Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
Vom Netzwerk:
den Bruder, der so bereitwillig jeden Zoff auf seine Kappe genommen hatte und nun bei Hammerangriff und Armbruch widerlegt war.
Damit könnte man Manfred Anschütz in die Zange nehmen, meinte Jochen, griff erneut zum Telefon, um von dem Entsorgungsunternehmen zu erfahren, wo er Ellas Bruder heute beim Mülleinsammeln finden könne. Nirgendwo. Er hatte letzte Woche Urlaub genommen – wegen eines Unglücksfalls in der Familie.
«Besuche ich ihn eben zu Hause», sagte Jochen und brach auf, kam aber nach zwei Stunden unverrichteter Dinge zurück. Ihm war nicht geöffnet worden. Ob sich jemand in der Wohnung aufgehalten hatte, war nicht feststellbar gewesen. «Die sind auf Tauchstation gegangen», meinte er und klang dabei ein wenig nachdenklich.
Nun ersatzweise mit Koskas ehemaligem Geschäftsführer zu sprechen, brächte uns nicht weiter, fand er. Fred Pavlow könne ja höchstens etwas über lichtscheues Gesindel, aber nichts über Ella Godbergs Verbleib erzählen. Dass ich bei Hamburger Behörden Erkundigungen über Maren einzog, hielt Jochen auch nicht für klug.
«Darum kümmere ich mich, wenn es notwendig werden sollte. Du lässt die Finger davon. Jetzt sehen wir erst mal zu, dass wir risikolos in Erfahrung bringen, ob Godberg momentan alleine zu Hause ist oder nicht. Ich fahre heute Abend hin. Was für ein Glück, dass du letzten Dienstag Andy nach Kerpen gescheucht hast. Er wurde vielleicht gesehen. Ich war nicht mehr da. Probieren wir es erst mal so, ehe du dich beim Chef in die Nesseln setzt. Wenn für uns kein Handlungsbedarf besteht, wird Godberg mir den Puls fühlen. Ansonsten kann er mir notieren, in welcher Klemme er steckt.»
«Du glaubst nicht im Ernst, dass er dir öffnet, wenn jemand bei ihm ist», sagte ich.
«Doch.» Jochen war zuversichtlich. «Dir hat er am Samstag ja auch die Tür aufgemacht. Es wird dich nur eine Kleinigkeit mehr kosten als mein Ausflug ins Kasino. Aber jetzt geht es ja auch um entschieden mehr. Hast du auch nur einen blassen Schimmer, was auf dich zukommt, wenn du mit deinem Verdacht richtig liegst? Dann geht die Sache nach Köln, und die werden dich auseinander nehmen. Am Ende heißt es noch, du hättest der Koska erzählt, was bei Godberg zu holen ist.»
Über diesen Aspekt hatte ich noch nicht nachgedacht. Für den nächsten Schritt benötigte Jochen die Unterstützung von Andreas Nießen. Sein neuer Duzfreund brauchte nur ein paar Sekunden, um Godbergs E-MailAdresse ausfindig zu machen und zu verhindern, dass der Polizeicomputer einen verräterischen Hinweis auf den tatsächlichen Absender gab.
Jochen verfasste eine Botschaft, die seiner Meinung nach Godberg davon überzeugen müsste, dass er dieses Gesprächsangebot nicht ausschlagen dürfe. Er gab sich als Henning Grossert aus und verdrehte die Tatsachen ein wenig. Erinnerte an den Tag, an dem Alex ihm ins Auto gefahren sei, und bekundete sein Interesse an einem Meißener Figürchen, Geschenk für die Frau Mama. Seinen Besuch kündigte er für acht Uhr abends an. Tagsüber war ja noch eine Menge mehr zu tun.
    Ich fuhr um halb sechs nach Kerpen, zog am Automaten fünfhundert Euro, ungefähr so viel hatte die Figur gekostet, die Olli zerdeppert hatte. Ich fuhr auch nochmal heim, aber essen konnte ich nichts. Hanne hatte keine Lust zu kochen. Der mir zugedachte Kartoffelsalat stand ja noch im Kühlschrank. Olli bekam ein Paar Wiener Würstchen mit einem Butterbrot, sie nahm sich das zweite Paar und den Salat. Als sie sich an den Tisch setzten, verließ ich die Wohnung wieder. Gesprochen hatten wir keine drei Sätze.
    Ich konnte Hanne nicht erklären, dass ich noch nicht beim Chef gewesen war und es sich nicht um eine offizielle Aktion handelte. Jochens düstere Prognose bezüglich des Verdachts, der bei anderen entstehen könnte, lag mir wie ein Stein im Magen. Wenn es so weit käme, wie sollte ich beweisen, dass ich nicht mit Maren über Godberg gesprochen hatte? Ein zwielichtiger Geschäftsmann, der um die Polizei lieber einen Bogen machte, in dessen Haus ein Vermögen herumstand oder lag. Das wäre wirklich ein guter Tipp gewesen.
    Schon um sieben Uhr stellte ich meinen Wagen in einer Querstraße ab. Eine knappe Stunde lang schlich ich herum. Über den Feldweg und hinter den Gärten vorbei, immer darauf bedacht, harmlos zu wirken und von Godbergs Anwesen aus nicht gesehen zu werden. In einem der Gärten war ein Mann beschäftigt. Auf dem Feldweg behandelte ein Junge von vielleicht zehn Jahren sein Mountainbike wie ein

Weitere Kostenlose Bücher