Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
Vom Netzwerk:
Gesicht verlor an Kontur mit jedem Wassertropfen, der über Marens Haut perlte. Ich wusste ganz genau, dass ich ein Schwein war, aber nicht einmal das Wissen verhinderte etwas.
    «Wie lange hältst du noch durch, Konni?»
    Noch ewig. Ich musste nicht einmal rechnen oder mir die Wetterkarte von gestern vorstellen. Eine Tatsache, die ich einer kleinen Operation in Kindertagen verdankte. Als Junge hatte ich mich oft benachteiligt gefühlt, weil meinen Brüdern nicht die Vorhaut hatte entfernt werden müssen. Bis Maren mir erklärte, das fehlende Hautstück erhöhe für sie den Reiz gewaltig, es sei der Garant für Sauberkeit und mache die Sache so appetitlich.
    Tropfnass kehrten wir zurück ins Zimmer. Auf dem Weg zum Bett streifte sie ihre triefende Bluse ab, zog die weiße Hose aus und ließ die vor Nässe durchscheinende Unterwäsche folgen. Eine Viertelstunde später war sie für den Anfang zufrieden und machte erst mal Zigarettenpause.
    Ich saß mit dem Rücken gegen das Kopfteil gelehnt, hielt ihren Kopf im Schoß und den Aschenbecher für sie in der Hand. Sie lächelte spöttisch zu mir auf. «Du kannst mir nicht erzählen, dass du solo geblieben bist. Dafür bist du zu gut in Form. Enthaltsamkeit führt zu Erektionsschwierigkeiten, zumindest zu vorzeitigem Samenerguss. Das ist wie beim Sport. Nur wer regelmäßig trainiert, bleibt fit.»
    «Ich trainiere ja auch regelmäßig», sagte ich. «Du glaubst nicht, wie viele Pornohefte ich unter der Matratze versteckt habe.»
    «Hör auf, Konni!» Das klang unwillig. «Hefte. Das ist etwas für Männer wie Willibald, aber nichts für dich.»
    «Na schön», sagte ich. «Ehe es mir zu Kopf steigt, suche ich mir was für eine Stunde. Das kostet mich zwar immer eine Kleinigkeit, aber ich verdiene genug, muss keine Familie ernähren und bei Mama nur wenig Kostgeld abgeben.»
    Nun lachte sie leise. «Wolltest du deshalb wissen, ob wir in Kerpen einen Puff eröffnen, damit du nicht weit fahren musst? Da würdest du dich doch gar nicht hintrauen, Konni. Du hättest viel zu viel Angst, es könne der Karriere schaden, wenn dich mal jemand reingehen oder rauskommen sieht.»
    Sie drehte sich auf den Bauch, strich mit den Lippen meinen Schenkel hinauf. «Also, wer ist sie?»
«Das geht dich einen Dreck an», sagte ich.
Sie schürzte die Lippen, schaute mich noch zwei Sekunden lang an. Dann drückte sie die Zigarette aus, beugte sich erneut über meinen Schoß und begann mit der Vorbereitung zur zweiten Runde. Zwischendurch murmelte sie undeutlich:
«Vielleicht weiß ich es bereits. Es ist die Arzthelferin, mit der du das Kind hast.»
«Wer behauptet das?»
«Mein Instinkt», sagte sie. «Arzthelferinnen sind duldsame und leidensfähige Geschöpfe, das müssen sie sein, sonst könnten sie sich nicht ständig mit den Wehwehchen anderer beschäftigen. Und eine Frau, die nicht bereit ist, dich mit deinem Job zu teilen, kannst du doch gar nicht gebrauchen. Lebst du mir ihr zusammen, oder besuchst du sie nur, wenn dir danach ist, Papa zu spielen?»
«Weder noch», behauptete ich.
«Na schön», meinte sie. «Wenn du nicht über sie reden willst, erzähl mir von deinem Nachwuchs. Ist er ein Schaf, oder schlägt er eher nach dir? Er ist bestimmt ein wüster Bengel und stolz auf dich, oder? Kleine Jungs sind immer stolz auf ihre Väter. Papa ist der starke Mann, der sie einmal werden wollen. Und sein Papa ist Polizist. Damit kann er drohen, wenn ihm einer dumm kommt. Liege ich richtig?»
«Nein», sagte ich, griff in ihr Haar, zog ihren Kopf zurück und schob sie von meinen Beinen. «Schluss für heute. Ich muss los. Mutter wartet nicht gerne mit dem Essen auf mich.»
Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und schien erschrocken. «Guter Gott, es ist ja fast sieben. So lange wollte ich gar nicht bleiben. Das könnte Ärger geben.»
«Dein Mann wartet wohl auch nicht gerne mit dem Essen», sagte ich noch. Darauf bekam ich keine Antwort.
Während ich mich anzog, sammelte sie ihre nassen Sachen vom Boden auf und stopfte sie achtlos in die Kaufhoftüte, der sie zuvor trockene und nagelneue Kleidung entnommen hatte. Dass sich noch weitere Neuerwerbungen in der Tüte befanden, die nun zwangsläufig feucht wurden, kümmerte sie nicht. In Windeseile war sie ebenfalls angezogen. Ihr Haar war noch nass, Zeit für den Föhn hatte sie offenbar nicht mehr. Wir verließen das Zimmer gemeinsam. Sie verschloss die Tür und gab den Schlüssel an der Rezeption ab.
Vor dem Hotel trennten sich unsere Wege.

Weitere Kostenlose Bücher