstück förmlich aufdrängen müssen. Es sei ohnehin zu aufwendig, um es häufig zu tragen.
    Das konnte man glauben oder nicht. Jochen glaubte es erst einmal nicht, kam aber auch nicht auf die Idee, noch einen Blick in die Schmuckkassette im Schlafzimmer zu werfen. Mit seiner privaten Pfandleihe bewegte Alex sich hart am Rande der Legalität. Da lag die Vermutung nahe, dass er auch mal über die Kante oder jemandem auf die Füße trat. Vielleicht ein verärgerter Schuldner, meinte Jochen, der mit dem verlangten Zinssatz nicht einverstanden gewesen war. In solchen Fällen wurde erst verhandelt, dann gedroht, anschließend nahm man sich das Auto vor. Und wenn das immer noch nichts fruchtete, stattete man dem Widerspenstigen einen Hausbesuch ab und schubste die Ehefrau zur Seite, falls sie dazwischengehen wollte.
    Aber wenn beide übereinstimmend behaupteten, es sei ganz anders gewesen, waren uns die Hände gebunden. Man konnte sie nicht zwingen, Anzeige wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung zu erstatten. Wenn sie nicht das Bedürfnis hatten, den Verursacher per Gesetz zur Rechenschaft ziehen zu lassen, war das ihre freie Entscheidung und ihr gutes Recht.
    Als er zurückkam und berichtete, meinte Jochen, ich müsse mir wahrscheinlich keine Sorgen machen, wenn mein Sohn wieder bei seinem Freund spiele. Ellas gebrochener Arm habe Alex wohl veranlasst, die Angelegenheit schnellstmöglich zu bereinigen. Bei Gefahr im Verzug hätte er seine Familie wohl auch kaum nach Hause geholt.
    Damit waren die Ermittlungen im Fall Godberg für Jochen abgeschlossen. Nur unser Computerfreak sah die Sachlage wesentlich komplizierter und vertrat die Überzeugung: «Da kommt noch ein dicker Hund nach.»
    Außer der Putzfrau dürften einige hundert Leute wissen, was bei Godberg zu holen sei. Im Laufe der Zeit habe er ja garantiert mehr als die genannten Kasinokunden bedient. Für Andreas Nießen war der südländische Typ in Lederjacke und hochhackigen Stiefeln nur ein Kundschafter, vorgeschickt von irgendwelchen Hintermännern, die ganz groß abräumen wollten.
    Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir Godbergs Computer beschlagnahmt, um ihm einen Überblick über sämtliche Geschäftsverbindungen zu verschaffen. Und wir hätten einen Staatsanwalt davon überzeugt, dass Godbergs Haus Tag und Nacht unter Beobachtung stehen müsse. Leider ging es nicht nach Andreas Nießen.
    Mit seiner düsteren Prophezeiung und leicht gemischten Gefühlen ging ich an dem Freitagnachmittag ins Wochenende. Während der Heimfahrt tickte mir unentwegt Jochens «wahrscheinlich» im Hinterkopf. Das war mir nicht sicher genug für Olli. Ich war fest entschlossen, mit Hanne zumindest darüber zu sprechen, dass Alex sich Ende April nicht freiwillig ein neues Auto gekauft hatte.
    Wenn er tatsächlich fremdgegangen sein sollte – dafür sprach, dass Ella im April ihren Bruder lieber alleine besucht hatte als zusammen mit dem kleinen Sohn; vielleicht hatte Ella auch bei Hanne von Frau zu

Weitere Kostenlose Bücher