Mit der Liebe eines Highlanders
bedeutete. Wieder stutzte sie. »Und auch Vater Daar. Sie sind tot!«
Der Priester drehte sich um und blickte an sich hinunter. »Bin ich das?«, konterte er enttäuscht.
Morgan setzte sich neben sie und zog seine eigenen Stiefel an, hielt aber inne und sah sie an.
»Du bist nicht tot, Alter«, sagte Morgan ungeduldig. Er schwenkte seine große Hand in der Luft. »Mercedes glaubt, sie wäre gestorben und in den Himmel gekommen«, erklärte er. »Dank deines Zaubers.«
Vater Daar, der eher verwirrt als erleichtert wirkte, wandte sich an Sadie. »Was lässt dich glauben, dass wir alle tot sind, Mädchen?«
Sadie hob die Rechte und zeigte ihm die Handfläche. »Ich bin geheilt worden, Vater. Alle Narben sind verschwunden. Und ich wurde erschossen. Ich spürte, wie die Kugel meinen Körper durchdrang, doch habe ich keine Schmerzen, blute nicht und habe keine Narben mehr. Also bin ich tot.«
Der Priester warf einen raschen Blick auf das noch immer schimmernde Wasser, dann sah er Morgan durchdringend an und zog eine buschige weiße Braue hoch. »Du hast den Astknorren wieder benutzt?«, fragte er leise und zeigte auf das Wasser. »Du hast unser Geheimnis preisgegeben, um das Leben deiner Frau zu retten.«
Sadie sah, dass Morgan nickte.
»Und da sie ein Mensch der neuen Zeit ist, glaubt sie nicht, dass dies möglich ist«, fuhr der Priester fort und lenkte damit Sadies Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Sie sah Morgan an, und wieder nickte er.
Sadie stand auf, entschlossen, selbst etwas zu sagen. Sie trat vor den Priester, zog ihr Hemd aus und hob es so hoch, dass sie ihren Bauch freilegte.
»Die Kugel traf mich mitten im Rücken«, sagte sie. »Und kam an der Seite heraus.« Sie drehte sich und deutete auf ihren Rücken. »Und ich sollte hier mit Narben übersät sein, noch von dem Brand her, der meine Schwester tötete.«
Sie ließ den Hemdsaum fallen und verschränkte die Arme unter der Brust. »Ich bin völlig geheilt, Vater.«
Wieder hörte sie, wie Morgan neben ihr seufzte. Sie sah, dass er sich mit der Hand übers Gesicht fuhr.
»Wir können unser Ehegelöbnis nicht sprechen, solange ihr die Lage nicht klar ist«, sagte Morgan zum Priester. »Sie muss wissen, was für einen Ehemann sie bekommt.«
»Dann erkläre es ihr«, forderte Vater Daar. »Und beeil dich.« Er deutete auf Sadies Mitte. »Bei dem Tempo, das ihr vorlegt, wird euer Erstgeborenes Zähne kriegen, ehe ihr richtig verheiratet seid.«
Sadie trat zurück und bedeckte ihren Bauch mit der Hand. »Welches Erstgeborene? Wovon reden Sie da?«
»Willst du mir einreden, dass ihr eben ein unschuldiges Nickerchen hinter euch gebracht habt?«, fragte Vater Daar.
Sadie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg, bis sie das Gefühl hatte, entflammt zu sein.
»Wir legen unsere Gelübde ab, sobald sie alles versteht«, wiederholte Morgan.
»Ihr werdet sie jetzt vor mir und Gott ablegen, sonst gehe ich nach Hause und wasche meine Hände in Unschuld. Über diesem Tal zieht ein schreckliches Unwetter auf, das eurer Aufmerksamkeit bedarf. Aber nicht, ehe ihr anständig verheiratet seid.«
Noch immer unfähig, ihre entsetzten Augen über Morgans Gürtel zu erheben, wartete Sadie auf seine Entscheidung, ob er sie wirklich heiraten wollte oder nicht. Welche Rolle spielte das schon, wenn sie tot waren?
Und wenn sie wirklich am Leben waren?
»Wenn … wenn du mich nicht heiraten willst, dann lassen wir es«, sagte sie zu seiner Brust, nicht imstande, ihren Blick weiter zu heben, aus Angst vor dem, was sie in seinen Augen sehen mochte. »Wir vergessen den Rest der Woche und gehen jetzt einfach getrennt unserer Wege.«
Plötzlich wurde sie hochgehoben, zum Priester umgedreht und ihre Rippen wurden so heftig gedrückt, dass es ein Wunder war, dass sie nicht brachen.
»Los – fang an!«, herrschte Morgan Vater Daar an.
Als Liebeserklärung hörten sich diese zwei Worte für Sadie zauberhaft an. Ja, sie würden ihr gemeinsames Leben jetzt beginnen. Und es würde die glücklichste Verbindung sein, die der Himmel je gesehen hatte.
Diesmal würden ihre Gelübde echt sein, an diesem wundervollen Ort, der schöner war als jede Kirche, die Sadie je gesehen hatte. Sie würden eine Traumehe führen, die ewig währen würde.
Vater Daar hatte ein Büchlein aus seiner Tasche gezogen und schon angefangen, die Trauungsformel vorzulesen. Sadie strich die Vorderfront ihres Flanellhemdes glatt und entschied, dass sie den Worten wohl Aufmerksamkeit schenken sollte.
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