Mit der Liebe eines Highlanders
Rucksackes. Wo war ihr Messer? Sie brauchte etwas, eine Waffe, um sich zu verteidigen. Sie vergewisserte sich, dass er noch immer suchend zum Wald blickte, und rollte sich zu einer Gruppe junger Fichten. Als sie einen rindenlosen Zweig in Griffweite entdeckte, kämpfte sie sich daneben zum Sitzen hoch. Wieder warf sie einen Blick auf den Mann, nur um festzustellen, dass er sich über die Schulter nach ihr umdrehte und noch immer grinste, gänzlich unbesorgt, dass sie weit kommen würde, zusammengebunden wie ein Truthahn für den Kochtopf.
Ha! Diese Pute würde nicht kampflos im Topf landen.
Als er sich umdrehte und abermals pfiff, nutzte Sadie den Moment, um den kleinen Zweig abzubrechen, da sein Signal das Geräusch übertönte. Rasch steckte sie den scharfen kleinen Zweig unter den Arm.
Der Boden unter ihr fing zu grollen an. Ein Geräusch, erst schwach, dann anschwellend, bis es laut wie Donner immer näher kam. Ein riesiges, kräftiges Pferd erschien plötzlich und galoppierte durch den Wald. Dicht vor dem Mann blieb es rutschend stehen. Sadie musste ihr Gesicht vor aufspritzenden Erdklumpen schützen.
Ein Pferd?
Heilige Mutter Gottes. Das Ungeheuer besaß ein Pferd?
Sadie fiel ein, dass sie gehört hatte, ein Opfer dürfe sich nie von seinem Entführer an einen anderen Ort bringen lassen. Fast hätte sie verächtlich aufgelacht, so absurd war diese nutzlose Warnung. Wohin sollte er sie bringen? Gab es einen abgeschiedeneren Ort als diesen?
Das Pferd war das größte Exemplar seiner Gattung, das ihr jemals vor Augen gekommen war. Es trug einen merkwürdig aussehenden Sattel auf dem Rücken. An diesem Sattel befestigt waren ein Kleiderbündel, ein Sack und ein von Leder umhüllter Stab, der eine Angelrute sein musste.
Mit einem fast nachlässigen Blick zurück, um zu sehen, dass sie noch da war, tätschelte der Mann sein nervöses Pferd und zog die Kleider vom Sattel. Er drehte sich zu ihr um und fing an, sich anzuziehen.
Dem Kerl fehlte jegliches Schamgefühl.
Dann zog er Socken und Stiefel aus dem Sack, ging zu ihr und setzte sich neben sie, um sich fertig anzuziehen.
Sadie stellte fest, dass er angezogen um nichts weniger Furcht einflößend aussah. Er wirkte sogar noch mächtiger. Noch immer stumm wie ein Pantomime – was ihr allmählich sehr auf die Nerven ging – wischte er seine Füße ab und zog die Socken an.
Sadie ging darüber hinweg, dass sie selbst nicht eben redselig gewesen war. Sie war hier das Opfer. Sie hatte ein Recht darauf, vor Schreck stumm zu sein.
Nachdem er fertig war, stand er auf, umfasste ihre Taille und stellte sie auf die Beine. Sadie zog ihr Stöckchen heraus und schlug ihm damit mitten auf die Brust.
Sie traf das merkwürdig aussehende Ding, das er an einem Band um den Hals trug. Es lenkte ihren Schlag ab und gab ihm die Chance, ihr den Stock zu entwinden. Während er sie mit grünen und nun vom Lachen gefärbten Augen anschaute, brach er den Zweig entzwei und warf ihn zu Boden. Er bückte sich und hob sie auf seine Schulter.
Sadie trat wild zappelnd um sich, als ginge es um ihr Leben.
Und dann schrie sie aus vollem Hals.
Ihr Peiniger erschrak so sehr, dass er sie wie einen Sack mit wurmigem Mehl auf den Boden fallen ließ und sich die Ohren zuhielt. Sein Pferd wich gut fünf Schritt zurück und schüttelte seinen Kopf, als hätten seine Pferdeohren Schaden genommen. Sadie zerrte an dem Klebeband um ihre Füße.
»Du Bastard!«, schrie sie, überglücklich, ihre Stimme wiedergefunden zu haben. »Verschwinde, ehe ich dich in Stücke reiße.«
Die Hände noch immer über den Ohren, stand der Mann nur da und starrte sie an. Er schüttelte leicht den Kopf, dann drehte er sich um und ging ruhig zu seinem Pferd. Er band seine Angelrute vom Sattel und zog sie aus der Lederhülle.
Sadie machte den Mund zu. Es war keine Angelrute, sondern ein verdammt großes, bedrohlich aussehendes Schwert.
Sie trat um sich und rutschte so rasch wie möglich zurück, bis sie gegen einen Baum stieß. Der Mann ging mit zusammengekniffenen Augen auf sie zu, und blieb stehen, als seine gestiefelten Füße sie berührten.
Nun erst merkte Sadie, dass ihr kleines Katz-und-Maus-Spiel zu Ende war. Sie schloss die Augen und wartete.
Doch anstatt des erwarteten Stiches auf ihrer Haut spürte Sadie seinen warmen zärtlichen Mund, der den ihren bedeckte.
Sie schlug die Augen auf und starrte in tiefe, immergrüne Augen. Der Hüne hob seine Hand, umfasste ihre Wange und zog sie näher, während
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