Mit der Hoelle haette ich leben koennen
und damit gemeinsam mit seinen Leuten unter anderem die Sitzgruppe vor den Zelten in der »Bronx« gezimmert. Ausgerüstet mit allem möglichen Schnickschnack, gab es tatsächlich nichts, womit man Jannik wirklich herausfordern konnte.
Justus und ich erstellten erstmal eine Liste der Dinge, die wir zusätzlich zu den Lebensmitteln benötigten, also: Töpfe, Herdplatten, Kellen, Siebe und eine Arbeitsplatte. Wir brauchten gut zwei Wochen für die Vorbereitungen, denn mitten im Niemandsland war verständlicherweise nur schwer an besagtes Material heranzukommen. Doch dank der helfenden Hände unserer Kameraden gelang es uns schließlich, all die nötigen Utensilien aufzutreiben.
Etliche Kameraden schwärmten aus, um aus welchen Kanälen auch immer Lebensmittel wie Nudeln, Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch, die unter diesen Umständen fast extravagant schienen, zu besorgen. Wir schafften es sogar, einen zwar spartanischen, aber funktionierenden Kochplatz zu errichten.
Noch heute muss ich grinsen, wenn ich an einige meiner Kameraden denke, die bei einer ihrer Patrouillen am Fahrbahnrand anhielten, um für uns einen Topf und ein Sieb zu kaufen. Den einheimischen Händlern muss es reichlich seltsam vorgekommen sein, wenn die grimmig dreinschauenden, bis an die Zähne bewaffneten und mit der Bristol geschützten Soldaten aus ihrem gepanzerten Wagen stiegen und ihren Krämerladen mit einer Schöpfkelle verließen.
Am Vorabend des italienischen Festes traf ich mich mit Justus zur Einsatzbesprechung. Ich hielt einen längeren Monolog und fragte Justus abschließend: »Haben wir alles, was wir brauchen?« Und schon las ich nochmal die Punkte auf der Vorbereitungsliste vor, fuhr dabei erneut die Haken nach, die ich hinter jede Sparte gesetzt hatte.
Justus, der kein Freund großer Worte war, antwortete nur trocken: »Läuft!«
Wir hatten besprochen, dass ich gemeinsam mit ein paar Kameraden die Tisch- sowie Zeltdekoration übernehmen sollte, während Justus für die Ärzte kochen wollte. Die Euphorie war groß, als wir uns trennten und jeder seinem Schlafplatz zustrebte. Sicher fieberten wir in gleichem Maß dem bevorstehenden Ereignis entgegen.
Den folgenden Tag über war ich im Notaufnahme-Einsatz und schleppte mich am Abend erschöpft in Richtung Dusche. Der Gedanke an das bevorstehende Fest sowie das kalte Wasser ließen mich jedoch schnell wieder munter werden.
Die Sonne war kaum untergegangen, als Justus und seine Kollegen wie abgemacht zu kochen begannen. Die Kameradin Angelika, die mich bei meiner Ankunft in Tetovo so »liebevoll« begrüßt hatte, half mir beim Dekorieren, andere kümmerten sich um die Getränke. Wir schmückten die schlichten Tische mit den aus der Küche »geliehenen« Servietten und Kerzen, denn wir wollten für eine gemütliche Atmosphäre sorgen.
»Okay, ich nehme die Tischreihe hier, und du fängst dort drüben an«, sagte ich. Als ich über meine Schulter blickte, war da ein grinsendes Gesicht.
»Alles klar«, sagte Angelika.
Es war schön, dass sie ebenso begeistert war wie ich.
Angelika erinnerte mich: »Vergiss deine Videokamera nicht.«
Sofort ließ ich die Servietten fallen und eilte in unser Zehnmannzelt. Da hatte ich doch tatsächlich bei all der Aufregung vergessen, die Akkus aufzuladen, was ich schnell nachholte.
Das Betreuungszelt und der Außenbereich davor waren extrem spartanisch eingerichtet: Es gab lediglich ein paar Gartenstühle und Tische, die ihre besten Tage bereits hinter sich hatten. Doch wir meisterten die Aufgabe »Zaubern Sie aus einem schäbigen
Tisch eine Tafel à la Italia« mit Bravour - das fanden wir in aller Unbescheidenheit jedenfalls. Ein Außenstehender hätte vielleicht keinen großen Unterschied zu vorher bemerkt, doch für uns, die wir allerhand Entbehrungen und Lieblosigkeit gewohnt waren, war die Verwandlung der Räumlichkeiten überdeutlich. Immerhin bedeuteten die Servietten, die Kerzen und sogar die Salzstangen einen schier unvorstellbaren Luxus.
Als wir unser Werk nach getaner Arbeit schweigend betrachteten, stellten wir übereinstimmend fest, dass sich unser Ambiente zwar nicht mit dem typischen Italiener um die Ecke messen konnte, doch hatte sich das karge, anonyme Betreuungszelt des 2. Kontingents Kosovo für diesen einen Abend in ein durchaus gelungenes Ristorante-Imitat verwandelt, wo auf die High Society des Elends ein unvergessliches kulinarisches Erlebnis wartete.
Nach und nach trafen unsere Kameraden im Betreuungszelt ein und
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